Und eines Tages kommt das Glück
mal zusammensetzen und ein ernstes Wort mit ihnen reden müssen, beschloss Darragh. Es hatte schließlich keinen Sinn, ihnen dicke Gehälter zu bezahlen, wenn sie die Kunden nicht halten konnten.
Darragh scrollte zur nächsten E-Mail weiter. Norman Mulligan aus dem Golfclub erinnerte ihn an das Dinner am Freitag und an sein großzügiges Angebot, für die Auslosung den Hauptpreis, eine Reise, zu spendieren.
Wieso habe ich mich darauf nur eingelassen? fragte sich Darragh. Was war in ihn gefahren, als er versprochen hatte, einen Gutschein für eine Urlaubsreise für zwei Personen nach Barbados zu stiften, der auch noch ein Jahr lang einzulösen war? Er hätte sich besser auf eine Woche auf den Kanaren oder Ähnliches beschränken sollen; auch das war schon mehr als großzügig. Doch er hatte sich wohl überlegt, welche Art von Urlaub er bevorzugte, und deshalb ein wenig übertrieben. Außerdem hatte er vor den Erfolgsmenschen im Club nicht knauserig erscheinen wollen.
So war das nun mal in diesem Golfclub. Fast jeder dort war ein hohes Tier in der Wirtschaft, und die meisten Mitglieder waren Geschäftsführer internationaler Unternehmen. Im Vergleich
dazu war Dolan Component Manufacturers ein kleiner Fisch, auch wenn DCM viele dieser Firmen mit Anlagen und Maschinen belieferte.
Darragh trank einen weiteren Schluck Wein und spürte, wie dessen wohlige Wärme den plötzlichen Anfall von Anspannung dämpfte, der ihn gepackt hatte. Normalerweise wurde er wegen des Geschäfts nicht nervös. Er wusste, dass seine Firma stark und er ein würdiger Nachfolger seines Vaters war. Für Darragh war dies enorm wichtig, da Tom das Unternehmen (auf das er als ältester Sohn ein Anrecht hatte) mit seiner unspektakulären, aber umso effizienteren Art auf eine solide Basis gestellt hatte. Tom hatte damals natürlich bei weitem nicht so viele gesellschaftliche Verpflichtungen gehabt wie Darragh heutzutage. Doch nun lagen die Dinge anders. Man musste im Golfclub sein und verschiedenen Berufsverbänden angehören, um vorwärtszukommen und gleichzeitig den Anschluss nicht zu verlieren. Darragh begriff diese Zusammenhänge instinktiv, und sowohl der Golfclub als auch die Verbände hatten ihm viele gute Kontakte eingebracht.
Veronica wusste, dass ihr Sohn genau der Richtige für diesen Job war, auch wenn Kathryn diese Ansicht nicht teilte. Beim Gedanken an seine jüngere Schwester, die sich vehement gegen seine Ernennung zum Geschäftsführer ausgesprochen hatte, stieg in Darragh plötzlich so etwas wie Zorn hoch.
»Du wirst es schon noch sehen!«, hatte Kathryn aufgebracht zu Veronica gesagt, als die drei an dem Rosenholztisch in dem engen Besprechungszimmer saßen. »Er ist kein Geschäftsmann.«
»Dein Dad wollte, dass er die Firma übernimmt«, erklärte Veronica. »Und jetzt ist es an der Zeit. Christian ist dem nicht gewachsen, und Darragh ist genau der Richtige, um an seine Stelle zu treten.«
»Ich weiß, was ich tue«, sagte Darragh. »Und mach dir keine Sorgen, Katy, du kriegst schon weiterhin deine Dividenden.«
»Um meine Dividenden mache ich mir keine Sorgen«, hatte
Kathryn spitz erwidert. »Ich mache mir Sorgen um die Zukunft von DCM. Es ist ja nicht so, dass du keine Ideen hättest, Darragh, es sind nur die falschen.«
»So? Und was genau meinst du damit?«
»Dass du unbedingt die Büroräume modernisieren musst. Mit Glaswänden und ultramodernen Büromöbeln. Das haben wir doch nicht nötig.«
»Da täuschst du dich aber«, erklärte er ihr triumphierend. »Das ist genau das, was wir brauchen – eine Generalüberholung, um allen zu beweisen, dass DCM eine fortschrittliche Firma ist und überall mithalten kann.«
»Wenn du schon Geld ausgeben musst, dann für die Fabrikhallen und nicht für die Büros«, meinte Kathryn.
»Du hast doch keine Ahnung von PR und Imagebildung«, höhnte Darragh. »Das wirst du nie haben.«
»Oh, aber die süße Giselle versteht viel davon, vermute ich, wie?« Herausfordernd sah Kathryn ihren Bruder an.
»Ja«, erwiderte Darragh schlicht. »Sie hat ein gutes Auge und ein Gespür für Schönheit. Sie mag ja nicht studiert haben wie du oder ich, aber sie besitzt viel gesunden Menschenverstand.«
»Den hat sie in der Tat«, hatte Veronica ihm zugestimmt.
»Die Frau kostet uns jede Menge Geld«, erklärte Kathryn säuerlich. »Allein ihre Garderobe, ihr Schmuck und ihre teurere Kosmetik! Aber tu, was du nicht lassen kannst. Mir ist das längst egal. Dad war ein alter Narr, und du
Weitere Kostenlose Bücher