Und eines Tages kommt das Glück
tätlich angegriffen, und er soll nicht ungestraft davonkommen.«
»Ich habe dir nichts getan, du blöde Kuh«, schimpfte er. »Wenn, dann würdest du jetzt anders aussehen.«
Romy fasste sich an die Augen, überrascht, dass erneut die Tränen flossen, denn es gab nichts, weswegen sie weinen müsste. Sie stellte auch fest, dass sie zitterte, und rieb sich mit den Händen über die Oberarme.
»Ich will ebenfalls Strafanzeige erstatten.« Kathryns Stimme war unerwartet fest, als sie den Arm ausstreckte und Romys Hand ergriff. »Ich bin mir absolut sicher.«
»Du verfluchte Schlampe!«, schrie Alan. »Das wird dir noch leidtun. Und das weißt du genau. Dich krieg ich noch …« Seine Stimme wurde leiser, als er merkte, dass die beiden Polizisten ihn aufmerksam beobachteten. »Das ist eine Familienangelegenheit«, sagte er. »Kathryn ist ein Flittchen und bekommt nur das, was sie verdient.«
Kathryn fehlten die Worte, um darauf etwas zu erwidern. Und dann nahm Richard Carr Alan Palmer fest.
Alan kam in Untersuchungshaft. Kathryn konnte nicht glauben, dass er tatsächlich im Gefängnis saß. Doch die beiden Polizeibeamten hatten dem Richter erklärt, dass sie in ihm eine potentielle Bedrohung für Kathryn und auch für Romy sahen; außerdem befürchteten sie, dass er sich absetzen und der irischen Gerichtsbarkeit entziehen könnte. Der Richter entsprach ihrem Antrag. Und so wurde Alan Palmer zum Erstaunen aller in eine Zelle abgeführt. Niemand von ihnen hatte Erfahrung damit, dass jemand innerhalb weniger Stunden verhaftet, beschuldigt und in Haft genommen wurde.
»Warum hast du eigentlich nichts gesagt?«, fragte Romy, als sie zusammen in Veronicas Küche saßen.
»Ich habe mich so geschämt«, gestand Kathryn. »Ich konnte
einfach nicht glauben, dass ich mich von ihm habe schlagen lassen.«
»Dir muss doch schon früher aufgefallen sein, dass er zu Gewalttätigkeit neigt, oder?« Darragh erneuerte den Eisbeutel auf seiner Hand, die im Laufe des Abends dramatisch angeschwollen war. »Ich meine, man verwandelt sich doch nicht plötzlich von einer Sekunde auf die andere in ein wildes Tier.«
»So plötzlich kam das auch nicht«, stimmte Kathryn ihm zu. »Aber ich habe nicht begriffen, was da passiert.« Sie seufzte tief. »Am Anfang war Alan nur sehr besitzergreifend. Und das habe ich irgendwie sogar richtig süß gefunden, weil sich nie zuvor jemand so für mich interessiert hatte. Aber dann ist er mehr und mehr … na ja, er hat zu klammern angefangen und wurde immer eifersüchtiger. Jedes Mal, wenn ich mich mit jemandem getroffen habe, hat er wissen wollen, wer das ist, wohin ich gehe und wann ich wieder zu Hause sein werde … Ich habe ihn deswegen aufgezogen. Er hat daraufhin immer nur gelacht und gemeint, dass er sich Sorgen um mich machen würde. Aber ein bisschen eigenartig war das schon. Dabei ist er jedes Mal ziemlich grob geworden, hat aber gleichzeitig behauptet, dass er mich so wahnsinnig lieben würde, aber er hat mir wehgetan … Und eines Abends hat er mich dann geschlagen.«
»Ich kann nicht verstehen, warum du ihn nicht schon früher verlassen hast«, sagte Romy. »Ich bitte dich, Kathryn, das war häusliche Gewalt. Warum, in Gottes Namen, bist du noch geblieben?«
»Weil er mir erklärt hat, dass es ihm leidtut, dass er es nicht gewollt hat«, erklärte Kathryn ihren Geschwistern. »Und ich habe ihm geglaubt.«
Darragh schüttelte den Kopf.
»Jetzt ist mir das alles natürlich sonnenklar!«, rief Kathryn. »Aber zu der Zeit war es das nicht. Und natürlich habe ich mir Gedanken um unsere Ehe gemacht, darüber, dass Alan plötzlich
so aggressiv war, aber ich dachte, na ja, das ist nur … Ich habe geglaubt, dass wir mit diesem Problem gemeinsam fertigwerden. Vielleicht ist es ihm einfach wichtig, derjenige zu sein, der in unserer Ehe das Sagen hat, habe ich gedacht – ihr wisst schon, der Alphamann und so. Vielleicht hat er sich davon bedroht gefühlt, dass ich in meinem Beruf ebenfalls Erfolg habe. Männer sind so«, fügte sie leise hinzu. »Sie mögen es nicht, wenn Frauen ihnen sagen, wo es langgeht.«
Romy warf Darragh einen Blick zu, dessen Gesicht sich bei Kathryns Worten leicht verfärbt hatte.
»Nicht alle Männer schlagen deswegen aber gleich zu«, sagte er. »Ganz egal, wie sehr sie sich auch ärgern und wie sehr sie es sich auch wünschen mögen, als Herr im Haus aufzutreten. Den meisten Männern würde das nicht im Traum einfallen.«
»Ich weiß.« Eine Träne
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