Und eines Tages kommt das Glück
gern aß. Aber
sie hatte zurzeit nicht den geringsten Appetit, und die Vorstellung, kochen zu müssen, verursachte ihr Übelkeit. Wenn, dann machte sie sich nur etwas Lachs oder Hühnerfleisch mit ein wenig gedämpftem Gemüse, was wiederum Darragh dazu veranlasste, über diese Hungerrationen zu murren. Ärgerlich daran war nur, wie sogar Giselle zugeben musste, dass Darragh für einen Mann in den Dreißigern, der überwiegend rotes Fleisch und tütenweise Pringles aß, in bemerkenswert guter körperlicher Verfassung war. Bisher hatte er noch keinen Bauchansatz entwickelt wie so viele Männer an der Schwelle zur Lebensmitte (nicht dass er mit sechsunddreißig Jahren schon als Mann in mittleren Jahren zu bezeichnen gewesen wäre, aber immerhin!). Darragh trainierte regelmäßig in einem Fitnesscenter in der Nähe der Firma und nahm jedes Jahr am Dublin City Marathon teil. Also hätte Giselle sich um seine Fitness eigentlich keine Sorgen zu machen brauchen. Andererseits hatten sie viele gesellschaftliche Verpflichtungen, da Darragh Mitglied diverser Berufsorganisationen war und in vielen Ausschüssen saß, sodass sie sich auf allen möglichen Veranstaltungen zeigen mussten. Wahrscheinlich trank Darragh auch zu viel, da es schwierig war, bei diesen Einladungen ganz auf Alkohol zu verzichten, und er rauchte – wenn auch nur gelegentlich eine Zigarre mit Geschäftsfreunden –, doch Giselle vermutete, dass dies ebenfalls Auswirkungen auf seine Gesundheit hatte. Nicht zuletzt war da seine große Vorliebe für Kartoffelchips, und als Geschäftsführer von DCM stand er permanent unter Stress (ganz egal, wie sehr Darragh dies auch abstreiten mochte).
Giselle trommelte leicht mit den Fingerspitzen auf die Armlehne. Als sie vor zwei Jahren die Generalüberholung der Firma organisiert hatte, hatte sie eigentlich auch den Namen des Betriebs ändern und ihm einen moderneren, bedeutungsvolleren Anstrich geben wollen. Aber Darragh hatte ihr erklärt, dass sein Vater die Firma als Dolan Component Manufacturers gegründet habe und dass dies auch so bleiben solle. Außerdem, hatte er hinzugefügt,
sei der Name bedeutungsvoll genug, schließlich fertigten sie industrielle Bauteile. Der Name sei perfekt.
Giselle machte es sich auf dem anderen Ende des Sofas bequem. Sie konnte hören, wie die Mikrowelle »Ping« machte, und schloss daraus, dass Darragh sich für die Lasagne von Weight Watchers entschieden hatte. Sie würde morgen frische Lebensmittel einkaufen. Manchmal wurden sie von Magda bekocht, ihrem Kindermädchen, das vier Tage die Woche bei ihnen war. Darragh war darüber jedes Mal hocherfreut, da Magda aus Ungarn stammte und am liebsten Gulasch kochte, ein Lieblingsgericht von Darragh. Giselle selbst hatte keinerlei Ambitionen, was das Kochen betraf, auch wenn sie gerade nicht schwanger war. Sie konnte dem Essen nicht mehr viel abgewinnen, seit sie etliche Kilo abgenommen und sich von einem pummeligen Teenager in eine langbeinige junge Frau verwandelt hatte. Dies hatte ihr Leben entscheidend verändert. Zuvor hatte niemand ihre wunderbare Haut, ihre blauen Augen oder ihr blondes Haar bemerkt. Man hatte nur ihre dicken Oberschenkel und ihren schwabbeligen Bauch gesehen. Mittlerweile lag die Sache vollkommen anders. Wenn die Leute sie jetzt ansahen, dann nahmen sie wirklich sie wahr. In die sechzehnjährige Giselle hätte Darragh Dolan sich nie verliebt, aber der zwanzigjährigen war er sofort mit Haut und Haaren verfallen. Die Heirat mit Darragh war das Beste gewesen, was ihr jemals im Leben passiert war. Deshalb hatte Giselle seitdem jeden Tag hart daran gearbeitet, dass die Pfunde nicht wiederkehrten und sie für ihren Mann attraktiv blieb. Aus diesem Grund war auch so wenig zu essen im Haus, da Giselle befürchtete, sonst rückfällig zu werden und sich aus reiner Fressgier mit Würstchen und Pommes vollzustopfen.
Allein der Gedanke daran ließ ihr schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Giselle stellte den Fernseher lauter und konzentrierte sich wieder auf die romantische Komödie, um sich vom Essen abzulenken.
Darragh saß indes am Küchentisch und aß seine Mikrowellenmahlzeit direkt aus dem Pappkarton. Die Lasagne wies keinerlei Ähnlichkeit mit der appetitlichen Abbildung auf der Packung auf. Jedes Mal, wenn Darragh etwas in die Mikrowelle schob, schaffte er es, den Inhalt der Packung entweder zu einem ungenießbaren Klumpen zusammenzuschweißen, oder aber er erhitzte ihn nur so kurz, dass er befürchten
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