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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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Lambertseterveien, und Viker verrenkte sich den Hals, um die Hausnummern an den weißen OBOS-Blocks zu lesen.
    «Die erste Trabantenstadt Norwegens. Wusstest du das?»
    Parisa schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die Kurzhaarfrisur.
    «Nein, aber ich habe zwölf Jahre in einer Siedlung gewohnt, die ganz ähnlich aussah.»
    «Ich war öfter mit meinem Jungen hier», fuhr Viker fort. «Die haben ganz ordentliche Jugendmannschaften.»
    «Er spielt also Fußball, dein Sohnemann?» Parisa konnte es sich nicht verkneifen.
    Viker blickte sie überrascht an.
    «Hab ich das nicht erzählt? Na klar, bei Strømsgodset. Sie haben ihn sogar in die Kreismannschaft aufgenommen. Mittelfeld. Jonas spielt eigentlich Sturmspitze, aber …» Er unterbrach sich selbst. «Du nimmst mich auf den Arm, oder?»
    Parisa gluckste vor Vergnügen.
    «Scheiße, was ist daran verkehrt, wenn man auf seine Zwerge stolz ist?»
    «Gar nichts, Lasse. Ich wollte nur sehen, wie ein echter Kerl aussieht, wenn er über seine Kinder spricht.»
    «Bloß keine Schmeicheleien. Da ist es!»
    Viker zeigte auf einen vierstöckigen Betonklotz und parkte vor einer langen Reihe Mülltonnen. Gerade kam eine kleine Schar Kinder mit Rucksäcken, die ihnen bis unter die Ohren reichten, aus der Tür. Ein junger, hagerer Mann in Wetterjacke und mit einer Art Sturmkocher unter dem Arm bildete das Schlusslicht. Er nickte und grüßte freundlich. Lasse Viker sah der kleinen Truppe hinterher.
    «Ausrücken zum Waldmarsch an einem Sonntag um sieben? Kein Wunder, dass sie gute Mannschaften haben.»

    Siri Røymark wohnte in der dritten Etage. Man konnte sehen, dass sie geweint hatte.
    «Ich habe frischen Kaffee gemacht.»
    «Danke, gern.»
    Parisa blickte sich in der schlichten Wohnung um. Sie erinnerte sie an Märsta. Ein kleiner Flur, von dem die Türen zu Bad und Schlafzimmer abgingen, das Wohnzimmer mit offener Küche, ein Balkon von der Größe eines Nistkastens. Nur bis nach unten war es nicht so weit. In Märsta hatten sie in der neunten Etage gewohnt.
    «Die Kinder sind bei Lars. Er wohnt ein Stück weiter die Straße hinunter.»
    «Aha.» Parisa nickte. «Wie alt sind sie?»
    «Drei und fünf. Zwei Jungs. Halten mich ganz schön auf Trab.»
    Siri Røymark versuchte ein Lächeln, aber es wurde nicht mehr daraus als eine müde Grimasse.
    Sie goss Kaffee in große Becher.
    Parisa lehnte sich in dem weichen Ohrensessel zurück und ließ den Blick durch das kleine Wohnzimmer schweifen. Sitzgruppe aus braunem Leder, ziemlich sicher von Bohus oder Skeidar. Esstisch aus lackierter Kiefer. Flachbildfernseher, vierzig Zoll, am Fenster ein alter Kaffeetisch, vermutlich ein Erbstück. Zwei Stehlampen von Ikea, keine Gardinen. Auf der Küchenanrichte ein Goldfischglas mit zwei roten Fischen darin. Einen Moment lang dachte Parisa an Egil Pay. Vier Druckgraphiken mit bunten Vögeln hingen in einer Reihe einen halben Meter über dem Sofarücken. Keine davon signiert. Siri Røymark war ihrem Blick gefolgt.
    «Ich habe auch eine Zeichnung von Lakshmi, dort drüben. Sie kann so … konnte so unglaublich gut …»
    Ihre geröteten Augen füllten sich mit Tränen.
    Parisa strich ihr sanft über den Oberarm und nickte unmerklich zu Viker hinüber, der aufstand und zum Küchentisch hinüberging.
    «Ein sehr schönes Bild», sagte er und studierte die gerahmte Aktzeichnung. «Sind Sie das?»
    Siri nickte und wischte sich mit dem Blusenärmel die Tränen ab.
    «Da war ich zweiundzwanzig. Ich habe dort drüben im Küchenfenster gesessen. Wir fanden das richtig cool.» Die Andeutung eines Lächelns erschien auf ihrem blassen Gesicht. «Ich muss es wohl irgendwann wegpacken, bevor die Jungs merken, dass es ihre Mutter ist.»
    «Ja, ähm, ich denke wohl auch …» Lasse Viker wirkte fast ein wenig verlegen.
    Parisa nippte am Kaffee. Er war erstaunlich gut.
    «Wie ist sie gestorben?» Siri Røymark versuchte, Parisas Blick aufzufangen.
    «Sie wurde mit einer Stichwaffe getötet», erwiderte Parisa.
    «Hat er sie vergewaltigt?»
    «Das wissen wir noch nicht genau, aber es deutet nichts darauf hin.»
    Lakshmis Freundin holte tief Luft.
    «Ist es schnell gegangen?»
    Parisa zögerte.
    «Wir können im Moment noch nicht mehr sagen, aus ermittlungstaktischen Gründen», murmelte sie.
    Stille kehrte ein. Von draußen hörte man, wie ein Auto angelassen wurde.
    «Wollen Sie renovieren?» Parisa nickte zu einer Literdose Farbe auf der Küchenanrichte hinüber.
    «Nur die Fensterrahmen

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