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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gewesen.
    Nun sah sich Anubis mit einer Situation konfrontiert, die er nicht eingeplant hatte. Einen Unschuldigen einfach zu töten oder ihn sterben zu lassen, wollte er nicht zulassen. Das widersprach seinem Kodex, nur die auszuwählen, die auch wirklich in das Schema passten.
    Der Junge an seiner Seite stöhnte. Anubis beugte sich über ihn und streichelte ihm über die Wange. Das Blut, das aus Nase und Ohren entwich, konnte er nicht stoppen. Wahrscheinlich ein Schädelbruch. Eine Operation war dringend nötig, und je länger er wartete, desto unwahrscheinlicher wurde eine Rettung.
    Schluss jetzt, befahl er. Er musste handeln.
    Vorsichtig nahm er den Jungen in die Arme und brachte ihn nach oben, legte ihn behutsam auf den Boden seines Vans.
    Dann fuhr er los. Er wusste nicht, wohin. Das würde sich auf dem Weg zeigen.

37
    Die maximale Tagesdosis Kopfschmerztabletten auf einmal musste genügen, um Levy wieder denkfähig zu machen. Er schluckte sie mit dem Rest Wodka hinunter, der sich noch in einem Glas befand.
    Um ihn herum war es dunkel. Nur die Straßenbeleuchtung schickte einen schwachen Schein hinauf in seine Wohnung. Er holte den Computer aus dem Standby und las zweiundzwanzig Uhr von der Anzeige ab. Eine E-Mail wartete im Posteingang.
    Es war Alexej. Er schrieb, dass es ihm Leid täte. Nicht nur ihm, auch Naima, Falk und Luansi bedauerten die Umstände seines Ausscheidens. Lediglich Michaelis weinte ihm keine Träne nach. Sie sei stinksauer und fühle ihre anfänglichen Zweifel bestätigt.
    Demandt sei bei ihnen im Büro aufgetaucht. So wie es aussah, würde er höchstpersönlich für Levy einspringen, da keiner aus seinem Team abzuziehen sei. Nichts weniger hatte offenbar Michaelis erwartet. Sie sei mit Demandts Entscheidung sehr zufrieden.
    Wenn Alexej noch etwas für ihn tun könne, dann solle er sich melden. Bis dahin. Ciao.
    «Leckt mich», murmelte Levy und drückte die Mail weg.
    Michaelis. Sie hatte ihn ausgebootet und in die Wüste geschickt.
    Im Grunde genommen war er froh, ihr nicht mehr ausgeliefert zu sein. Sollte Demandt schauen, wie er mit ihr klarkommen würde. Sollten sie sich gegenseitig belauern, intrigieren und sich das Leben zur Hölle machen.
    Er hatte damit nichts mehr zu tun. Prost.
    Doch das Glas war leer und kein Nachschub mehr im Haus. Es flog mit aller Gewalt gegen die Wand. Levy sah tausend kleine Glitzer aufleuchten, als die Splitter durch den Lichtschein flogen. Sie verteilten sich klirrend auf dem Boden.
    Er war wütend. Zornig. Von Hass erfüllt. Vor seinen Augen drehte sich alles, er suchte Halt, fand ihn am Fenstersims. Unten in den Straßen krochen die Lichter im Gänsemarsch dahin. Er öffnete ein Fenster, sog die frische Nachtluft tief in sich hinein. Zu viel des Guten. Der Sauerstoff legte sich brennend über die Lungen. Er hustete, kämpfte dagegen an, befreite sich von dem zähen Belag auf seinen Bronchien.
    Es zwang ihn in die Knie, auf den Boden. Er spürte die kleinen Scherben nicht, die sich durch seine Hose bohrten.
    Ein letztes Mal bäumte er sich auf, erbrach, kämpfte um Luft und gegen die aufsteigende Säure. Dann kippte er vornüber.
    Ein kühler Luftzug weckte ihn. Es war noch immer dunkel. Auf den Straßen hatte sich der Verkehr gelegt. Nur hin und wieder raste ein einzelnes verlorenes Fahrzeug die Straße entlang.
    Levy schleppte sich ins Badezimmer. Licht anmachen. Es dauerte, bis er sich im Spiegel erkannte. Die eine Gesichtshälfte war mit Erbrochenem zugekleistert, die andere mit roten, verschmierten Punkten übersät. Er schaute nach unten. Hemd und Hose waren mit Blut und seiner letzten Mahlzeit verkrustet. Aus den Handballen schauten spitze, schmutzige Splitter heraus.
    Sah so ein Loser aus? Einer, der es nicht geschafft hatte und sich am Ende seines Wegs befand? Kurz vor der Brücke und der Armenspeisung?
    Er ließ Badewasser ein.
    Als er nackt war, erkannte er blaue Flecken. Einen am rechten Unterarm, einen anderen an den Rippen. War er gestürzt? Er konnte sich nicht erinnern.
    Mit einem Handspiegel und einer Pinzette stieg er in die Wanne. Die ersten zehn Minuten gehörten der Auflockerung. Danach wusch er sich vorsichtig. Die blauen Flecke schmerzten. Er konnte sie kaum berühren.
    Die nächste Stunde verbrachte er mit der Entfernung der Splitter aus seinem Gesicht und von den Handballen.
    Rot verschmutzt und gläsrig scharf floss das Wasser ab.
    Im Spiegel sah er nun einen sauberen, aber nicht wenig verletzten Levy. Wobei ihn der äußere

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