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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Er hätte gerne einen Blick darauf geworfen, um festzustellen, wie Levy die Morde einschätzte und ob er sich bei der Beurteilung eines Ermittlungsergebnisses womöglich geirrt hatte. Es schien fast so, als hätte Levy bewusst ein Geheimnis daraus gemacht. Doch was hätte das für einen Sinn gemacht, fragte er sich. Der Michaelis eins auszuwischen, aufzuzeigen, dass er und nicht sie den Fall aufklären würde?
    Das war abwegig, völliger Blödsinn. Denn letztlich führte sie die Ermittlungen und würde im Falle eines Erfolges als strahlende Heldin in der Presse gefeiert, genauso wie siedafür geradestehen musste, wenn sie es vergeigte. Es lag in der Natur der Sache, dass Fallanalytiker lediglich andere Denkansätze aufzeigten, nicht selbst ermittelnd vorgingen und im Hintergrund blieben.
    Für Levy gab es also weder etwas zu gewinnen noch zu verlieren. Oder war da etwas, was Demandt bei Levy nicht berücksichtigt hatte?
    Er dachte darüber nach, wie er ihn damals aus der Gruppe der Bewerber rekrutiert hatte. Levy hatte seinen Abschluss in Psychologie und in Kriminologie mit Bravour bestanden. Ein Auslandssemester bei den britischen Kollegen und ein Praxisjahr in Quantico, der berühmten Brutstätte für die amerikanische Herangehensweise an die Fallanalyse, hatten ihn weiter qualifiziert. Er war auch einer der wenigen europäischen Studenten, die sich auf der berüchtigten Body Farm aufgehalten hatten. Auf einem eigens für die University of Tennessee abgegrenzten Gelände wurden menschliche Leichen der Witterung ausgesetzt, um aus deren natürlichem Verfall zu lernen. Sein amerikanischer Professor lobte ihn ausdrücklich für seine Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, Rückschlüsse aus den verschiedenen Verwesungsstadien auf die Umstände des Todes zu ziehen.
    Demandt konnte dem nur zustimmen, Levy zeigte sich in der Ausbildung beim BKA äußerst aktiv. Er schnitt in den Fächern Tatortaufnahme, Bewertung und der Hypothesenerstellung als Jahrgangsbester ab. Zugute kamen ihm dabei seine gerichtsmedizinischen Kenntnisse, die er im Zuge seines Studienschwerpunktes und auf der Body Farm erworben hatte.
    Auch die psychologischen Tests, die Levy immer wieder zu bestehen hatte, zeigten keine Auffälligkeiten. Er war ein in sich gefestigter Charakter, der für die Arbeit als Fallanalytiker wie prädestiniert war.
    Sein Privatleben verlief in geordneten Bahnen, soweit Demandt das einschätzen konnte. Levy hatte hin und wieder von Beziehungen zu Frauen gesprochen, aber keine schien besonders lange zu dauern. Eine feste Partnerschaft, die über Jahre den Stress aushalten konnte, hatte es nicht gegeben.
    Und dann, völlig unerwartet, kam der Einbruch.
    Aus heiterem Himmel kamen für Demandt Levys Alkoholprobleme. Er hatte keine Anzeichen bemerkt, keine Umstände, die auf eine Gefährdung im Vorfeld hätten schließen lassen.
    Die ersten Gespräche mit Levy führte Demandt selbst. Die beiden hatten im Laufe der Ausbildung ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, und auf Grund des Altersunterschiedes war Demandt für das Waisenkind Levy eine Art Ziehvater geworden.
    Umso mehr traf es ihn, als Levy überhaupt keine Bereitschaft zur Kooperation zeigte, es tatsächlich hintertrieb, ihn über die Ursache seines plötzlichen Alkoholproblems aufzuklären. Es blieb Demandt somit gar nichts anderes übrig, als Levy in die Hände des Hauspsychologen zu geben. Dieser Vorgang hatte natürlich Konsequenzen für Levys Beurteilung und noch viel mehr für seine Karriere. Er galt forthin als instabil, nicht vollkommen verlässlich und für beschränkt dienstfähig.
    Die Therapie dauerte sechs Monate.
    Levy kehrte geheilt in den Dienst zurück. Im Bericht wurde ihm eine vorübergehende und schließlich austherapierte Depression attestiert. Und allem Anschein nach war diese Therapie erfolgreich. Levy arbeitete wie in alten Tagen – aufmerksam, analytisch, kreativ.
    Dann, wieder völlig unerwartet, ein Aussetzer.
    Kollegen von der Streife wurden wegen eines randalierendenGastes zu einer Kneipe gerufen. Es war Levy, der sich sturzbetrunken mit einem Mann prügelte. Der Wirt berichtete, dass sich ein Streit zwischen den beiden an der Bar entzündet hatte.
    Levy war nicht zu beruhigen gewesen, hatte sich sogar mit den Kollegen angelegt, war verletzt worden und musste behandelt werden. Im Krankenhaus stellten die Ärzte Besorgnis erregende Blutwerte fest. Er wurde zur Entgiftung in eine andere Klinik eingewiesen.
    Demandt nahm Levy ins Gebet,

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