Und ewig währt die Hölle (German Edition)
wissen. Sie hatte ja ein Kind und alles.»
«Das ist nicht so leicht, ich habe auch Probleme damit, das auseinanderzuhalten», sagte Parisa lächelnd. «Gab es irgendetwas an ihr auszusetzen? Ich meine, schließlich ist niemand absolut perfekt.»
«Tja, wie soll ich sagen …» Wennersten zögerte. «Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war, dass sie die ganze Zeit mit ihrem Mac beschäftigt war.»
«Sie benutzte einen Mac?»
«Ja, das war eines der wenigen Dinge, um die sie wirklich gebeten hat. Nadija war nicht sehr anspruchsvoll, aber einen eigenen Mac zu haben, war ihr sehr wichtig. Sie brauchte ihn, um Einkaufslisten zu erstellen und so was. Und ich glaube, sie hatte ihr eigenes System, wem sie was bei Besprechungen servierte.»
«Aber das war nicht der Grund, warum sie ständig in ihren Mac vertieft war?»
«Nein, natürlich nicht. In der letzten Zeit standen überall in den Büros Gläser und leere Flaschen herum. Das Aufräumen gehörte zu Nadijas Aufgaben, und sie konnte immer unglaublich gut Ordnung halten, aber nun … Tja, also ich will ihr nicht unterstellen, dass sie im Internet surfte oder so, aber jedenfalls saß sie in der Kantine vor ihrem Mac, statt aufzuräumen.»
«Haben Sie sie darauf angesprochen?»
Catrine Wennersten legte den Filzstift weg.
«Ich hatte es erwähnt, ja, nicht als Vorwurf, aber ich glaube, sie hat den Wink verstanden. Es wurde dann etwas besser, aber sie verbrachte trotzdem noch sehr viel Zeit am Rechner.»
«Ist er hier?»
«Nein, sie hat ihn abends immer mit nach Hause genommen.»
Parisa konnte sich nicht erinnern, einen Laptop in der kleinen Wohnung gesehen zu haben.
«Sind Sie ganz sicher, dass sie ihn nicht hiergelassen hat?»
Wennersten sah sie ungnädig an.
«Dann müsste er in der Kantine stehen, und da ist er nicht, das wäre mir aufgefallen. Sie trug ihn immer in einer schwarzen Laptoptasche herum.»
«Okay.»
Parisa richtete den Blick auf ein Flipchart an der Wand. «Position» stand da, dreimal unterstrichen, und darunter: «Smart, chic, sexy und mit dem gewissen Etwas».
«Ist das ein Produkt, das ich ausprobieren sollte?» Sie nickte lächelnd zu dem Flipchart.
«Ich glaube, das ist die Strategie für einen neuen Keks von Sætre», sagte die Geschäftsführerin.
Parisa versuchte, Ironie herauszuhören, aber es gelang ihr nicht.
«Konnte sie gut Billard spielen?», fragte sie plötzlich.
Wennersten starrte sie verständnislos an.
«Billard?»
«Wir haben einen Billardqueue in ihrer Wohnung gefunden.»
«Davon weiß ich nichts. Vielleicht gehört er der Tochter?»
«Kaum. Nur sehr wenige kleine Mädchen spielen Billard mit eigenem Queue.»
«Ja, natürlich.» Wennersten lächelte entschuldigend. «Sorry, aber da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.»
«Nein … Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben. Es wäre schön, wenn Sie nachsehen könnten, ob Sie einen Lebenslauf haben. Und bitte rufen Sie mich an, falls Ihnen noch etwas einfällt, ja?»
Die Geschäftsführerin nickte kurz.
«Nur eine Frage noch», sagte Parisa und beobachtete Wennersten aufmerksam. «Wissen Sie etwas über die Berlin-Reise, die Nadija machen wollte?»
«Ich glaube nicht, dass ich etwas von einer Berlin-Reise gehört habe … Wann sollte die sein?»
«Nächsten Monat, Abflug 2. Dezember.»
Wennersten blickte auf den Wandkalender.
«Das ist ein Donnerstag», sagte sie verwundert. «Nadija hat nichts davon erwähnt, dass sie freinehmen wollte, um nach Berlin zu fliegen. Und sie ist nie viel verreist …» Die Geschäftsführerin schüttelte nachdrücklich den Kopf. «Nein, ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, dass sie auch nur ein einziges Mal um Urlaub gebeten hätte.»
Parisa bemerkte, dass Catrine Wennersten blitzschnell einen Blick auf ihre Armbanduhr warf. Stirn und Nase glänzten im Licht, das durch die Fenster fiel.
Parisa sah sie scharf an.
«Möchten Sie mir noch etwas erzählen?»
Wennersten lächelte unsicher.
«Was sollte das sein?»
«Na gut. Ich komme sicher noch einmal wieder.»
Parisa schlug den Notizblock zu.
Sie hatte während des ganzen Gesprächs nur drei Buchstaben notiert: Mac. Und sie hatte das ungute Gefühl, dass Catrine Wennersten ihr etwas verheimlichte.
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Kapitel 9
Rolf Gordon Lykke starrte auf seinen überfüllten Schreibtisch. Hatte es nicht geheißen, die Papierberge würden mit Einführung des neuen Computersystems verschwinden? Er heftete den Blick auf ein gelbes
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