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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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mit einem Lächeln.Ihre weißen Zähne, frisch geputzt. Er kann noch den vagen Duft von Menthol riechen. Der linke Eckzahn verjüngt sich auffällig nach unten zu einer Spitze. Ihre Zunge streicht darüber, verführerisch, ein Tropfen Blut quillt hervor.
    Die riesige Membran eines Lautsprechers zittert. Harte Gitarrenklänge zerren an ihr, drohen sie im flackernden Licht zu zerreißen. Er wird geblendet durch einen Lichtblitz, der sich im blanken Metall eines Skalpells bricht.
    Tessas Augen sehen verzweifelt den Wahnsinn, die nahe Stunde ihres Todes. Sie blickt nach unten, auf ihren nackten, festgezurrten Körper. Die dünne, spitze Schneide sticht ins Fleisch, teilt es auf ihrer lustvollen Reise über ihren Bauch. Rot quillt hervor, wird herausgepumpt von ihrem Herzen, bedeckt das weiße, sich öffnende Grab mit einem Meer aus Rosen.
    Levy schreckte auf. Sein Atem raste. Die Bilder wichen, Stück für Stück. Was blieb, war der harte Sound, der aus den Lautsprechern seines Computers hämmerte. Der Player war zur nächsten Datei übergegangen.
    Levy war nun ganz bei sich und hatte den Meister erkannt: Das Muster lag nicht in den Eigenschaften der Opfer. Sie dienten nur als Hüllen.
    Mann. Frau. Jugendliche.
    Jetzt wusste er, nach welchem Kriterium Anubis die vier ausgewählt hatte.
    Finger, Fahrenhorst, Tatjana und der Junge.
    Sie waren eine Familie.
    Vater. Mutter. Kinder.

4
    «Herr Jesus Christus. Segne die Familien, die Eltern und Kinder, auf dass alle Geborgenheit und Liebe erfahren.»
    Jan kniete im Schlafanzug vor seinem Bett. Die Hände zum Gebet gefaltet, hielt er sie hoch an die Stirn, die Augen geschlossen, die Ellbogen ruhten auf der Matratze. Über ihm an der Wand hing ein Christusbild, daneben ein Holzkreuz. Darunter Schnappschüsse von ihm und Ruben, als sie noch kleine Jungs waren. Sie spielten an einem Fluss, eingebettet in ein riesiges, rotes Tulpenfeld.
    «Hilf den Eltern, ihren Kindern die Liebe Gottes spürbar zu machen.»
    Im Haus war es still geworden. Nach dem ersten gemeinsamen Abendessen seit vielen Jahren waren sein Vater und die Mutter bereits zu Bett gegangen. Er war der Letzte, der alle Lichter gelöscht und sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Auf der anderen Seite des Raumes war das Bett verwaist. Ruben, sein kleiner Bruder, war noch nicht eingetroffen.
    «Erfülle die Menschen mit der Gesinnung echter Liebe, dass sie füreinander da sind, ohne allein auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein.»
    Jan war tief in das Gebet versunken. Dennoch spürte er die Anwesenheit seiner Mutter, die hinter ihm in der Tür stand. Wie schon in seinen Kinderjahren war sie eigens aufgestanden, um Jans Gebete zu begleiten. Es war ihm nicht recht, damals wie heute. Er fühlte sich überwacht, in seinen geheimsten Träumen und Wünschen gestört. Aber er wagte nicht, ihr zu sagen, sie solle gehen. Die Eltern warenRespektspersonen. Es galt, ihnen mit Dankbarkeit und Ehrfurcht zu begegnen.
    «Segne alle Eheleute, auf dass es ihnen gelinge, das Eheversprechen zu halten. Auf dass sie in Liebe und Treue zueinander stehen mögen und ihre Liebe weiter blühe.»
    Jan meinte zu spüren, wie seine Mutter spöttisch grinste. Er wusste, dass sie vom Eheversprechen nicht viel hielt. Zu oft war sie ihrem Mann schon weggelaufen, hatte die Kinder sich selbst überlassen. Doch da sie immer wieder nach Hause zurückkehrte, war sich Jan der Kraft seiner Gebete bewusst.
    «Und Herr, gedenke meines Bruders Ruben. Führe ihn aus der dunklen Nacht der Verzweiflung nach Hause ins Licht seiner Familie. Lass ihn teilhaben am Fest unserer Liebe, das wir in wenigen Tagen feiern.»
    «Dein Bruder wird einen Teufel tun und in dieses Scheißkaff zurückzukehren. Nur ich dumme Kuh bin so blöd. Und was das Fest angeht, sei dir nicht so sicher, dass ich da noch da bin.»
    In Jan rumorte es. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte seiner Mutter ins Gesicht geschrien, dass nicht alle ein so verdorbenes Leben führten wie sie. Sein Versprechen an Gott, seinen Zorn zu zügeln und die Vergeltung einem anderen zu überlassen, zwang ihn jedoch zur Milde.
    «Gedenke der Verstorbenen unserer Familien. Lass sie Anteil haben am ewigen Leben.» Jan blickte auf. «Herr, ich bitte dich. Amen.»
    Noch bevor er aufstehen und sich zu Bett legen konnte, erinnerte ihn die Mutter an eine Person, die er im Gebet ausgelassen hatte. Doch er hatte sie nicht vergessen.
    «Na, da fehlt doch noch jemand», sagte sie.
    «Tut es nicht», antwortete

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