Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Oder, besser gesagt, er hieß. Er war Leiter eines Zentrums gegen Rassismus und wurde am 9. Dezember 1997 in Göteborg von zwei Neonazis auf offener Straße ermordet. Der Vorfall hat in Schweden wochenlang für Schlagzeilen gesorgt.»
Lykke griff nach dem Computerausdruck. Er hatte schon vor ein paar Stunden am Telefon einen kurzen Bericht bekommen.
«Sitzen die Täter noch?»
Sadegh legte zwei neue Ausdrucke auf den Tisch.
«Henrik Persson und Aleksander Mazowiecki.»
Eriksen und Kuvås reckten den Hals, um besser sehen zu können.
«Beide wurden zu achtzehn Jahren verurteilt. Und beide sind entlassen worden, nachdem sie zwei Drittel der Strafe verbüßt hatten.»
«Was bedeutet?» Lykke war ungeduldig.
«Dass sie seit dem 16. November letzten Jahres wieder auf freiem Fuß sind.»
Rolf Lykke stand auf und betrachtete die jungen Gesichter. «Mazowiecki, wo kommt der her?»
«Polen. Ist als Achtjähriger nach Schweden gekommen.» Parisa blickte von ihren Papieren auf. «Und noch vor seinem siebzehnten Geburtstag sechsmal wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden.»
Lykke rieb sich den Nasenrücken.
«Wurden sie überprüft?»
«Vieles deutet darauf hin, dass zumindest Henrik Persson sich während der letzten Wochen in einer Pension in Skåne aufgehalten hat. Lasse wartet auf den Anruf des Bewährungshelfers.»
«Warum Clas Eriksson?»
«Keine Ahnung. Vielleicht ein Fingerzeig. Es hat offenbar etwas mit Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit zu tun.»
«Nehmt Kontakt mit den Kollegen in Malmö auf», sagte Lykke. «Sprecht mit den Ermittlern, die den Fall des ‹neuen Lasermanns› bearbeitet haben, vielleicht können sie uns ein paar Tipps geben.»
«Zum Täter?» Eriksen sah den Chef skeptisch an.
«Zu den Ermittlungen», erwiderte Lykke geduldig. «Sie haben Erfahrung mit rassistisch motivierten Serienmorden, wir nicht.»
«Okay.» Ted Eriksen machte sich Notizen.
«Ich habe mit einem Mann vom Telenor-Sicherheitszentrum gesprochen.» Lykke schwieg einen Moment, ehe er fortfuhr: «Er meinte, wir könnten die Kommunikation zwischen Lakshmi Singh und ihrem Internet-Bekannten mit Hilfe der IP-Adressen zurückverfolgen. Aber das dauert sicher einige Zeit. Wir müssen uns ihr Passwort besorgen.»
«Katze oder Hund.»
«Bitte?» Lykke sah Kuvås an.
«Achtzig Prozent aller Passwörter sind Namen von Haustieren. Die Leute sind nicht besonders clever.»
Lykke zuckte resigniert mit den Schultern.
«Sadegh?»
Parisa nickte.
«Okay.» Er setzte sich wieder auf den harten Plastikstuhl. «Was haben wir sonst noch?»
Parisa räusperte sich.
«Wir lassen Egil Pay rund um die Uhr überwachen, aber seit unserem Besuch hat der Mann erst dreimal die Wohnung verlassen. Zweimal, um Zigaretten zu kaufen, und einmal, um Bingo zu spielen. Scheint so, als ob er in die Kategorie ‹kauziger Nachbar› fällt.»
Lykke steckte sich ein Kaugummi in den Mund.
«Der Besitzer des Billardsalons?»
«Ted überprüft seine Vergangenheit.»
Parisa legte die Papiere hin.
«Ted?»
«Ich habe Kontakt mit der örtlichen Polizei aufgenommen, mit Interpol, Baltic Sea Task Force und BSRBCC. Sie wollen sich heute Nachmittag wieder melden.»
Lykke holte tief Luft.
«Was ist das?»
Eriksen sah ihn fragend an.
«Was ist was?»
«Was du als Letztes genannt hast. Die Abkürzung.»
«Baltic Sea Region Border Control Corporation. Ich hatte Kontakt mit ihnen, als wir den alten Høyner in der Ausstopfersache …»
«Okay, weiter», fiel Lykke ihm ins Wort.
Auf Eriksens Wangen zeigte sich wieder eine gewisse Röte. «Wenn schon Überprüfung, dann gründlich», sagte er gekränkt. «Falls Gusev auch nur einen Kugelschreiber geklaut hat, kriegen wir Bescheid.»
«Daran zweifle ich keine Sekunde.» Lykke lächelte steif. «Zufrieden?» Er sah zu Parisa. Sie nickte.
«Ich würde ihn mir gern etwas genauer vornehmen», sagte sie. «Irgendwas stimmt nicht mit ihm, obwohl ich mir nicht recht vorstellen kann, dass er als Ukrainer einen Hass gegen Ausländer hegt. Er ist ja selbst ein Einwanderer.»
Lykke stand auf, nahm seinen Platz am großen Whiteboard ein und begann zu schreiben.
«Bisher besteht kein Zusammenhang zwischen den beiden Morden, abgesehen von der Tatausführung, dem Waschpulver und der Tatsache, dass beide Opfer Frauen und Einwanderinnen waren. Haben wir schon was über Lakshmis Bruder?»
Eriksen nickte. «Manmohan Singh. Er studiert Jura, jobbt aber am Wochenende als DJ. Die großen Lautsprecherboxen bei
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