Und ewig seid ihr mein
Konversation betrieb.
«Ein Van?», fragte Levy.
«Genau.
Wähn
, dieses Wort habe ich gesucht. Ich habe zwanzig Jahre gebraucht, um richtig Deutsch zu lernen, und jetzt sprechen sie hier in Deutschland plötzlich nur noch Englisch.»
«Sie haben also einen schwarzen Van gesehen», sagte Naima. «Was ist so außergewöhnlich daran?»
«Nach einer Zeit kennt man den Fuhrpark, Erst- und Zweitwagen der Beschäftigten, aber so ein
Van
war bisher noch nicht darunter. Ich dachte eben, dass sich der Kerl genau den Schichtwechsel ausgesucht hat, um seinen Van hier zu parken. Ich war schon auf dem Weg nach draußen, musste aber feststellen, dass er den Parkplatz bereits verlassen hatte.»
«Könnte es ein Besucher gewesen sein?», fragte Levy.
«Eigentlich nicht. Besucher, selbst die, die sich hier auskennen, kommen nicht an diese Seite des Gebäudes. Auf der anderen Seite ist ein riesiger Parkplatz. Da gibt es keine Schwierigkeiten.»
«Und Sie haben den Mann am Steuer gesehen?»
«Nein, dafür ging es zu schnell.»
«Wie kommen Sie dann darauf, dass es ein Mann gewesen ist?»
«Habe ich das gesagt?»
«Ja.»
«Hm … dann war ich vorschnell. Nein, ich habe niemanden am Steuer erkannt.»
«Vielleicht das Kennzeichen?»
Aydin dachte nach, schlürfte und steckte sich noch ein Lukum in den Mund. «Nein, tut mir Leid.»
Levy bemerkte, dass Naima und er gleichzeitig einen den stummen Seufzer der Enttäuschung ausstießen. Es wäre auch zu schön gewesen.
«Noch ein Lukum?», fragte Aydin.
24
Jan Roosendaal saß entspannt im Sessel und beobachtete die Berichterstattung im Fernsehen. In der Hand hielt er ein Glas Bier.
Eine Reporterin hält der molligen Krankenschwester ein Mikrophon unter die Nase. Sie steht neben der Babyklappe, die gut zu erkennen ist.
«Wir sind alle entsetzt», sagt sie. In ihrer dreißigjährigen Arbeit als Kinderkrankenschwester sei ihr eine solche Sache noch nie untergekommen. Es täte ihr aufrichtig um ihre Kollegin und Freundin Leid, die den grotesken Fund in der Babyklappe gemacht hatte.
Schnitt auf eine Neubausiedlung. Die gleiche Reporterin klopft mit einem Mikrophon an eine Haustür. Nichts ahnend öffnet die gesuchte Krankenschwester die Tür. Sie istvon der laufenden Kamera und dem unerwarteten Erscheinen der Presse sichtlich irritiert. Dennoch stellt sie sich den Fragen der Reporterin.
«Was haben Sie gefühlt, als Sie das Handtuch mit dem vermeintlichen Baby in der Hand hielten?»
«Ich … verstehe nicht. Was gefühlt?»
«Nun, so einen grausigen Fund macht man ja nicht jeden Tag.»
«Ja, sicher.»
«Haben Sie mit dem Mörder gesprochen?»
«Welcher Mörder? Ich …»
«Wieso hat er gerade Sie ausgesucht? Kennen Sie ihn vielleicht?»
«Wieso ausgesucht? Ich hatte nun einmal gerade Dienst. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Verschwinden Sie jetzt, bitte!»
Die Krankenschwester schließt die Tür. Schwenk auf die Reporterin. «Der grausige Fund hat eine tiefe Spur der Angst und der Wut in der Bevölkerung hinterlassen. Im Umkreis von einhundert Kilometern sind in den letzten zwei Jahren fünf Kinder auf bestialische Weise misshandelt und umgebracht worden, und der Täter ist noch auf freiem Fuß. Die verantwortlichen Behörden müssen sich nun erneut fragen lassen, was sie gegen diese Wahnsinnigen unternehmen wollen. Nur im Büro sitzen und Steuergelder verschwenden reicht einfach nicht. Illu-TV bleibt dem Fall auf der Spur.»
Jan lehnte sich im Sessel zur Seite und schaute zurück in Richtung Couch, die mitten im Wohnzimmer stand. «Hörst du, Papa, sie berichten über die Sache.»
Papa lag mit dem Rücken zum Fernseher auf der Couch. Er antwortete nicht. Die Hausschlappen lagen müde abgestreift am Boden, die Flasche Bier, die er zur Entspannunggerne trank, wenn er nach Hause kam, stand unberührt daneben.
«Papa …»
Jan nahm die Fernbedienung zur Hand und stellte den Ton leiser, damit sein Vater nicht gestört wurde. Er hatte seinen Schlaf verdient. Er war all die Jahre viel unterwegs gewesen, und die wenigen Tage, die er zu Hause war, sollte er genießen.
Seit letzter Woche war es mit der Herumreiserei zu Ende gegangen. Jan hatte ihn gedrängt, den Job an den Nagel zu hängen und sich zukünftig auf die Familie zu konzentrieren. Schließlich war die Familie das Zentrum jedes einzelnen Mitglieds. Nichts und niemand durfte das vernachlässigen und sich darüber erheben. Das hatte ihm sein Vater von Anfang an eingeschärft. Nun hatte Jan ihn
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