Und erlose uns von dem Bosen
Spezialisten ExtrasicherheitsmaÃnahmen hatte installieren lassen, um den Inhalt zu schützen.
Mehr konnten wir nicht tun. Wir mussten warten. Ich las jede Illustrierte und Zeitung in Hancocks Haus, darunter auch alte Ausgaben des Idaho Mountain Express . Ich machte lange Spaziergänge, auf denen ich über mein Leben nachdachte. Welche für mich sinnvolle Richtung sollte ich einschlagen? Ich kam zu keiner befriedigenden Antwort, aber die frische Bergluft tat meiner Lunge gut.
Als schlieÃlich die Computer geknackt waren, brachte das kaum was. Keine direkte Verbindung zum Wolf oder zu einer anderen Person, die bei uns verdächtig war â jedenfalls nicht auf Anhieb.
Am nächsten Tag fand jedoch ein Hacker aus unseren Büros in Austin, Texas, eine Datei innerhalb einer verschlüsselten Datei. Diese enthielt regelmäÃige Kommunikation mit einer Bank in Zürich, nein, sogar mehreren Banken.
Und plötzlich vermuteten wir nicht mehr, dass Hancock sehr viel Geld hatte, wir wussten es. Ãber sechs Millionen. Mindestens. Das waren die besten Neuigkeiten seit langer Zeit.
Also machten wir uns auf den Weg nach Zürich. Für einen oder zwei Tage. Ich erwartete nicht, den Wolf dort zu finden. Aber man wusste ja nie. Ich war noch nie in der Schweiz gewesen.
Jannie bettelte, ich solle ihr einen ganzen Koffer Schweizer Schokolade mitbringen. Ich versprach es. Einen ganzen Koffer voll mit Schweizer Schokolade, Schätzchen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wenn ich schon den GroÃteil deines neunten Lebensjahrs verpasse.
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Wäre ich der Wolf, würde ich gern hier leben. Zürich ist eine schöne und erstaunlich saubere Stadt an einem See â dem Zürichsee. Am Wasser stehen duftende Bäume, die den breiten und gewundenen Wegen Schatten spenden. Man atmet die frische Luft von den Bergen. Ich landete kurz vor einem Gewitter, und die Luft roch wie Messing. Die meisten Gebäude Zürichs waren hell gestrichen, sandfarben und weiÃ. Einige schmückten Schweizer Fahnen, die im Wind vom See her flatterten.
Während ich in die Stadt hineinfuhr, fielen mir die StraÃenbahnen auf, mit den dicken Leitungen darüber. Die Macht des Alten. AuÃerdem sah ich groÃe Kühe aus Fiberglas, auf die Alpenansichten gemalt waren. Sie erinnerten mich an Klein Alexâ Lieblingsspielzeug: die Kuh Muh. Was sollte ich für Alex tun? Was konnte ich tun?
Das Gebäude der Züricher Bank war wahrscheinlich aus den sechziger Jahren. Fassade Glas und Stahl. Es stand nahe am See. Sandy Greenberg begrüÃte mich davor. Sie trug ein graues Kostüm und eine schwarze Handtasche über der Schulter. Sie wirkte, als arbeitete sie für die Bank, nicht für Interpol.
»Warst du schon mal in Zürich, Alex?«, fragte Sandy, als sie mich umarmte und auf die Wangen küsste.
»Noch nie. Mit zehn oder elf Jahren hatte ich aber ein Schweizer Offiziersmesser.«
»Alex, wir müssen hier unbedingt essen gehen. Das musst du mir versprechen. Du versäumst sonst etwas. Okay, gehen wir jetzt rein. Sie warten auf uns, und in Zürich wartet man nicht gern, vor allem nicht die Banker.«
In der Züricher Bank sah alles teuer aus. Ãberall glänzende Holztäfelung, alles so sauber wie in einem Operationssaal. Die Schalter aus Naturstein mit Holzpaneelen. Die Kassierer wirkten effizient und professionell, und sie flüsterten nur untereinander. Das Logo der Bank war unauffällig, aber an den Wänden hing viel moderne Kunst. Ich glaubte den Grund zu begreifen: Die Kunst war das Markenzeichen der Bank.
»Zürich ist von jeher eine Oase für Intellektuelle der Avantgarde und Kulturschaffende«, erklärte Sandy. Sie flüsterte nicht . »Hier wurde die Dada-Bewegung geboren. Wagner, Strauss, Jung â alle haben sich hier aufgehalten.«
»James Joyce hat in Zürich den Ulysses geschrieben«, sagte ich und zwinkerte ihr zu.
Sandy lachte. »Ich habe vergessen, dass du insgeheim ein Intellektueller bist.«
Man führte uns ins Büro des Bankpräsidenten, das sehr gediegen wirkte. Und natürlich pieksauber. Lediglich ein Aktenvorgang lag auf dem Schreibtisch, alles andere war aufgeräumt.
Sandy reichte Herrn Delmar Pomeroy einen Umschlag. »Eine unterzeichnete Vollmacht«, erklärte sie. »Die Kontonummer lautet 616479Q.«
»Alles ist schon arrangiert«, sagte Herr Pomeroy. Das war alles. Sein
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