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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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und sich wieder nach Pakistan verpissen soll, oder wo er her…»
    «Sind Sie direkt vom Geschäft aus nach Hause gegangen?», fiel ihm Lykke ins Wort.
    «Wo zum Teufel sollte ich wohl sonst hingehen, mit der vollen Einkaufstüte?»
    «Und Sie haben sie nicht abgestellt, bevor Sie wieder in Ihrer Wohnung waren?»
    Pay hob ein Feuerzeug vom Fußboden auf und steckte sich die Zigarette an.
    «Ich weiß noch genau, dass ich mit der Tüte in der Hand ins Treppenhaus bin und …» Er wurde plötzlich unsicher.
    «Und?»
    «Ich wollte einen Sack Sand aus dem Keller holen. Hätte mich vor dem Eingang fast auf den Arsch gesetzt, so glatt war’s. Gefrorener Regen, saugefährlich. Die streuen hier ja nicht mehr. Und Schnee schippen tut auch keiner.»
    «Wo war die Einkaufstüte, als Sie im Keller waren?»
    Egil Pay blickte abwechselnd Sadegh und Lykke an.
    «Scheiße, weiß ich nicht mehr.»
    «Wäre es denkbar, dass Sie die Tüte im Treppenhaus abgestellt haben, bevor Sie in den Keller gegangen sind?»
    «Kann schon sein. Mein Gott», Pay wedelte mit der Zigarette, «der soll sich nicht ins Hemd machen. Wenn ich dem Paki zu nahe getreten bin, geh ich morgen hin und entschuldige mich.»
    «Ich denke, das sollten Sie tun.» Lykke klappte den Notizblock zu.
    «Sind wir fertig?» Ted Eriksen starrte Lykke aus dem Flur fragend an.
    «Nadijas Mörder hatte wenig Zeit», sagte Lykke. «Er hat die Einkaufstüte im Treppenhaus stehen sehen und sich im Vorbeigehen das Waschpulver geschnappt.»
    «Du meinst, das war nicht geplant?» Ted Eriksen machte ein skeptisches Gesicht.
    «Alles deutet auf einen spontanen Einfall hin. Er musste Nadija rasch töten, und er musste es nach etwas anderem aussehen lassen. Dass daraus die Rassismus-Spur entstand, ist vermutlich reiner Zufall.»
    «Ich glaube, du irrst dich», sagte Ted Eriksen. «Ich halte die Tat nach wie vor für rassistisch motiviert, nur dass das Blenda-Paket dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt hat.»
    Lykke verstaute den Notizblock in seiner Manteltasche.
    «Vorläufig halten wir uns alle Möglichkeiten offen», sagte er. «Überprüf die Geschichte mit dem Pakistaner in dem Laden.»
    Eriksen nickte kurz.
    «Warum haben Sie Nadija als Hure bezeichnet?» Parisa hatte Pay den Rücken zugedreht und betrachtete den großen Jack-Dempsey-Cichliden.
    «Ich hab sie nie als Hure bezeichnet.»
    Parisa drehte sich um.
    «Doch, das haben Sie. Als wir das letzte Mal hier waren. Warum?»
    Pays Blick wurde unsicher.
    «Sie war mal hier und hat sich die Fische angesehen. Hat gesagt, dass sie sie schön findet und auch gern so eins hätte», er zeigte mit der Zigarette auf die Aquarien an der Wand, «aber als ich am nächsten Tag mit ’nem Aquarium und allem zu ihr rauf bin, wollte sie auf einmal doch keins.» Pay blinzelte durch den Rauch. «Muss doch möglich sein, sich zu entscheiden. Oder nicht?»
    «Auf jeden Fall.» Parisa wandte sich zur Tür.
    «Seid ihr fertig?» Pay ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. «Und wer räumt das ganze Chaos jetzt auf, das ihr angerichtet habt?»
    «Das müssen Sie mit …» Sie wurde vom Klingeln ihres Handys unterbrochen. Parisa hörte sekundenlang zu, dann legte sie auf.
    «Man hat Gusevs Auto gefunden. Es steht im Parkverbot, hundert Meter von seinem Billardlokal entfernt.» Sie grinste. «Endlich passiert hier mal was.»

    Die hohe Schneeräumkante um den schwarzen Toyota Land Cruiser herum machte deutlich, dass er eine Weile nicht bewegt worden war. Lykke ließ sich die Taschenlampe von einem der Kriminaltechniker geben, die in der Kälte von einem Fuß auf den anderen traten, und leuchtete ins Wageninnere hinein.
    «Okay, dann machen wir auf. Ihr zuerst.»
    Nach weniger als zehn Sekunden war das Schloss geknackt. Die beiden Kriminaltechniker zogen sich die Handschuhe bis über die Ärmel ihrer Nylonschutzanzüge und untersuchten vorsichtig den Innenraum.
    Lykke kamen plötzlich Zweifel, ob seine Anwesenheit wirklich so wichtig war. Warum hatte er nicht einfach zu Hause auf den Bericht von Parisa gewartet? War es tatsächlich notwendig, dass er hier fröstelnd auf einem Schneewall stand?
    Tief in seinem Polizistenhirn kannte er die Antwort. Wenn sie hier etwas fanden, war das extrem wichtig für die weiteren Ermittlungen. Er musste es selbst sehen, musste dabei sein. Lykke hatte viele Male erlebt, dass wichtige Details übersehen oder im Bericht einfach weggelassen wurden. Letzteres war beinahe noch schlimmer.
    Er ließ sich auf alle viere nieder

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