Und erlose uns von dem Bosen
Verfügung.
Senior Agent William Koch stand vor uns. Er war groà und hager, auf seine Art beeindruckend. Er trug ein Chambray-Hemd, Jeans, abgenutzte schwarze Cowboystiefel. Er spielte den örtlichen Provinzler hervorragend, doch war er alles andere als ein Trottel, und das machte er uns unmissverständlich klar. Auch seine CIA-Kollegin, Bridget Rooney, eine selbstsichere, dunkelhaarige Frau, war blitzgescheit.
»Ich möchte mich kurz fassen. Entweder weià Hancock, dass wir hier sind, oder er ist von Natur aus unglaublich vorsichtig«, sagte Koch. »Seit unserer Ankunft hat er mit niemandem gesprochen. Er war mehrmals online â e-bay für Angelruten, etliche Pornosites, eine Fantasy-Baseball-Liga. Er hat eine Freundin namens Coral Lee, die in der Nähe, in Ketchum lebt. Amerikanerin asiatischer Abstammung. Coral sieht wirklich super aus. Corky eindeutig nicht . Wir vermuteten, dass er sehr viel Geld für sie ausgibt. Das hat sich bestätigt. In diesem Jahr bis jetzt knapp zweihunderttausend. Reisen, Schmuck, einen dieser niedlichen Lexus-Cabrios, die Frauen so mögen.«
Koch machte eine Pause und lieà die Augen durch den Raum schweifen. »Das wärâs im GroÃen und Ganzen. Allerdings wissen wir, dass Hancock mit dem Wolf in Verbindung steht und dass man ihm für seine Dienste eine Menge Geld gezahlt hat. Um punkt zwölf Uhr mittags werden wir uns selbst mal in seinem Haus umsehen. So tired «, schloss Agent Koch singend. »Tired of waiting.«
Fast alle lächelten, selbst die, welche die Anspielung auf den Song der Kinks nicht verstanden. Jemand klopfte mir auf die Schulter, als hätte ich etwas mit der Entscheidung zu tun, die wohl aus Washington gekommen war.
»Nicht ich«, sagte ich zu dem Agenten, der mich beglückwünscht hatte. »Ich bin hier nur ein einfacher Soldat.«
Das Team, das Hancocks Haus stürmen sollte, bestand hauptsächlich aus FBI, dazu noch eine Hand voll CIA, angeführt von Rooney. Die CIA war in Idaho als Zeichen der neuen Zusammenarbeit zwischen den beiden Diensten präsent, aber hauptsächlich, weil Hancock direkt am Mord von Thomas Weir, einem ihrer Leute, beteiligt war. Ich bezweifelte jedoch, dass sie mehr Interesse daran hatten, Hancock
festzunehmen, als ich. Ich wollte den Wolf. Und irgendwo, irgendwann würde ich ihn kriegen. Zumindest wollte ich das unbedingt denken.
102
Koch und Rooney führten das Kommando. Endlich gaben sie das Startzeichen. Zum angekündigten Zeitpunkt schwärmten wir auf dem Grundstück und im Haus Hancocks aus. Ãberall Hemden und Windjacken mit dem FBI-Logo. Wahrscheinlich verschreckten wir ein paar Rehe und Hasen, obwohl kein Schuss abgefeuert wurde.
Hancock lag mit seiner Freundin im Bett. Er war vierundsechzig Jahre alt. Coral angeblich sechsundzwanzig. Ãppige schwarze Mähne, gute Figur, jede Menge Ringe und Schmuck. Sie schlief nackt auf dem Rücken. Hancock war anständig genug, wenigstens ein Utah-Jazz-Sweatshirt zu tragen. Er schlief in Fötusstellung.
Als er uns entdeckte, fing er an zu brüllen: »Was zum Teufel soll diese ScheiÃe? Verdammt, verlasst sofort mein Haus.« Irgendwie war es ironisch, beinahe komisch.
Er vergass jedoch, überrascht dreinzuschauen, oder er war ein schlechter Schauspieler. Ich hatte auf alle Fälle das Gefühl, dass er gewusst hatte, dass wir kommen würden. Aber wie? Weil er uns in den letzten Tagen gesehen hatte? Oder war Hancock von jemandem aus dem FBI oder der CIA gewarnt worden? Wusste der Wolf, dass wir Hancock auf die Schliche gekommen waren?
Während der ersten Stunden der Verhöre versuchten wir es bei Hancock mit Dr. OâConnells Wahrheitsserum. Aber es wirkte bei ihm nicht so gut wie bei Joe Cahill. Er wurde fröhlich und high, lehnte sich aber lediglich wortkarg zurück. Er bestätigte nicht einmal das, was Cahill bereits gestanden hatte.
Inzwischen wurden Haus, Scheune und vierundzwanzig
Hektar Land durchsucht. Hancock besaà ein Aston Martin Cabrio â und der Wolf liebte schnelle Autos -, aber sonst nichts, was auch nur halbwegs verdächtig war. Fast drei Tage lang durchkämmten fast hundert Agenten jeden Quadratzentimeter der Ranch. Währenddessen bemühte sich ein halbes Dutzend Computerexperten â einige von Intel und IBM ausgeliehen -, in Hancocks zwei Computer einzudringen. Letztendlich kamen sie zu dem Schluss, dass Hancock von
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