Und ewig währt die Hölle (German Edition)
sauste vorbei wie ein Pfeil. Sonja lachte und drehte sich um. Sie verschwanden im Wohnzimmer.
Er blieb im Dunkeln sitzen. Sollte er den Posten des Oberkommissars doch annehmen? Arbeitszeit von neun bis vier und gelegentlich ein paar Überstunden. Genau das Gegenteil von dem, wie er jetzt arbeitete. Lykke zog den Zündschlüssel ab und suchte in seinen Taschen nach einem Kaugummi.
Im selben Moment, als er die Haustür öffnete, hörte er Fußgetrappel aus dem Wohnzimmer.
«Papa!»
Ida flog ihm um den Hals.
Lykke zog den kleinen, warmen Körper an sich.
«Hallo, Spätzchen», sagte er und trug sie auf dem Arm in die Stube.
«Schau mal, was ich auf der Treppe gefunden habe. Ein Menschenkind.»
Sonja lächelte und schob die Lesebrille auf die Stirn.
«Du Glückspilz!»
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, kuschelte sich zwischen die beiden und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
Womit habe ich das verdient, dachte Lykke.
Trotz heftiger Proteste setzte er Ida vorsichtig ab und legte den Mantel übers Treppengeländer.
«Willst du Nudeln mit Pesto? Steht im Kühlschrank, ich brauche es nur aufzuwärmen.»
«Danke, nicht nötig. Ich habe vorhin eine Kleinigkeit gegessen.»
Sonja ging zum Fernsehsessel.
«Gleich gibt’s Fußball. Bringst du Ida ins Bett?»
«Okay.»
Ida hüpfte vor ihm auf und ab.
«Können wir nicht das Leiterspiel spielen? Bitte, nur ein Mal!»
Lykke blickte zu Sonja.
«Es ist schon …»
«Nur ein einziges Mal. Ich verspreche, nicht zu quengeln, wenn wir nur ein Mal spielen.»
«Na gut. Aber dann schnell.»
«Au ja!»
Ida war schon auf der Treppe, um das Spiel zu holen.
Sonja drehte sich zu ihm um. Lykke wusste, was jetzt kam und dass er keine Chance hatte.
«Es geht nicht, dass ich immer die Strenge bin, während du sofort nachgibst, wenn sie bettelt.»
«Tut mir leid, ich dachte nur, weil ich sie doch so selten sehe …» Er blieb unschlüssig stehen. «Ich habe daran gedacht, anzunehmen», sagte er.
«Was anzunehmen?»
«Den Posten als Oberkommissar.»
«Ich finde ganz und gar nicht, dass du das tun solltest.»
«Warum nicht?»
Ihre kristallklare Antwort überraschte ihn.
«Weil du deinen Job liebst.»
«Aber du sagst doch selbst, dass ich mich kaputtmache, dass ich weniger arbeiten soll, öfter mit Ida zusammen sein …»
«Und das meine ich auch so», fiel Sonja ihm ins Wort. «Aber das heißt nicht, dass du deinen Job wechseln sollst. Du musst lernen, in deinem jetzigen Job Grenzen zu setzen.»
«Das sagt sich so leicht», begann Lykke, aber wieder unterbrach Sonja ihn.
«Die Friedhöfe sind voller Leute, die sich für unersetzlich hielten.»
Er wartete, dass sie weitersprach, aber sie schwieg.
«Und was heißt das?»
«Dass der Rechtsstaat weiter besteht, auch wenn du vorübergehend mal zwanzig Prozent weniger arbeitest», antwortete Sonja mit der Andeutung eines Lächelns.
«Jetzt komm!» Ida hatte sich auf den Fußboden gesetzt und das Brettspiel ausgepackt.
«Wollen wir uns nicht lieber an den Küchentisch setzen?»
«Auf dem Fußboden kann man besser würfeln.»
«Na gut.»
Er ließ sich auf den Kieferndielen nieder und versuchte, eine bequeme Position für den steifen Rücken zu finden.
«Rot!», rief Ida.
«Dann nehme ich Gelb.»
Lykke nahm die gelbe Spielfigur aus der kleinen Plastiktüte.
Wütendes Gebell aus der Hosentasche zwang ihn auf die Knie. Blöder Klingelton, da hätte er sich ja ebenso gut einen Hund anschaffen können.
Es war Parisa.
«Wir haben hier etwas, das du dir ansehen solltest.»
«Und was?»
«Ted hat heute ein Video von einem kleinen Laden in Grønland bekommen. Ein Mann mit einem Paket Blenda Sensitive an der Kasse.»
«Aha.» Lykke war nicht sehr beeindruckt. «Und warum muss ich mir das ansehen?»
«Der Mann ist Egil Pay.»
«Verdammt …»
«Sollen wir ihn festnehmen?»
Lykke zögerte, er spürte Sonjas Blick im Nacken. Ida schüttelte den Würfelbecher und starrte ihn ungeduldig an.
«Vorläufig nicht. Ich bin in einer Stunde bei euch.»
Ida würfelte eine Sechs und lächelte breit.
«Meinst du, du kannst ganz schnell spielen?», fragte er.
Lykke bog auf den Parkplatz des Polizeipräsidiums ein, stellte den Motor ab und griff nach der abgenutzten Tasche auf dem Beifahrersitz. Warum hatte Nadija an ihrem Todestag zweimal versucht, ihren Bruder anzurufen? Die Frage ließ ihn nicht los. Konnte Pay ihnen die Antwort liefern?
Sadegh und Eriksen hatten sich mit Monitor und Videoplayer in den
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