Und ewig seid ihr mein
sollte. Doch irgendetwas musste er sagen. Er machte sonst den Eindruck, dass er nicht viel zur gemeinsamen Arbeit beizutragen hatte. Bevor er um den heißen Brei redete, sagte er es geradeheraus.
«Ich bin im Internet auf eine Satanistengruppe gestoßen.»
Wenn es eines Knalleffektes bedurft hätte, die Truppe aus der Lethargie einer bis eben gerade ergebnislosen Ermittlung zu erlösen, dann hatte es Levy mit diesem einen Satz geschafft.
«Moment», rätselte Michaelis für alle. «Satanisten? Wie kommen Sie darauf, dass wir es mit Teufelsanbetern zu tun haben?»
Von dem gesamten Vorgang zu berichten, der sich in den Morgenstunden an Levys Computer abgespielt hatte, ersparte er sich. Trocken gab er ein paar Stichpunkte, die ihn zu dieser Aussage geführt hatten.
«Geht man von unserer Spur, also dem gesamten Atmungstrakteines Menschen aus, führt die Assoziationskette zu denjenigen, die sich mit Organen für die Durchführung von Ritualen beschäftigen. Eine derartige Gruppe sind Satanisten.»
«Langsam, immer der Reihe nach», sagte Michaelis ungläubig. «Was heißt Assoziationskette, und wie, bitteschön, kommen Sie da ausgerechnet auf Satanisten?»
«Das freie Assoziieren ist eine gängige Technik in der Psychologie, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Dabei wird das Unterbewusstsein mit einem Schlüsselwort gereizt. Man schaltet quasi den Verstand aus und wirft jedes Wort, das einem dazu einfällt, kritiklos in die Diskussion.»
«Und da hat sich Ihr Unterbewusstsein für Satanismus entschieden?», fragte Naima.
Es war nicht klar, ob sie es ernst meinte oder ob sie Levy damit der Lächerlichkeit preisgeben wollte.
«Richtig», gab Levy zu.
«Sie hätten sich aber auch für Chirurgen oder Pharmakologen, die Arzneimittel gegen Erkältungskrankheiten entwickeln, entscheiden können», fragte Falk interessiert.
«Nein», antwortete Levy. «Das Unterbewusstsein lügt nicht. Es sagte mir Satanisten und nicht Mediziner.»
Sprachlosigkeit machte sich breit. Levy konnte es in ihren Augen lesen, dass sie ihn für völlig übergeschnappt hielten. Er wollte und musste sich nicht rechtfertigen. Die Techniken, mit denen er an seine Informationen und Schlussfolgerungen kam, waren wissenschaftlich abgesichert und entstammten nicht einem Trickkasten für Nachwuchszauberer.
«Auch wenn es Sie auf den ersten Blick überrascht, wie ich zu dieser Aussage gekommen bin, so möchte ich Sie zu diesem Zeitpunkt bitten, mir Vertrauen zu schenken. Ich weiß, wovon ich spreche. Die Wahrheit steht zu jeder Zeitund an jedem Ort für jeden zur Verfügung. Man muss nur einen Weg dorthin finden. Oder wie es auch eine Sure im Koran besagt: Der Anfang liegt in der Mitte.»
Spätestens jetzt spürte Levy, dass er mit seiner offenherzigen Art, über seine Arbeit zu sprechen, bei Michaelis nicht punkten konnte.
11
«War das dein Ernst», fragte Alexej leise, «das mit dem Assoziieren und den Satanisten?»
Levy schmunzelte. Er hatte die ganze Zeit, seitdem sie an Alexejs Rechner saßen, auf diese Frage gewartet. Ihnen gegenüber saß nur noch Luansi, der die Blutentnahmen und den DN A-Vergleich organisierte. Michaelis, Falk und Naima waren außer Haus.
Luansi hatte Alexejs Frage gehört. Auch er schien eine Erklärung mit Spannung zu erwarten.
«Mein voller Ernst», antwortete Levy. «Wenn du in Ermangelung von Informationen nichts anderes in der Hand hast, dann ist die genannte Methode genauso gut wie jede andere.»
Alexej rieb sich das Kinn. Er wusste nicht so recht, was er damit anfangen sollte. Statt seiner fragte Luansi.
«Entschuldigen Sie, wenn ich mich in Ihre Unterhaltung einmische …»
«Fragen Sie», ermunterte Levy ihn.
«Das freie Assoziieren ist mir in der Kunst oder auch als Kreativitätstechnik bekannt, aber wie lässt sich diese Technik glaubwürdig auf unsere Ermittlungsarbeit anwenden?»
«Eine Straftat wie die, die uns soeben beschäftigt, ist miteinem Konzept vergleichbar. Sie hat einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss, ist also in sich geschlossen. Wenn ich nun einen Baustein aus diesem Konzept nehme, zum Beispiel den Atmungstrakt, den wir gefunden haben, dann stellt sich die Frage, wie ich dieses Einzelteil im Hinblick auf das Ganze deute. Das Ergebnis ist eine Hypothese, die sich im weiteren Verlauf der Ermittlungen entweder erhärtet oder verworfen werden muss. Dieser Vorgang der Deutung anhand von Fakten wiederholt sich stetig, er ist der Grundstock meiner Arbeit. In der Psychologie nennen
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