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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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quicklebendig. Sein Leben hatte einen Sinn.
    Er fuhr mit seinem schwarzen Mercura Cougar auf der South Capital dahin. Ein kühler Nieselregen fiel. Nur wenige Huren waren auf der Straße. Aber ein Mädchen war ihm bereits aufgefallen.
    Er fuhr mehrmals um den Block und musterte die junge Prostituierte ganz unverhohlen. Er spielte den Freier.
    Schließlich hielt er neben der zierlichen Schwarzen, die ihre Reize in der Nähe des heißen Nightclubs Nation zur Schau stellte. Sie trug einen silbernen Top, den passenden Mini und Schuhe mit Plattformabsätzen.
    Der größte Spaß war, dass man ihm sogar befohlen hatte,
heute in Washington auf Jagd zu gehen. Er befolgte also nur die Befehle des Wolfs. Er erledigte gewissenhaft seinen Job.
    Die kleine Schwarze streckte provozierend die Brust heraus, als er sich aus dem Fenster lehnte, um mit ihr zu reden. Wahrscheinlich dachte sie, ihre hoch aufgerichteten Brustwarzen würden ihr die Kontrolle über die Situation geben. Diese Begegnung verspricht interessant zu werden, dachte er. Shafer trug eine Perücke und hatte Gesicht und Hände schwarz gefärbt. In seinem Kopf spielte ein alter Rocksong: »The name of the song is I like it like that.«
    Â»Sind die echt?«, fragte er, als sich das Mädchen nun zu ihm beugte.
    Â»Beim letzten Mal, als ich nachgeschaut habe, waren sie’s. Vielleicht solltest du das selber rausfinden. Interessiert, mal zu fühlen? Könnte arrangiert werden. Eine Privattour, nur für dich, Süßer.«
    Shafer lächelte freundlich, er spielte gern den Freier, der sich eine Hure von der Straße holt. Wenn das Mädchen verblüfft war, dass er ein schwarz angemaltes Gesicht hatte, ließ sie sich das nicht anmerken. Die stört anscheinend nichts. Na ja, wir werden sehen. »Steig ein«, sagte er. »Ich will dich mal ansehen. Von Brust bis Zeh sozusagen.«
    Â»Kostet hundert«, sagte sie und trat unvermittelt einen Schritt zurück. »Okay? Weil, wenn nicht -«
    Shafer lächelte weiter. »Wenn die Möpse echt sind, ist hundert okay. Kein Problem.«
    Das Mädchen öffnete die Tür und stieg ein. Sie trug viel zu viel Parfüm. »Schau sie dir mal an, Schatz. Bisschen klein, aber soooo hübsch. Und sie gehören ganz dir.«
    Shafer lachte. »Weißt du, ich mag dich wirklich. Aber vergiss nicht, was du gerade gesagt hast. Ich nehme dich beim Wort.« Sie gehören ganz mir.

39
    Um Mitternacht war ich wieder im Dienst und hatte das Gefühl, zurück beim Morddezernat zu sein. Ich traf in einer altbekannten Gegend ein. Hauptsächlich billige weiße Reihenhäuser, viele verlassen, an der New Jersey Avenue im Southeast. Am Tatort hatte sich bereits eine Menschenmenge versammelt, darunter einige örtliche Gangführer. Kleine Kinder auf Fahrrädern waren selbst zu so später Stunde noch auf.
    Ein Mann, der einen Hut mit langen Rastalocken trug und hinter dem gelben Plastikband stand, mit dem alles abgesperrt war, brüllte die Polizisten an. »He, he, hört ihr die Musik?« Er hatte eine heisere hohe Stimme. »Gefällt euch die Musik? Das is’ der Laden von meinen Leuten.«
    Sampson wartete auf mich vor einem der heruntergekommenen Reihenhäuser. Wir gingen gemeinsam hinein.
    Â»Wie in den bösen alten Zeiten«, sagte John und schüttelte den Kopf. »Bist du deshalb hier, Drachentöter? Sehnsucht nach den alten Zeiten? Willst du zurück zur Polizei in Washington?«
    Ich nickte und zeigte auf die Umgebung. »Ja, das hat mir gefehlt. Grausige Tatorte mitten in der Nacht.«
    Â»Schon kapiert. Würde mir genauso gehen.«
    Das Haus, in dem die Leiche gefunden worden war, war vorne mit Brettern vernagelt. Wir kamen jedoch mühelos hinein. Es gab keine Eingangstür.
    Â»Das ist Alex Cross«, sagte Sampson zu dem Streifenpolizisten, der vor dem offenen Eingang stand. »Haben Sie je von ihm gehört? Das ist der Alex Cross, Bruder.«

    Â»Dr. Cross«, grüßte der Mann und trat beiseite, um uns hineingehen zu lassen.
    Â»Weg, doch nicht vergessen«, meinte John Sampson grinsend.
    Sobald wir drin waren, war alles traurig vertraut und widerlich. Auf dem Korridor lag Müll. Der Gestank von faulenden Essensresten und Urin war überwältigend. Vielleicht kam mir alles so furchtbar vor, weil ich seit über einem Jahr nicht mehr in einer dieser verlassenen Rattenfallen gewesen war.
    Man

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