Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
prachtvolle Gartenanlage. Noch einen Tag, dann würde es keinen plausiblen Grund mehr für ihr weiteres Bleiben auf Wolfe Manor geben.
Mit einem tiefen Seufzer sagte sich Mollie wohl zum hundertsten Mal, dass es für sie beide das Beste war. Egal, ob sie ihn liebte oder nicht, es hatte keine Bedeutung mehr. Wie Unkraut, das nicht ausgerottet wurde, überzog sein stoisches Schweigen den weichen Boden, auf dem die zarte Rose ihrer Liebe sich sehnsüchtig der Sonne entgegenstreckte und langsam zu ersticken drohte.
Wie sollte sie da noch die Courage für ein Liebesgeständnis aufbringen?
Aber wenigstens wollte sie ihn darüber informieren, dass ihre Arbeit so gut wie beendet war. An seiner Reaktion konnte sie möglicherweise ablesen, ob ihn das erleichterte oder er zumindest ein leichtes Bedauern empfand.
Mit einem erneuten Seufzer machte sich Mollie auf die Suche nach Jacob und steuerte als Erstes den Ort an, wo er neunzig Prozent seiner Zeit verbrachte: das Arbeitszimmer seines Vaters. Doch es war leer, wie sie mit einem Blick durch die halb geöffnete Tür feststellte. Da sie den düsteren Raum noch nie gemocht hatte, wollte sie auf dem Absatz umkehren, aber der Gedanke, dass sie ihn vielleicht zum letzten Mal sah, bannte sie auf der Schwelle fest.
In Erwartung des unangenehmen Aromas von kaltem Rauch und Alkohol, das ihr immer noch im Gedächtnis war, schnupperte sie und stutzte, als sie nur reine Luft und den Geruch von frisch gemähtem Gras wahrnahm. Offenbar wehte er durchs geöffnete Fenster ins Hausinnere. Ob sich Jacobs negative Erinnerungen an sein Elternhaus eines Tages ebenso verflüchtigen würden und er doch noch eine Chance bekam, glücklich zu werden?
Ein plötzlicher Windhauch fegte einige lose Blätter Papier vom Schreibtisch, und Mollie trat instinktiv näher, um sie aufzuheben und zurückzulegen. Als ihr ein vertrauter Name ins Auge sprang, stutzte sie und begann automatisch zu lesen.
Liebe Annabelle, heute ist Dein sechzehnter Geburtstag …
Mollie wusste, dass sie etwas Verbotenes tat. Doch irgendetwas, das stärker war als ihr Schamgefühl, zwang sie, weiterzulesen.
Ich frage mich, was Du wohl gerade tust. Ich hoffe, Du hast eine tolle Geburtstagsfeier. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Dich denke und dafür bete, dass Du in Sicherheit bist und geliebt wirst. Ich musste Dich verlassen, gerade weil Du mir so viel bedeutest und ich Dich sehr liebe, auch wenn Du das im Moment vielleicht noch nicht nachvollziehen kannst …
Tränen verschleierten Mollies Blick, ein dicker Kloß im Hals machte ihr das Atmen schwer. Unwillig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen und las weiter.
Ich erwarte gar nicht, dass Du mich verstehst oder mir vergibst. Doch ich möchte, dass Du weißt, wie sehr ich an Dich denke und Dich vor mir sehe, wie Du die sechzehn Kerzen auf Deiner Buttercremetorte mit einem Mal auspustest. Wünsch Dir etwas sehr Schönes …
Dein Dich liebender Bruder, Jacob
Mollie schaute von dem Brief in ihrer Hand zu dem Stapel, der noch auf dem Schreibtisch lag. Es waren offensichtlich alles Briefe, die Jacob an seine Geschwister verfasst und niemals abgeschickt hatte. Wie viele mochte er über die Jahre hinweg geschrieben haben?
„Was tust du da?“
Jacob stand in der offenen Tür, das dunkle Gesicht vor Wut und Misstrauen zur Maske erstarrt.
„Jacob“, murmelte sie schwach.
„Kann ich dir irgendwie behilflich sein, Mollie?“, fragte er kalt.
„Ich …“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Der Wind hatte die Papiere vom Tisch gefegt, und ich wollte sie nur aufheben und zurücklegen“, erklärte sie lahm. „Tut mir leid, ich weiß, ich hätte das nicht lesen dürfen, aber es war so wundervoll.“
„Das hättest du wirklich nicht tun dürfen.“ Mit zwei Schritten war er bei ihr, nahm ihr den Brief an Annabelle aus der Hand und schob ihn zusammen mit den anderen in einen Ordner.
„Warum hast du sie nie abgeschickt? Wenn Annabelle den Brief damals gelesen hätte …“
„Was dann?“, unterbrach er sie hart. „Dann hätte sie mir vergeben?“
„Nein, ich meine, das wollte ich gar nicht sagen. Aber sie hätte verstanden …“
„Nur um dich zu beruhigen“, schnitt er ihr zum zweiten Mal das Wort ab. „Ich habe in der letzten Zeit ziemlich häufig mit meiner Schwester gesprochen. Und wie es aussieht, wird sie nächste Woche nach Wolfe Manor kommen, zusammen mit ihrem frischgebackenen Ehemann.“
„Ihrem Ehemann?“, echote Mollie.
„Ja,
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