Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
nahegelegenen Wolfestone gekauft hatte. Damit verunsicherte er sie zutiefst. Aber viel Auswahl hatte es in der kleinen Stadt nicht gegeben, und natürlich könnte Jacob sich das Spiel der Könige auch aus purem Gold gegossen leisten.
„Danke“, sagte er ruhig. „Ich danke dir sehr, Mollie.“
Plötzlich wusste sie, dass sie alles richtig gemacht hatte. „Gern geschehen.“
Einen Moment lang standen sie nur voreinander und lächelten sich an. Am liebsten hätte Mollie die Distanz zwischen ihnen überbrückt, die Arme um seine Hüften geschlungen und sich an Jacobs breite Brust geschmiegt, aber das wagte sie nicht. Doch berühren musste sie ihn, wenigstens ein bisschen. Also streckte sie die Hand aus und legte sie auf seine Wange.
Für den Bruchteil einer Sekunde schloss er die Augen, dann öffnete er sie wieder. Mollie zog ihre Hand zurück, noch bevor Jacob die Initiative ergreifen konnte.
„Gute Nacht“, wisperte sie und verließ die Küche.
Es war zu viel. Der Ansturm ungewohnter Emotionen war zu überwältigend. Seine durch jahrelange Selbstkasteiung erworbene Kontrolle drohte sich aufzulösen, und Jacob wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
Als er Mollie die Treppe zum Obergeschoss hinaufhuschen hörte, stieß er den schmerzhaft angehaltenen Atem in einem Stoß aus. Immer noch glaubte er, ihre sanfte Hand auf seiner Wange zu spüren. Hier ging es längst nicht mehr um Sex, so viel war ihm klar. Doch das Ausmaß der ungewohnten Emotionen, die ihn überfluteten, machte ihm Angst und erschütterte ihn bis ins Innerste.
Liebe …
Er hatte sich in Mollie Parker verliebt. In ihre Wärme, ihren wachen Geist, die bernsteinfarbenen großen Augen, die wilden roten Locken …
Er musste weg hier! Weg aus der Küche mit der Geburtstagstorte aus Schokolade und dem ersten Geburtstagsgeschenk seines Lebens. Auch das war ihm einfach zu viel. Er hatte früh gelernt, keine Geschenke, keine Überraschungen oder freundliche Zuwendung zu erwarten. Und er war es gewohnt, mit dem auszukommen, was er hatte.
Doch jetzt drohten die Mauern, die er um sein Herz und seine verletzte Seele errichtet hatte, einzubrechen. Er spürte es, wenn ihn der verdammte Albtraum wieder einholte, was inzwischen jede Nacht geschah. Und jedes Mal steigerte sich das Horrorszenario zu einer neuen Dimension. Er selbst war das Monster. Und der Klang des grauenhaften Gelächters verfolgte ihn den ganzen Tag über.
Wenn er schweißgebadet aufwachte, sah er immer wieder Mollies ängstliches Gesicht vor sich und wusste, dass es für sie beide keine Zukunft geben konnte, sosehr er sich das auch wünschte.
Du hast ihr schon mehr gesagt als jedem anderen Menschen, und trotzdem ist sie geblieben. Ihr liegt etwas an dir, vielleicht liebt sie dich sogar.
Mit einem unterdrückten Fluch hastete Jacob hinaus in die dunkle Nacht. Er durfte nicht auf die verführerische kleine Stimme in seinem Hinterkopf hören! Das Gras unter seinen Füßen war regennass, der Himmel über ihm schwarz und wolkenverhangen. Er lief und lief, doch diesmal half auch dieser alte Trick nicht weiter. Seine aufgestörten Gedanken und Erinnerungen wollten einfach nicht zur Ruhe kommen.
Wenn er nun alle Vorsicht und Vernunft außer Acht ließ und sich Mollie anvertraute? Was würde geschehen? Würde sie ihn angewidert zurückstoßen?
Und wenn nicht? Wie lange könnte er sich selbst in Sicherheit wiegen und sich einreden, doch nicht zu sein wie sein Vater?
Mit finsterer Miene und schleppenden Schritten kehrte Jacob ins Haus zurück und schloss sich für den Rest der Nacht ins Arbeitszimmer ein.
9. KAPITEL
Die nächsten Tage verbrachte Mollie wieder draußen. Sie wollte endlich den Rosengarten fertigstellen, obwohl man ihn kaum noch so nennen konnte, da es dort keine einzige Rose mehr gab.
Anfangs war sie fest entschlossen gewesen, ihr Herz in beide Hände zu nehmen und Jacob ihre Liebe zu gestehen. Doch seit seinem Geburtstag hatte er sich noch mehr von ihr zurückgezogen. Und angesichts seiner ernsten, brütenden Miene verließ auch sie der Mut. Schließlich wusste sie nicht, wie er fühlte, und ob ihm ein derartig schicksalsträchtiges Geständnis überhaupt willkommen wäre.
Aber dann ergab sich die Gelegenheit ganz überraschend, als Mollie sie am wenigsten erwartete. Verschwitzt und müde von der harten Arbeit war sie ins Haus gegangen, um etwas zu trinken. Sie stand in der Küche, nippte an einem Glas kalten Wassers und schaute durch die hohen Fenster hinaus auf die
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