Und ewig währt die Hölle (German Edition)
offenbar dabei war, einen Spülgang zu beenden.
«Die Frau hat Wäsche gewaschen und wurde dabei überfallen?», murmelte Halvorsen. Es schien fast so, als fände er es beruhigend, seine eigene Stimme zu hören.
«Irgendwas schlägt gegen die Trommel», sagte Heiersted. «Halt sie an.»
Halvorsen drückte eine leuchtende Taste, und die Trommel hörte auf, sich zu drehen. Endlich Ruhe.
«Nicht anfassen, da könnten Spuren drauf sein.»
Die Warnung kam zu spät. Øystein Halvorsen hatte das Bullauge bereits geöffnet. Schäumende Seifenlauge ergoss sich auf die Fliesen.
Der Polizeibeamte sah etwas Dunkles in all dem Schaum, bekam ein paar Fransen zu fassen und zog daran.
Nur eine Sekunde später ging ihm auf, dass das schwarze Zeug ein Haarknäuel war und er einen triefnassen Frauenkopf in den Händen hielt.
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Kapitel 37
Parisa traf als Erste aus der Ermittlungsgruppe ein. Der Geitmyrsveien lag nur einen Steinwurf von Bislett entfernt, und als der Anruf um 22.18 Uhr kam, war sie sofort losgelaufen.
Obwohl aus der Meldung ziemlich eindeutig hervorging, dass man eine weibliche Leiche ohne Kopf aufgefunden hatte, konnte man sich auf diesen Anblick nur schwer vorbereiten.
Parisa schlug unwillkürlich die Hand vor den Mund. Nadija, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie wandte sich für einen Moment ab. Konzentrier dich auf die Details, dachte sie. Benutz deine Augen. Sie ließ den Blick durch das kleine Zimmer schweifen. In der Ecke ein Sofa, vermutlich gebraucht gekauft, zwei Lederstühle, ein runder Couchtisch mit Glasplatte. An der Wand ein halbvolles Bücherregal, ein Flachbildfernseher, eine iPod-Anlage und zwei riesige Lautsprecherboxen. Abgesehen von dem Erbrochenen auf dem Fußboden und dem blutigen Teppich war die Wohnung penibel aufgeräumt. Keine herumstehenden Kaffeetassen, keine Zeitungen oder Zeitschriften auf dem Tisch oder im Regal. Ob sie Besuch erwartet hat?, dachte Parisa. Sie deutete mit einem Kopfnicken auf das Erbrochene an der Schwelle zum Flur.
«Ist das von …?»
Sie blickte fragend zu der Streifenpolizistin, die sich bemühte, Haltung zu bewahren.
«Von meinem Kollegen», murmelte die Frau.
«Wo ist Ihr Kollege jetzt?»
«Draußen … ihm geht’s nicht so gut.» Es zuckte leicht unter ihrem rechten Auge.
«Der Kopf?»
Marte Heiersted zeigte auf die offene Badezimmertür.
«War in der Waschmaschine.»
Parisa Sadegh musterte die junge Polizistin. Ihre Lippen waren starr und bleich.
«Nichts anfassen», sagte sie streng, bereute es aber sofort, als sie das erschrockene Gesicht sah. «Die Kriminaltechniker sind jeden Moment hier», fügte sie in milderem Ton hinzu, dann ging sie die wenigen Schritte zur Badezimmertür, holte tief Luft und schaute hinein.
Der nasse Frauenkopf war hinter die Toilettenschüssel gerollt. Ein braunes Auge starrte blicklos zum Badezimmerspiegel empor. Asiatin, dachte Parisa. Um die dreißig, vielleicht etwas jünger. Eine graue Katze saß hinter dem Schmutzwäschekorb und leckte sich die Pfoten. Parisa blickte vorsichtig zur Waschmaschine, und obwohl sie darauf gefasst war, spürte sie, wie ihr Herz klopfte. Wie eine deutliche Signatur, fast wie eine Krönung des Ganzen, stand sie da in strahlendem Weiß. Eine Großpackung Blenda.
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Kapitel 38
Die Uhr über der Tür zeigte 01.32 Uhr.
«Okay, was haben wir?»
Rolf Lykke legte das Foto des abgetrennten Kopfes vorsichtig in die Plastikmappe und blickte in die Runde. Sie saßen zu fünft an dem ovalen Besprechungstisch, Viker, Sadegh, Eriksen, Kuvås und er. Ich brauche mehr Leute, dachte Lykke. Wo zum Teufel blieb Darre? Er massierte sich mit der rechten Hand den Nacken. Seine Schultern waren verspannt.
«Zwei Frauen wurden getötet. Beide aufgeschlitzt und beide mit Blenda ‹gewaschen›», sagte Ted Eriksen mit sonorer Stimme. «Wenn du mich fragst, sind zwei Dinge sonnenklar.» Er machte eine Kunstpause.
«Weiter», sagte Lykke kurz.
«Es ist derselbe Täter.» Eriksen warf einen schnellen Seitenblick zu Kuvås, ehe er fortfuhr: «Und wie ich bereits vor einigen Tagen ausgeführt habe, sind die Morde rassistisch motiviert.»
Es wurde still.
Viker kratzte sich im Schritt.
Rolf Lykke erhob sich von seinem Stuhl am Kopfende des Tisches und ging zum Whiteboard.
«Erstens», sagte er und betonte jede Silbe, «ist überhaupt nicht sicher, dass es derselbe Täter ist. Es könnte genauso gut eine nationalistische Sekte sein, die im Auftrag von Gott
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