UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
Block Island hin- und herfuhr, und die Fischerboote im Hafen von Galilee sehen. Nachts wanderte das Licht des Leuchtturms über das Dunkel des Meeres, auf dem sonst nur vereinzelt die winzigen Lichter der Fischerboote leuchteten.
„Ich habe die Wohnung vor drei Jahren gekauft“, sagte sie, während sie aufsperrte. Das historische Gebäude – ursprünglich ein viktorianisches Hotel – war nun ein wunderschön sanierter Wohnkomplex. „Sie ist klein, aber …“ Rosa zwang sich, mit dem nervösen Plappern aufzuhören. Es gab keinen Grund für Erklärungen oder Rechtfertigungen.
Sie trat ein und machte das Licht an. Ihre Wohnung hatte eine grandiose Aussicht auf das Meer und war angefüllt mit den Dingen, die Rosa am meisten liebte. Was eine durchaus bunte Mischung war; aber da das Restaurant sie völlig in Beschlag nahm, hatte sie nie Zeit gehabt, sich richtig gemütlich einzurichten. Die Wohnung wirkte immer noch unfertig.
Ein gewisser Stil allerdings war zumindest zu erkennen. Das Kernstück bildete ihr Lieblingsstück – eine Tischdecke, die früher den Küchentisch ihrer Mutter geziert hatte. Das farbenfrohe, fröhliche Blumenmuster hatte die Linie für den Rest des Wohnzimmers vorgegeben: bunte Vasen, Baumwollvorhänge, weiß getäfelte Wände … Irgendwann einmal, sagte Rosa sich, würde sie schon fertig werden.
Doch sogar im jetzigen Zustand war eindeutig zu erkennen, dass dies ihr sehr privates Reich, ihr Heim war, das viel Persönliches über sie verriet.
„Mach es dir gemütlich“, sagte sie. „Ich mache uns einen Espresso.“
„Danke.“ Er sah sich im Vorraum um, während sie in die Küche ging und sich an die Arbeit machte. Sie verwendete zu Hause den gleichen Kaffee wie im „Celesta’s“ – Bio-Bohnen aus kontrolliertem Anbau von den Galapagos-Inseln. Die „La Pavoni Romantica“-Espressomaschine war ein Luxus, den sie sich gegönnt hatte – ein klassisches Modell aus schwerem Metall mit einem Handhebel aus Edelholz.
Sie beobachtete, wie Alex ins Wohnzimmer ging und sich auch dort umsah. Allerdings konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht recht deuten. Dabei wünschte sie sich so sehr, dass er sah, dass sie sich etwas aufgebaut hatte und es ihr gut ging.
Die Einrichtung bestand aus einem dick gepolsterten Sofa mit Baumwollüberzug, einem dazu passenden Sessel und einem Hocker. Auf Letzterem saßen im Moment zwei Katzen, die Alex gelangweilt und ein wenig hochmütig musterten. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und erwiderte ihren Blick.
„Romeo und Julia“, erklärte sie. „Sie waren mal ein Liebespaar, aber seit wir beim Tierarzt waren, sind sie nur noch gute Freunde.“
„Sind sie zutraulich?“, erkundigte er sich und hielt Romeo vorsichtig die Hand vor das flache Näschen.
„Sie sind Katzen.“ Sie schmunzelte, weil Romeo Alex keines Blickes würdigte. Auch Julia tat völlig desinteressiert. Die beiden Katzen streckten sich, sprangen vom Hocker und marschierten aus dem Zimmer.
„Ich glaube, sie haben sich mit deinen Freunden im ‚Celesta’s‘ unterhalten“, sagte Alex.
„Sie reden mit niemandem.“ Rosa sah, dass er die Schildkröten im Terrarium auf der Fensterbank entdeckt hatte. „Das sind Tristan und Isolde, und ihre Kinder heißen Heloise und Abelard.“
„Und wo sind Kleopatra und Mark Anton?“
„In Ägypten begraben, nehme ich an. Aber im Aquarium kannst du dir Bonnie and Clyde, Napoleon und Josephine und Jane und Guildford angucken.“
Er betrachtete die Fische. „Interessante Pärchen. Ist es Zufall, dass ihre Geschichten alle tragisch geendet haben?“
„Kein Zufall, nur mangelndes Urteilsvermögen.“
„Bringt es nicht Unglück, wenn man seinen Haustieren die Namen von unglücklich Liebenden gibt?“
„Ich glaube nicht, dass es ihnen etwas ausmacht.“
„Stört es dich, wenn ich ein bisschen Musik mache?“ Er nahm die Fernbedienung für die Stereoanlage.
„Nein, ganz im Gegenteil.“ Sie versuchte, sich zu erinnern, welche CD sie im Laufwerk liegen gelassen hatte. Er drückte auf Play, und es war schlimmer, als befürchtet – Andrea Bocelli mit seiner sentimentalsten Nummer.
Sei’s drum, dachte sie. Ich liebe nun mal rührselige italienische Musik.
Rosa verbot sich, vor Scham im Boden zu versinken, als Alex begann, sich ihr mit jeder Menge Liebesromane bestücktes Bücherregal anzusehen. Sie schaffte es einfach nicht, sich von ihren Lieblingsbüchern zu trennen, und ihre Sammlung reichte mittlerweile vom Boden bis an die
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