Und ewig währt die Hölle (German Edition)
und kontrollierte die Schneehöhe unter dem Auto, versuchte sich zu erinnern, wie das Wetter in den letzten Tagen gewesen war. Alles deutete darauf hin, dass das Auto seit ungefähr zwei Tagen hier parkte, vielleicht länger. Er richtete sich mühsam wieder auf und wandte sich an Parisa.
«Ruf den Wetterdienst an, ich will wissen, wie viel Millimeter Schnee im Zentrum von Oslo seit Samstag, zwanzig Uhr, gefallen sind. Und die Temperaturen für jede Stunde», fügte er hinzu.
Parisa hatte das Handy schon am Ohr.
«Da ist nicht viel.» Der ältere der beiden Techniker kam rückwärts von der Beifahrerseite gekrochen. «Wir haben ein paar Kleinigkeiten eingesammelt, für alle Fälle.» Er hielt einige kleine Plastikbeutel hoch, mit Schokoladenpapier, einem Feuerzeug und etwas, das wie eine benutzte Papierserviette aussah.
«Sichert ihr die Fingerabdrücke?»
«Schon erledigt.»
Lykke nickte. Ihm war der Name des Kriminaltechnikers entfallen, und das ärgerte ihn. Sie waren sich in den letzten Jahren schon einige Male begegnet. Ich muss mich zusammenreißen, dachte er.
Er sah zu, wie der Mann den Kofferraum öffnete und ins Dunkel hineinleuchtete.
«Na bitte, wer sagt’s denn!»
Lykke verfolgte den Lichtkegel der Taschenlampe, der über drei große, durchsichtige Plastiksäcke voll gefrorenem Fleisch glitt. Aus dem untersten war etwas Blut ausgelaufen, und ein brauner Fleck von der Größe eines Fünfkronenstücks hatte sich auf dem grauen Teppichbelag gebildet.
Der Techniker hatte schon nach einem neuen Plastikbeutel gegriffen und kratzte vorsichtig an dem Blutfleck.
«Kann nicht tiefgefroren gewesen sein, als es eingeladen wurde», murmelte er. «Mal sehen, was in der Reserveradmulde ist.»
Er hob den Teppichbelag an und öffnete die Abdeckung über dem eingelassenen Hohlraum.
Sie starrten auf ein Warndreieck, neben dem ein fast fünfzig Zentimeter langes Fleischmesser mit schwarzem Griff lag. «Fiskars, stainless steel».
Lykke nahm dem Techniker die Taschenlampe aus der Hand, beugte sich tief hinunter und musterte die Klinge. Er sah es sofort. Auf halber Länge der braunroten Schneide war eine Kerbe. Er legte die Taschenlampe weg und steckte die Hände in die Manteltaschen.
«Ich brauche die DNA, so schnell es irgend geht.» Er drehte sich zu Parisa um. «Und wir müssen Siri Røymark so schnell wie möglich die Fotos zeigen.»
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Kapitel 51
Die Wanduhr im Vernehmungszimmer zeigte Datum und Uhrzeit. 30. November, 07.30 Uhr.
Rolf Lykke erhob sich, als Siri Røymark den Raum betrat. Parisa schloss leise die Tür hinter ihr.
«Tut mir leid, dass wir Sie so früh belästigen müssen.» Lykke stellte sich vor und gab ihr die Hand. «Aber es eilt.»
«Kein Problem, ich bin ja froh, wenn ich helfen kann.»
«Wie Sie sehen, haben wir dort oben an der Wand eine Kamera», sagte Lykke und zeigte schräg über die Tür, «und eine zweite hier in der Ecke …»
«Das ist ja wie beim Casting.» Siri Røymark lächelte nervös. «Komme ich etwa ins Fernsehen?»
«Wir möchten nur Ihre Reaktion festhalten, wenn Sie sich die Fotos ansehen», sagte Parisa beruhigend. «Am besten, Sie vergessen die Kameras gleich wieder. Seien Sie einfach ganz Sie selbst.»
Siri Røymark setzte sich.
«Ich habe nur Angst, dass ich Ihre Zeit verschwende. Ich habe tausendmal versucht, ihn vor mir zu sehen, aber er ist und bleibt völlig undeutlich.»
«Wir werden Ihnen jetzt zehn Fotos zeigen», sagte Lykke. «Alle haben die gleiche Größe, und alle Gesichter sind aus derselben Perspektive aufgenommen. Sie werden außerdem feststellen, dass sie sich ähnlich sehen …»
«Ach du liebe Güte, ich fürchte, in so was bin ich gar nicht gut.» Ihre blassen Hände strichen unablässig über den beigen Hosenanzug.
Sie hat sich in Schale geworfen, dachte Lykke.
«Keine Sorge», sagte er. «Hier wird niemand rausgewählt.»
Parisa lächelte und berührte sie leicht an der Schulter.
«Alles, was wir von Ihnen möchten, ist, dass Sie sich die Fotos ansehen und deutlich nein sagen, wenn es nicht die richtige Person ist, und ja, wenn es der Mann ist, nach dem wir suchen.»
Parisa beugte sich vor und nahm aus einem Schrank in der Ecke einen Stapel laminierte Fotos im A4-Format heraus.
«Sind Sie bereit?»
Siri Røymark nickte. Lykke sah, dass ihre Lippen zitterten.
«Nummer eins», sagte Parisa und vergewisserte sich, dass der Winkel zur Wandkamera stimmte.
Die junge Frau schüttelte nachdrücklich den
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