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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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aushorchen wollte. Hat sie als Hure bezeichnet.»
    «Parisa?»
    «Nein, Nadija Hadzic.»
    Lykke schloss die Augen. «Überwachung?»
    Viker nickte. «Läuft. Rund um die Uhr.»
    «Gut. Hadzic. Verwandte?»
    Viker neigte den Kopf zur Seite. «Verdammt merkwürdig», sagte er. «Bisher konnten wir niemanden auftreiben.»
    Lykke runzelte die Stirn.
    «Wie meinst du das?»
    «Wie ich es sage. Keinen einzigen Verwandten.»
    «Bosnien?»
    «Wir haben die Kollegen auf dem ganzen Balkan eingespannt. Nichts.» Er rieb sich die Schläfe mit dem Daumen. «In Norwegen auch nicht, bis auf die Tochter.»
    «Und Kvamme?»
    «Aus dem werde ich nicht richtig schlau. Gibt konsequent einsilbige Antworten. Scheint eigentlich kein großes Interesse daran zu haben, uns zu helfen.»
    «Was sagt er?»
    «Wenig. Gerade so, als wüsste er nicht das Geringste von seiner ehemaligen Frau. Er sagt, dass sie nie über ihre Familie sprechen wollte und er das respektiert hat.»
    «Sie haben eine Tochter zusammen. Er muss doch ein Interesse daran gehabt haben, zu erfahren, ob das Mädchen Großeltern mütterlicherseits hat?»
    Viker zuckte mit den Schultern. «Sollte man meinen, ja …»
    Lykke starrte vor sich hin.
    «Und das Außenministerium, wissen die was darüber? Die Botschaft in Belgrad?»
    «Jedenfalls keiner von denen, die heute dort arbeiten.»
    Lykke erhob sich und ging im Zimmer auf und ab, während er sich den Nacken rieb.
    «Forscht mal in Sarajevo nach», sagte er. «Treibt die Leute auf, die zur selben Zeit wie Kvamme dort waren. Irgendwer muss doch mitgekriegt haben, dass der juristische Berater des diplomatischen Dienstes eine Freundin hatte.»
    «Schon, aber …»
    «Die Frau kommt doch irgendwo da aus der Gegend», fiel Lykke ihm deutlich gereizt ins Wort. «Sucht weiter.»
    «Geht klar.»
    Der große Mann drehte sich um und verschwand.
    Rolf Lykke sank auf seinen Bürostuhl und ließ den Blick geistesabwesend durch das winzige Zimmer wandern, das seit fast zwölf Jahren sein zweites Zuhause war. Zwei Besucherstühle aus Hartplastik, ein Schreibtisch auf Stahlrohrbeinen mit einer Platte aus undefinierbarem Material. Ein abschließbares Schubladenelement aus Metall und ein Regal, vollgestopft mit Aktenordnern, Dokumenten und einem einbändigen Lexikon. An der Wand links vom Fenster, das sich nicht öffnen ließ, hing eine Wanderkarte über die Nordmarka. Eine Kinderzeichnung, signiert «Ida 5 Jahre» und mit grünen Reißzwecken an die Tür geheftet, vervollständigte den Zimmerschmuck. Lykkes Blick blieb an dem Bild hängen. Es war zwei Jahre alt. Ida hatte ihn zusammen mit Sonja im Büro besucht. Soweit er sich erinnern konnte, war es das einzige Mal gewesen. Kein Wunder, dachte er.
    Er strich über die Tastatur des drei Jahre alten und doch schon hoffnungslos veralteten PCs. Ein Computer und ein Handy fehlten in Nadija Hadzics Wohnung. Das untermauerte seine Theorie. Nadija kannte den Täter, der den Mac und das Handy mitgenommen hatte, weil sie Daten enthielten, die ihn verraten würden. Es konnte natürlich auch sein, dass er sein Opfer nicht gekannt und die Sachen mitgenommen hatte, um sie zu Geld zu machen. Aber warum hatte er dann die dreihundertsiebzig Kronen in ihrer Brieftasche zurückgelassen?
    Er erhob sich. Zog die oberste Schublade auf und fand ein Päckchen Kaugummi. Die wichtigste Frage blieb immer noch: Wer war Nadija Hadzic? Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich zu Beginn der Ermittlung mit diesem Problem herumschlagen müssten. Er musste Parisa nach Risør schicken. Parisa würde etwas herausfinden, da war er sich ganz sicher.
    Er blickte wieder zu der Kinderzeichnung. War es wirklich zwei Jahre her, dass Ida an seinem Schreibtisch gesessen und die grünen Strichmännchen gemalt hatte? Was war mit ihr in der Zwischenzeit passiert? Er konnte Namen und Details einer Handvoll Mordfälle herunterrasseln, aber sein Privatleben diente eher als undeutliche Kulisse für das, was wirklich wichtig war: die Arbeit. Als Sonja und er vor acht Jahren heirateten, hatte er gewusst, dass sie sich Kinder wünschte. Sie war siebzehn Jahre jünger als er, und obwohl sie Vollzeit in ihrem eigenen Architekturbüro arbeitete, war sie nicht besonders traurig gewesen, als sie die Mutterrolle einnehmen sollte. Und dank ihr hatte es ja auch ganz gut funktioniert.
    Lykke sah auf die Uhr. Viertel nach drei. Ida war vermutlich im Hort. Er hatte sie einige Male von dort abgeholt. Rasch fasste er einen Entschluss und merkte, wie sehr

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