UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
darauf schließen, dass er es nicht getan hatte. „Was sind eigentlich deine Absichten?“
Alex lachte laut auf und zuckte sofort vor Schmerz zusammen. „Diese Frage beantworte ich nur, wenn Rosa sie mir stellt.“
„Wir trauen dir nicht“, sagte Teddy. „Was, zum Teufel, willst du hier? Willst du dich mit Rosa über eine gescheiterte Beziehung hinwegtrösten? Deine Verlobte hat dich gerade abserviert, oder?“
Tja, das war das Nette daran, ein Montgomery zu sein. Dank der Klatschblätter war jedermann über dein Privatleben bestens informiert. „Das hat nichts mit Rosa und mir zu tun“, erklärte er. „Und es geht euch, ehrlich gesagt, überhaupt nichts an. Also hört auf damit.“
Teddy guckte ihn finster an. „Wir machen das, was Rosa will.“
Ein paar Minuten herrschte Schweigen. Alex drückte sich den Eisbeutel wieder aufs Kinn. Langsam begann er zu zweifeln, ob er noch ganz normal war. Normal. Er hatte noch nicht einmal damit begonnen, sich mit dem Suizid seiner Mutter auseinanderzusetzen. Sein Vater und er waren sich zwar fremd, doch eines hatten sie gemeinsam: Sie waren beide wahre Meister in Sachen Verdrängung. Typisch Montgomery, dachte er. Manchmal wäre es wahrscheinlich besser, jeman dem eine reinzuhauen und auf diese Weise Dampf abzulassen.
„Willst du ein Bier?“, fragte Teddy nun in einem Ton, der fast versöhnlich klang.
„Nein, danke.“ Alex hatte vor, nüchtern zu bleiben. Es war sein erster Abend hier.
Rosa erschien. Ihr schwarzes Kleid sollte wahrscheinlich dezent und schlicht wirken, doch sie sah darin so ungeheuer erotisch aus, als wäre sie gerade einer „Victoria’s Secret“Werbung entsprungen. Alex spürte, wie er sofort eine Erektion bekam. Er hoffte inständig, dass man es nicht sah, denn er stand auf, als sie zu ihnen an den Tisch trat.
„Du kommst gerade rechtzeitig zu meiner Rettung.“
Sie hatte einen merkwürdig verträumten Blick. „Musst du denn gerettet werden?“
Alex sah Vince und Teddy an. „Die beiden sagen, sie tun alles, was du willst.“
Rosa hob die Augenbrauen. „Ausgezeichnet. Ich will, dass ihr beide wieder an eure Arbeit geht. Wie wäre es damit?“
Die beiden Männer tauschten einen vielsagenden Blick, sahen Alex ein letztes Mal scharf an und gingen. Alex zog für Rosa einen Stuhl an den Tisch. „Was darf ich dir zu trinken holen?“
„Einen Espresso“, sagte sie. Doch statt sich zu setzen, sah sie ihm tief in die Augen. Ihr Blick war offen und geheimnisvoll zugleich. „Bei mir zu Hause“, fügte sie hinzu.
21. KAPITEL
In Rosas Kopf läuteten die Alarmglocken förmlich Sturm, als sie im Konvoi mit Alex zu ihrer Wohnung fuhr. Alle redeten ständig auf sie ein, dass sie die Angelegenheit mit Alex klären sollte, damit sie endlich mit ihm abschließen konnte, und zwar endgültig. Sie würde heute Abend ihr Bestes dafür tun.
Sie war nie nervös gewesen, wenn sie einen Mann mit nach Hause genommen hatte. Aber mit Alex war alles anders. Erstens, weil er anders war als andere Männer, und zweitens, weil sie selbst in seiner Gegenwart nicht die Gleiche war wie sonst.
Die gemeinsame Unternehmung – um es nicht Date zu nennen – hatte mit einer Diskussion wegen der Autos begonnen. Er wollte unbedingt, dass sie mit ihm mitfuhr, doch sie wollte ihren Alfa nicht am Parkplatz des „Celesta’s“ stehen und damit alle ihre Mitarbeiter wissen lassen, wie viel Zeit sie mit Alexander Harrison Montgomery verbrachte.
„Bei mir zu Hause“, äffte sie sich selbst nach. „Ich hatte schon mal genialere Ideen …“
Doch alles war besser, als mit ihm im Restaurant zu sitzen, wo sie ständig unter Beobachtung standen.
Sie versuchte, sich zu erinnern, in welchem Zustand ihre Wohnung sich befunden hatte, als sie heute zur Arbeit gegangen war. Wenn er nicht in die Nähe des Schlafzimmers oder ihres Kleiderschranks kam, bestand kein Grund zur Sorge. Und sie würde ihn auf keinen Fall auch nur in die Nähe ihres Schlafzimmers lassen, egal, wie umwerfend er aussah oder wie weich ihre Knie in seiner Gegenwart auch sein mochten.
„Wo ist das Problem? Er kommt auf einen Kaffee, mehr nicht“, sagte sie sich, als sie langsam in ihre Straße einbog und dann den Wagen auf ihrem Parkplatz abstellte. Er parkte auf einem der Parkplätze für Besucher, und sie stiegen gleichzeitig aus.
In dem Haus, wo sie wohnte, hatte man von allen Wohnungen einen wunderbaren Blick auf den Hafen. Bei schönem Wetter konnte Rosa die Fähre, die zwischen dem Festland und
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