Und ewig seid ihr mein
ganze Zeit auch fragen, was dieser ganze Firlefanz eigentlich soll», legte Falk nach. «Ich meine, kein halbwegs erwachsener Mensch setzt sich eine Hühnermaske auf und rennt gackernd über den Hof.»
Falk schickte ein abfälliges Schmunzeln hinterher.
Der Hohepriester lehnte sich über den Tisch, zischte Falk an. «Wenn ich wollte, würde ich Sie lehren. Sie haben keinen blassen Schimmer.»
«Beleidigen Sie ihn», sagte Levy.
Falk gehorchte. «Kaaak-kakak.»
Der Hohepriester sprang auf, die Rückenlehne schepperte am Boden. «Halt die Fresse, du verdammte Judensau», schrie er. «Wenn meine Brüder dich in die Finger bekommen, bist du nur noch Kebab.»
Falk winkte ab. «Oh Mann, jetzt kommt die alte Judenhassernummer wieder. Haben Sie nichts Besseres zu bieten? Und außerdem, Juden essen Falafel und kein Kebab. Lassen Sie uns lieber über etwas sprechen, von dem Sie Ahnung haben.»
«Ah, die Versöhnungsnummer», lobte Levy ihn.
«Ich entschuldige mich», sprach Falk weiter. «Das war billig, ich weiß. Ich wollte Sie provozieren, und Sie sind nicht darauf hereingefallen. Das zeugt von Intelligenz. Ich respektiere das.»
«Machen Sie das nie wieder.»
«Versprochen. Erklären Sie mir nun, wofür die Zeremonie diente? Bitte.»
Sein Gegenüber rang mit sich. Schließlich: «Ihr Kollege hat widerrechtlich auf privatem Boden ein Opferritual gestört. Darauf steht der Tod.»
«Wem sollte geopfert werden?»
«Satan, unserem Herrn.»
«Dafür greifen Sie auf menschliche Organe zurück?»
«Das beste Blut ist das des Mondes, monatlich. Dann das frische Blut eines Kindes, dann das von Feinden, dann das von Priestern und schließlich das eines Tieres, gleich welches. So lautet das Gesetz.»
Die Antwort ließ eine Vielzahl von Deutungen zu. Falk fragte nach: «Von wem stammt das Herz, das wir sichergestellt haben?»
«Von einem Feind.»
«Wen bezeichnen Sie als Feind?»
«Jeden, der gegen uns ist.»
«Der, dem das Herz gehört hat, war gegen Sie?»
Keine Reaktion.
«Haben Sie mich verstanden?», fragte Falk nach.
Der Hohepriester wich seinem Blick aus.
So kamen sie nicht weiter. Levy sprach: «Fragen Sie ihn, ob er selbst den Feind getötet hat oder einer seiner Helfer.»
«Wer war für die Eliminierung zuständig?»
Schweigen.
«Wo ist der Rest des Feindes geblieben?», fragte Falk. «Wir haben in der Kühltruhe keine weiteren Organe gefunden. Was ist mit dem Feind geschehen?»
Der Hohepriester sprach nicht, verschanzte sich hinter der unbeantworteten Frage.
Michaelis betrat das Nebenzimmer, in dem Levy die Vernehmung verfolgte. Mit Blick auf Falk und den Hohepriester fragte sie: «Haben wir schon ein Geständnis?»
Levy verneinte. «Wir sind kurz davor oder meilenweit davon entfernt.»
Michaelis stutzte ob seiner Antwort. «Was soll das heißen?»
«Der Mann weigert sich, über das Opfer und dessen Mörder zu sprechen.»
«Überrascht Sie das?»
«Nach dem bisherigen Verlauf der Vernehmung, ja.»
Michaelis war nicht weiter gewillt, Levy jede Information aus der Nase zu ziehen. Missmutig stand sie ihm gegenüber. «Reden Sie, Levy. Oder muss ich Sie auch erst vernehmen?»
«Der Mann zeigt sich gesprächsbereit, wenn Falk ihn bauchpinselt. Den
Feind
, so wie er sich ausdrückt, zu töten, müsste nach seinem Wertesystem eine der ehrenwertesten Handlungen sein, mit der er sich im Kreis seiner Getreuenund bei seinem Satan hervortun kann. Doch genau in diesem Punkt schweigt er sich aus. Irgendetwas stimmt da nicht.»
«Er hat doch überhaupt keine Chance zu leugnen. Die Indizien sprechen gegen ihn.»
«Das ist richtig, aber aus seinem E-Mail -Verkehr wird deutlich, dass er von jemandem, den er als
Meister
bezeichnet, beliefert wird.»
«Das kann eine Schutzbehauptung sein.»
«Ich glaube nicht. Er hat sich bereits vor zwei Wochen dazu geäußert.»
Levy führte das Mikro an seinen Mund, gab Falk den nächsten Hinweis. «Fragen Sie, wer
Meister
ist.»
Falk tat es.
Der Hohepriester zeigte sich überrascht, schwieg aber weiter.
Falk wiederholte die Frage, nun eindringlicher, als benötigte er lediglich eine Bestätigung. «Wer ist Meister?»
«Wenn Sie seinen Namen kennen, dann brauche ich Ihnen nicht zu erklären, wer er ist», lautete die Antwort.
«Wollen Sie damit sagen, dass nicht Sie, sondern Meister den Mann getötet hat, dem das Herz gehörte?»
Michaelis glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Hastig griff sie nach Levys Mikrophon. «Was fragen Sie denn da, Mann?! Wir wollen sein
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