Und ewig währt die Hölle (German Edition)
von innen. Ich habe mir eine Wohnung im Erdgeschoss gekauft. Die Treppen sind so anstrengend, wenn man zwei kleine Kinder hat und allein ist …» Sie versuchte zu lächeln. «Nächste Woche ist die Wohnungsbesichtigung, also falls Sie Interesse haben?»
«Das ist doch sicher kein Problem, hier oben eine Wohnung loszuwerden?» Lasse Viker fuhr sich durch seine struppigen Haare.
«Das will ich hoffen.»
«Erzählen Sie uns, was gestern passiert ist», sagte Parisa und legte die schwarze Umhängetasche auf ihren Schoß.
Siri Røymark räusperte sich zweimal und begann zu sprechen. Es war deutlich, dass sie den gestrigen Tag in Gedanken schon unzählige Male durchgegangen war. Ab und zu unterbrach sie sich, um die Nase zu putzen oder zu überlegen. Die Kaffeetasse vor sich hatte sie noch nicht angerührt.
«Haben Sie draußen jemanden bemerkt, als Sie gingen?»
Parisa hatte längst den Notizblock herausgeholt.
Siri Røymark blickte die beiden Ermittler unglücklich an und rang die Hände vor der Brust.
«Das ist ja das Schreckliche. Ich habe die ganze Nacht wach gelegen und immer wieder versucht, mich zu erinnern, wer da draußen war, als ich in mein Auto gestiegen bin.»
«Es war also jemand da?»
Lasse Viker, der inzwischen wieder Platz genommen hatte, beugte sich interessiert vor.
«Ja, das heißt … Es standen wohl mehrere Leute am Taxihalteplatz, aber da war einer, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Mann war, der neben einem Auto stand.»
«Groß, klein, hell- oder dunkelhaarig?» Viker war jetzt hochkonzentriert.
«Ich habe mir schon den Kopf zermartert, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern, wie er ausgesehen hat. Nur dass er ganz sicher nicht wie Terje aussah.»
«Beschreiben Sie diesen Terje doch mal», bat Parisa und blätterte eine neue Seite im Notizblock auf.
«Lakshmi hat mir ein Foto von ihm gemailt.»
Parisa und Lasse Viker wechselten einen Blick.
«Sie haben ein Foto von Terje?»
Siri stand auf.
«Ja, aber das ist er nicht. Er hat ihr bestimmt kein echtes Foto von sich geschickt.»
Parisa nickte.
«Wohl nicht, aber wir würden es trotzdem gern sehen. Sie wissen nicht zufällig das Passwort oder den Nutzernamen oder etwas anderes, das uns helfen könnte, Zugang zu Lakshmis Profilseite zu bekommen?»
«Leider nein, nur, dass sie bei match war.»
Siri Røymark verschwand in der Küche und kam mit einem altmodischen Laptop zurück.
«Hier.»
Sie blickten direkt in zwei leuchtend blaue Augen unter einer blonden Haartolle.
«Das ist Terje?» Viker beugte sich näher an den Bildschirm, um einen optimalen Blickwinkel zu finden.
«Keine Ahnung, wie er wirklich heißt, aber jedenfalls hat Lakshmi das geglaubt.»
Auf Parisa Sadeghs Stirn erschien eine tiefe Falte.
«Dieser Mann heißt nicht Terje», sagte sie an Lasse Viker gerichtet. «Er heißt Clas Eriksson.»
Viker starrte sie verblüfft an.
«Du kennst ihn?»
«Nur aus dem Fernsehen und aus Zeitungen. Er wurde vor mindestens zehn Jahren von Neonazis ermordet.»
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Kapitel 40
«Das heißt also, alles könnte gelöscht sein?»
Der große Mann mit dem markanten Adamsapfel schluckte und lächelte nachsichtig.
«Gelöscht bedeutet nicht unbedingt gelöscht», erklärte er.
Polizeikommissar Rolf Gordon Lykke merkte, wie ihm langsam der Geduldsfaden riss.
«Aber wenn wir wissen, auf welchen Internetseiten sie sich eingeloggt hat, muss es doch wohl verdammt noch mal möglich sein, so eine Adresse zurückzuverfolgen?»
Der Adamsapfel setzte sich in Bewegung.
«Sie meinen, eine IP-Adresse?»
«Ja, meinetwegen! Es muss doch wohl möglich sein, so eine verdammte IP-Adresse aufzuspüren?»
Lykke blickte auf die Uhr. Halb zwölf. Er hatte schon fast eine ganze Stunde vergeudet.
«Die Sache ist die», begann der Mann auf dem Besucherstuhl in belehrendem Tonfall, «dass IP-Adressen nicht dauerhaft sind.»
«Was heißt das?»
«Sie verändern sich.»
Lykke knallte den Plastikhefter auf den Tisch und erhob sich abrupt.
«Was zum Teufel heißt das, sie verändern sich? Wir reden hier doch nicht von Quallen, oder was?»
Auf dem hageren Gesicht des Telenor-Ingenieurs erschien ein mitleidiger Ausdruck.
«Das heißt, dass die Kundin seit dem Sommer fünf, sechs oder zehn IP-Adressen gehabt haben kann.»
«Sagen Sie das doch gleich.»
Lykke zog die Schublade auf, nahm fünf Kaugummi aus der Packung und steckte drei Stück auf einmal in den Mund.
«Und jetzt bitte Klartext: Lässt sich
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