Und eines Tages kommt das Glück
zu ihr gesagt hatte. (Ehrlicherweise sollte wohl angemerkt
werden, dass Veronica damals keine Clubs gemeint, sondern vielmehr versucht hatte, Kathryn zum Mitmachen bei dem Twister-Spiel zu überreden, das Dermot an Weihnachten mit nach Hause gebracht hatte. Doch Kathryn hatte entschieden abgelehnt mit der Begründung, das sei nicht ihre Sache.)
Was ist denn eigentlich meine Sache?, fragte sie sich, während sie beobachtete, wie ihre Kollegen es sichtlich genossen, zu den wenigen Auserwählten in der exklusiven VIP-Lounge zu gehören. Nach einigen Gratiscocktails hatten sich die meisten von ihnen unter die pulsierende Menge gemischt und verrenkten sich auf der Tanzfläche zu dem dröhnenden Beat des Basses, der durch die Luft wummerte. Schöne Frauen – wirkliche Schönheiten, dachte Kathryn, und nicht nur teuer zurechtgemacht wie ich – wirbelten und kreisten auf der Fläche aus buntem Glas, zeigten jeden Zentimeter ihrer langen, gebräunten Beine und gaben reichlich Einblick in ihre chirurgisch modellierten Dekolletés. Der Club gestattete nur solchen Gästen Zutritt, die in irgendeiner Weise trendig, schick oder exklusiv waren, und diese Frauen gehörten alle zu den angesagten Szenegirls von New York. Heute Abend schienen sich jedoch auch einige Prominente unter das übliche Partyvolk gemischt zu haben. Kathryn erkannte neben dem Supermodel, das gerade lässig über die Tanzfläche schritt, eine Schauspielerin mit Oscar-Nominierung und auch die leicht verrückte (und deshalb von den Medien besonders geliebte) Tochter eines Präsidentschaftskandidaten.
Kathryn hätte niemals vor den Argusaugen der Türsteher bestehen können, wäre sie nicht mit der Firma hier – nicht einmal in ihrem kurzen schwarzen Kleid, den spitzen Highheels und mit ihrem für sie untypisch aus dem Gesicht gegelten Haar, das sie ein wenig extravaganter erscheinen lassen sollte. Nicht dass sie schlecht ausgesehen hätte, sie strahlte nur einfach die falschen Schwingungen aus, und zwar die eines Menschen, der genau wusste, dass er hier nichts zu suchen hatte.
»Ein Cocktail für die Dame!«, kreischte Leonard, einer ihrer Kollegen, und drückte ihr ein Glas mit einer giftig aussehenden grünen Flüssigkeit in die Hand. »Die Spezialität des Hauses … kann mich nicht erinnern, wie das Zeug heißt, aber es wird dir den Stöpsel raushauen!«
Vielleicht genau das, was ich jetzt brauche, dachte Kathryn, als sie vorsichtig daran nippte. Vielleicht ist ja genau das mein Problem, nämlich die Tatsache, dass ich immer alles überanalysiere, statt die Dinge zu akzeptieren, wie sie sind, und mit ihnen zu leben. Vielleicht ist es doch nicht so schlimm, und es ist alles mein Fehler. Möglicherweise hilft es ja, wenn ich ein paar Cocktails kippe.
»Schmeckt er dir?« Sie las die Worte mehr von Leonards Lippen ab, als dass sie verstand, was er sagte.
Sie nickte und trank das Glas rasch aus. Leonard lachte und winkte einem der Männer mit nacktem Oberkörper hinter dem Tresen zu. »Noch einen!« Lautlos formten seine Lippen die Bestellung.
Kathryn trank einen zweiten Cocktail und dann noch einen. Da sie keinerlei Wirkung verspürte, fragte sie sich, ob die Drinks wirklich so gefährlich waren oder ob sie nur aus Säften bestanden, mit einem Schuss Alkohol darin. Umso besser, dachte sie. Sie wollte auf keinen Fall betrunken den Club verlassen. Wieder haderte sie mit sich, wie unklug es von ihr gewesen war hierherzukommen.
»Komm, tanz mit mir!« Leonard zerrte sie auf den Glasboden und fing an, im Rhythmus der Musik mit dem Kopf zu wackeln. Kathryn schwankte und versuchte, mit ihm mitzuhalten, aber ihr wurde klar, dass jegliches Rhythmusgefühl, das sie je gehabt haben mochte, von den Cocktails, die offensichtlich doch beträchtliche Mengen an Alkohol enthielten, zunichtegemacht worden war. Es fiel ihr sogar schwer, aufrecht zu stehen.
»Camille Carson!« Kathryn hörte Leonards Stimme durch
den Nebel dringen und folgte der Richtung seines ausgestreckten Arms bis zu einer der Nischen, wo eine aufregend aussehende Brünette saß. Camille Carson, die Tochter eines Talkshow-Gastgebers, führte im Augenblick die Liste der It-Girls an und war sogar noch populärer als das Supermodel, die Schauspielerin mit Oscar-Nominierung oder die Tochter des Präsidentschaftskandidaten. Dass sie den Club mit ihrer Anwesenheit beehrte, würde diesen in Zukunft sicher noch begehrter machen, zumindest die nächsten Monate. Kathryn wusste, dass diese Clubs fast
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