Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
Raum und schloss die Tür hinter sich.
Die nächsten Tage verflogen in entmutigender, unpersönlicher Routine. Jacob entschuldigte sich steif und verbrachte die meiste Zeit eingeschlossen im Arbeitszimmer seines Vaters. Mollie hätte eher sonst was getan, als ihn dort aufzusuchen, weil sie den düsteren Raum hasste und nebenbei das Gefühl nicht loswurde, Jacob erging es ebenso.
Sie selbst beschäftigte sich hauptsächlich mit dem neuen Design für den Rosengarten – oder besser gesagt mit dem Entwurf eines adäquaten Ersatzes. Doch jede Entwurfszeichnung endete in einem frustrierten Gekritzel, weil nie mehr daraus wurde als eine verwässerte Fassung der gelungenen Urversion.
Der Rest des Gartens erstrahlte allerdings bereits wieder in voller Pracht. Vom Fenster ihres Zimmers aus konnte sie die neu angelegten Steinpfade zwischen den blühenden Blumenbeeten und üppigen Rabatten sehen. Die ausgedehnten Rasenflächen zwischen den einzelnen Mottogärten schimmerten wie smaragdgrüner Samt.
Auch das düstere Haus schien sich langsam und majestätisch aus Jahrhunderte alten Lagen von Staub und Düsternis zu erheben und einer neuen hellen Zukunft geradezu entgegenzufiebern. Alle Fenster waren erneuert worden, das Untergeschoss komplett renoviert, Vorhänge und Teppiche aufgefrischt oder ersetzt, wo es unumgänglich gewesen war.
Das Interieur war ebenso luxuriös wie unpersönlich, und Mollie fragte sich, wer Wolfe Manor kaufen würde, wenn Jacob es auf dem Immobilienmarkt anbot. Würde es jemand sein, der das altehrwürdige Gebäude schätzte und liebte? Selbst mit dem neuen Anstrich blieb es ein Haus voller schmerzlicher und unglücklicher Erinnerungen. Zumindest fühlte es sich für Mollie so an, während sie durch die leeren Räume wanderte.
Im Obergeschoss waren inzwischen auch alle Schlafzimmer fertig und die meisten Bäder. Die Fotos in Annabelles ehemaligem Zimmer waren von den Wänden verschwunden, und Mollie überlegte, was Jacob wohl mit ihnen getan hatte. Vielleicht hatte einer der Maler sie auch einfach in den Müll geworfen.
Dumme Pute! schalt sie sich. Vor ein paar Wochen wolltest du nicht, dass er sie sich überhaupt ansieht, und heute hoffst du insgeheim, dass er sie unter seinem Kopfkissen versteckt! Wie lächerlich!
An einem regnerischen Nachmittag, an dem selbst die hartgesottenen Gartenarbeiter aufgegeben hatten und nach Hause gefahren waren, inspizierte Mollie neugierig das dritte Stockwerk. Den verblichenen Tapeten und verschossenen Textilien nach zu urteilen, war dieser Teil des Hauses bisher noch von jeglicher Renovierung verschont worden. Mollie fragte sich ernsthaft, ob Jacob ihn nicht schlichtweg vergessen hatte.
Wie sie schnell feststellte, handelte es sich um den Kindertrakt, der unter dicken Lagen von Staub und Spinnweben in einem tiefen Dornröschenschlaf lag. Mit all den stockigen Bilderbüchern, dem mottenzerfressenen Schaukelpferd in einer Ecke und einem verwahrlosten Puppenhaus wirkte das Ganze wie einem alten, viktorianischen Roman entsprungen. Auf einer der Fensterbänke stand eine Armee winziger Zinnsoldaten vor den blinden Fenstern aufgereiht, fertig zum Losmarschieren.
An den Wänden hingen vereinzelt Kinderzeichnungen, und Mollie trat näher heran, um sie zu betrachten. Da gab es eine Prinzessin in rosafarbenem Tutu, die unter Garantie von Annabelle stammte. Daneben hing eine kindlich gezeichnete Karte des Anwesens, bis ins winzigste Detail liebevoll ausgeführt, mit zwei Signets am unteren Rand: Jacob Wolfe 9 und Lucas Wolfe 8 . Auf einem Tisch daneben stand ein naturgetreues Modell des Haupthauses, offenbar aus Eisstielen und Streichhölzern gefertigt, die nachträglich angemalt worden waren.
Mollie lächelte bei dem Gedanken daran, dass Jacobs Begabung und Begeisterung für Architektur offenbar schon im zarten Kindesalter vorhanden gewesen war.
Ein anderes Blatt Papier erwies sich als Geburtstagsliste, auf der die kulinarischen Vorlieben der einzelnen Kinder und ihre speziellen Wünsche festgehalten worden waren. Mollies Augen wurden ganz rund, als sie feststellte, dass morgen Jacobs Geburtstag war und er sich im Alter von acht Jahren einen Schokoladenkuchen und ein Schachspiel gewünscht hatte.
„Was tust du hier?“
Wie auf frischer Tat ertappt, zuckte sie zusammen und wandte sich zu Jacob um, der in der offenen Tür zum Flur stand. Seiner Stimme wie der steinernen Miene entnahm sie, dass er nicht gerade begeistert war, sie hier anzutreffen.
„Tut mir leid,
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