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Und eines Tages kommt das Glück

Und eines Tages kommt das Glück

Titel: Und eines Tages kommt das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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ebenso schnell an Popularität gewannen und diese wieder verloren wie A-Listen-Promis. Sie hatte einmal für eine Firma in der Unterhaltungsbranche gearbeitet, die auch einige Nachtclubs betrieb, und wusste, wie die Dinge dort liefen. Was heute »in« war, war morgen schon wieder »out«. So schnell konnte man gar nicht schauen.
    Sie hätte den dritten Cocktail besser nicht trinken sollen. Alles verschwamm ihr vor den Augen, und sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie sich vor ihren Kollegen nicht gehenlassen wollte, auch wenn dies den angestrebten gruppendynamischen Prozess sicher erheblich beschleunigen würde. Bisher hatte sie es geschafft, sich noch nicht danebenzubenehmen. Jedes Mal, wenn Leonard sich ihr zuwandte, versuchte sie, ein überlegenes Lächeln aufzusetzen, aber sie wusste genau, dass nichts als Unsinn herauskäme, wenn sie den Mund aufmachte. Aber was spielte das für eine Rolle? Bestimmt waren doch alle hier längst zugedröhnt bis unter die Haarspitzen. Nüchtern zu bleiben war wahrscheinlich ein größeres Verbrechen, als sich zu betrinken, Marihuana zu rauchen oder Kokain zu schnupfen.
    Doch Kathryn wollte weder das eine noch das andere sein. Sie hatte die Cocktails nur aus einer dummen Laune und aus dem naiven Glauben heraus, sich danach besser zu fühlen, in sich hineingekippt. Im Grunde hatte sie sich eigentlich nach dem Zustand gesehnt, wieder jung zu sein und Dummheiten machen zu können, ohne sich dafür verantworten zu müssen. Natürlich war ihr
das nicht oft passiert (falls sie ihre Hochzeit mit Alan, die ihr zu dem Zeitpunkt völlig vernünftig erschienen war, nicht dazuzählte), das lag ihr einfach nicht. Aber an einen bestimmten Abend erinnerte Kathryn sich genau. Damals war sie noch ein Teenager gewesen und hatte sich hinter dem Haus erst mal einen tiefen Schluck aus einer Flasche Cider genehmigt, bevor sie in die Disco gegangen war und dort weitergetrunken hatte, obwohl sie den säuerlichen Geschmack nach Äpfeln eigentlich nicht mochte. Sie hatte genau gewusst, wie dumm das war, aber sie hatte jedem beweisen wollen, dass sie nicht so unnahbar und vernünftig war, wie alle von ihr dachten.
    Als sie nach Hause gekommen war, war sie total betrunken gewesen. Geschlagene fünf Minuten hatte sie dazu gebraucht, den Schlüssel ins Schloss zu fummeln und die Haustür aufzusperren, und als sie es endlich bis in den Flur geschafft hatte, hatte Veronica sie zur Rede gestellt und von ihr wissen wollen, ob sie getrunken habe. Kathryn, leicht schwankend, war in hilfloses Gelächter ausgebrochen.
    »Natürlich«, sagte sie. »Natürlich habe ich getrunken. Du glaubst doch wohl nicht, dass es mir so gehen würde, wenn ich nüchtern wäre.« Und mit diesen Worten hatte sie ihre Schuhe mit den Keilabsätzen von den Füßen gestreift und sich am Fuß der Treppe zusammengekauert.
    Vage erinnerte Kathryn sich daran, dass Romy sie neugierig durch die Stäbe des Treppengeländers gemustert hatte. Sehr interessiert hatte die Kleine, auf deren Gesicht sich gleichzeitig Entsetzen und Belustigung widerspiegelten, die für sie befremdlichen Vorgänge beobachtet, und Kathryn hatte sich gefreut, endlich mal Interesse bei ihrer Halbschwester zu wecken und als normal angesehen zu werden.
    »Das werde ich nicht dulden«, sagte Veronica. »Es geht nicht, dass du die halbe Nacht ausbleibst und betrunken nach Hause kommst.«

    »Warum nicht?«, fragte Kathryn mit schwerer Zunge. »Darragh macht das doch auch.«
    »Erstens tut er so etwas nicht«, erwiderte Veronica. »Und zweitens ist er älter als du. Und außerdem ist er ein Mann. Das ist etwas anderes.«
    Kathryn schnaubte. »Nein, das ist es, verdammt noch mal, nicht. Du lässt ihm alles durchgehen. Der kann machen, was er will, und du findest das auch noch toll. Weil er ein Junge ist. So ein Blödsinn.« Dann hatte sie die Augen geschlossen, und Veronica hatte ihr ins Bett geholfen, wo sie voll bekleidet sofort einschlief.
    Am nächsten Morgen hatte sich ihr Kopf angefühlt wie unter Dauerbeschuss. Veronica hatte mitfühlend, aber sachlich reagiert.
    »Ich bin froh, dass der Alkohol wieder aus deinem Körper draußen ist«, erklärte sie. »Jeder muss mal erleben, wie es sich anfühlt, einen Kater zu haben  – und sei es nur als Abschreckung. Und du darfst nie vergessen, dass es nicht gut ist, wenn man sich gehenlässt.«
    Ein guter Rat von Veronica. Sie konnte einem durchaus wertvolle Ratschläge geben, wie Kathryn hin und wieder bemerkte, nur dass sie

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