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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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erwiderte Darragh, »bei der Geschichte kommen
jedem die Tränen. Was ist das für ein Mann, der die eigene Frau schlägt?«
    »Ach, viele Männer tun das«, sagte Giselle.
    »Wirf uns nur alle in einen Topf«, spöttelte Darragh.
    »So habe ich das doch nicht gemeint«, protestierte sie. »Aber es laufen genügend gewalttätige Männer herum, und auch Frauen, die sich schlagen lassen, und das ist nicht richtig. Mich erstaunt nur, dass dies Kathryn passiert ist. Sie weiß doch sonst so genau, was sie will. Bei ihr zieht im Streit normalerweise jeder den Kürzeren, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es einfach so zugelassen hat, dass dieser Mann sie schlägt.«
    »Ich weiß.« Darragh machte ein finsteres Gesicht. »Sie hat erzählt, dass es eine Art schleichender Prozess war.« Und dann berichtete er Giselle alles, was Kathryn erzählt hatte, während er sich auszog und sich endlich ins Bett legte.
    »Deine Hand!« Als sie die Schwellung sah, schnappte Giselle entsetzt nach Luft. »O mein Gott, Darragh, du siehst aus, als hättest du dich geprügelt.«
    »Habe ich ja, aber ich bin nicht stolz darauf, diesen Kerl niedergeschlagen zu haben«, erwiderte Darragh. »Auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren ist falsch. Das hat Dad mir immer eingebläut. Aber ich hatte keine andere Wahl.«
    Giselle nahm seine verletzte Hand in die ihre. »Mein Held. Das heißt, du bist der Held unserer ganzen Familie.«
    Darragh schnaubte. »Keine Sorge, Montag bei der Vorstandssitzung wird Kathryn das alles längst wieder vergessen haben.«
    »Möglicherweise nicht«, meinte Giselle tröstend. »Vielleicht erkennt sie endlich an, dass du weißt, was du tust.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat bereits ein paar bissige Kommentare über den Ökostromdeal und über die Schweiz und Deutschland losgelassen. Ihrer Meinung nach ist der Deal mit der deutschen Firma erste Wahl, und sie hat auch schon ein paar Ideen zur Finanzierung … Woher sie allerdings die Zeit genommen
hat, sich alle diese Informationen zu besorgen, während ihr Mann sie grün und blau geschlagen hat, ist mir ein Rätsel.«
    »Vielleicht hat sie das gemacht, um sich abzulenken«, sagte Giselle.
    »Vielleicht.« Darragh gähnte plötzlich und ließ sich ins Bett sinken. »Ich bin hundemüde«, erklärte er. »Die letzten paar Stunden war ich so auf Adrenalin, dass ich jetzt völlig ausgebrannt bin.«
    »Dann schlaf«, meinte Giselle. »Das hast du dir wirklich verdient.«
    »Danke.« Darragh schloss die Augen, und wenige Minuten später schnarchte er bereits leise.
    Giselle lag einige Minuten schlaflos neben ihm, ehe sie wieder aufstand. Sie war hellwach und wusste, dass es länger dauern würde, bis sie wieder müde wäre. Sie schlüpfte in ihren seidenen Morgenmantel und ging leise in Mimis Zimmer hinunter. Ihre Tochter lag auf dem Rücken, die Arme über dem Kopf und die blonden Locken wie einen Fächer auf dem pinkfarbenen Kissen ausgebreitet. Es bricht einem das Herz, so schön ist sie, dachte Giselle. Und eines Tages würde sie vielleicht einen Mann kennenlernen, der die Liebe ihres Lebens war, und sie würden zusammenleben oder heiraten und … Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmen und ihr wehtun würde … Giselle war schockiert, welche Wut bei dem Gedanken wie eine Stichflamme in ihr hochschoss. Niemals würde sie es zulassen, dass jemand ihrer wunderschönen Tochter etwas antat, und Darragh auch nicht. Plötzlich war sie sehr stolz darauf, dass Darragh Kathryn verteidigt hatte. Natürlich war Gewalt nicht immer empfehlenswert, aber im Zweifelsfall konnte sie sich wirklich glücklich schätzen, mit einem Mann verheiratet zu sein, der dazu fähig war. Und wenn er schon bei Kathryn so reagierte, dann konnte Giselle sich vorstellen, was er mit jemandem machen würde, der sie oder Mimi oder die Kleine bedrohen würde. Giselles Herz floss über vor Liebe zu Darragh.
Sie waren wirklich eine starke Familie, und die kleine Miss Mollie würde bald auch dazugehören.
    Das arme Kind. Giselle legte beide Hände auf den Bauch. Sie hatte noch immer zu kämpfen, eine positive Einstellung zu ihrer (möglicherweise) übergewichtigen Tochter zu entwickeln. Wie würde ihr Leben als Dickerchen wohl aussehen? Wenn sie kein so hübsches und entzückendes kleines Mädchen wäre wie Mimi? Was, wenn sie Rosa hasste? Giselle fragte sich, wie sie wohl mit einer widerspenstigen Leseratte wie Kathryn oder mit einer etwas verrückten Tochter wie Romy fertigwerden würde. Vor allem Romy.

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