Und ewig währt die Hölle (German Edition)
an.
«Er heißt heute anders.»
Plötzlich schlug er sich die Hand vor die Stirn.
«Ich bin ihm begegnet. Habe ihn sogar gegrüßt.»
«Wen?» Parisa machte eine abrupte Bewegung und wäre beinahe gefallen.
«Der Mann auf dem Foto nennt sich jetzt Mihajlo Djogo und ist Pathologe im Rechtsmedizinischen Institut.» Lykke richtete den Blick auf die Eismaschine, die ihre monotone Rundreise wieder aufgenommen hatte.
«Ich habe ihn Samstagnachmittag im Gemüseladen am St. Hanshaugen getroffen, wenige Stunden bevor Lakshmi Singh hundert Meter entfernt ermordet wurde. Verflucht!»
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Kapitel 68
Lasse Viker gab den beiden uniformierten Polizisten ein Zeichen, dass sie am Empfang warten sollten, und folgte Lykke eilig Richtung Labor.
«Ist Rigmor Haugen informiert?»
«Nein, ich wollte nichts riskieren.»
Lykke blieb stehen und atmete einige Male tief durch, ehe er die Hand auf die Türklinke legte.
«Bereit?»
Viker lächelte.
«Japp.»
Wie üblich herrschte völlige Stille in dem großen Labor. Zwei weißgekleidete Frauen saßen in der Teeküche beim Kaffee und unterhielten sich leise. Eine kleine Gruppe Männer stand über den langen Arbeitstisch gebeugt. Rigmor Haugen saß mit dem Rücken zur Tür und starrte wie immer in ihr Mikroskop.
Aber daran verschwendete Lykke jetzt keinen Gedanken. Seine Augen suchten hastig den Raum ab. Eine Person fehlte.
«Hallo.»
Rigmor Haugen stöhnte und richtete sich mit einem Ruck auf, setzte die Brille auf die etwas zu große Nase und sah ihn streng an.
«Ich hoffe, es ist wichtig.»
«Wir haben einen neuen Verdächtigen», sagte Lykke nachdenklich. «Du musst mir noch einmal erklären, warum du meinst, dass es sich in beiden Fällen um denselben Täter handelt.»
Sie schob eine graue Haarsträhne zurück, die ihr ins Gesicht gefallen war.
«Platzt ihr mit zwei Mann unangemeldet hier rein, um euch von mir noch einmal dasselbe anzuhören?»
«Ihr wart euch doch nicht einig. Vieles deutet darauf hin, dass dein Kollege recht hatte. Dass es verschiedene Täter waren.»
«Ach ja?», sagte sie, nahm die Brille wieder ab und ließ sie an der Schnur baumeln. «Das sollte mich wundern.»
«Wo ist er übrigens, dein Kollege Mihajlo?»
Ihr Blick wanderte von Lykke zu Viker und blieb an der deutlichen Ausbuchtung unter Vikers Revers hängen.
«Was wird das hier?»
Lykke zuckte hilflos mit den Schultern und stöhnte halbherzig. Er hörte, dass es unecht klang.
«Wir möchten mit Mihajlo sprechen», sagte er leise.
Rigmor Haugen starrte ihn regungslos an. Sie hat es kapiert, dachte er.
«Ein Freund von ihm zieht um. Mihajlo hilft ihm.»
«Hat er den ganzen Tag freigenommen?» Lykke spürte, wie ihm die Angst unter die Haut kroch.
«Soweit ich gehört habe, ja.»
«Weißt du, wer dieser Freund ist?»
«Nein.»
Lykke wechselte einen Blick mit Viker.
«Weiß es vielleicht sonst jemand hier?»
Rigmor Haugen erhob sich. Ihr weißer Laborkittel stand wie immer offen.
«Kommt mit», sagte sie nur und steuerte auf den gläsernen Besprechungsraum rechts neben dem Eingang zu. «So, und jetzt erzählt mir, worum es geht», sagte sie, nachdem Viker die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Lykke begegnete dem strengen Blick ihrer grünen Augen. Sie kannten sich seit fast dreißig Jahren, trafen sich privat zum Bridge mit ihren jeweiligen Ehepartnern. Seit dem letzten Mal war mindestens ein halbes Jahr vergangen.
«Wir glauben, dass Mihajlo Djogo der Mann ist, den wir suchen», sagte er und sah ihr fest in die Augen.
«Ach.» Sie schluckte. «Wie kann ich euch helfen?»
Lykke musterte ihr scharfgeschnittenes Gesicht. Vor zwanzig Jahren hatte er einmal gedacht, dass aus ihnen vielleicht etwas werden könnte.
«Du scheinst nicht sehr überrascht zu sein.»
Rigmor Haugen löste den strammen Knoten im Nacken und ließ das Haar offen über die Schultern fallen. Plötzlich sah sie zehn Jahre jünger aus.
«Ich weiß nicht, überrascht? Doch, natürlich.» Ein Schatten glitt über ihr Gesicht. «Wir arbeiten seit fast sechs Jahren zusammen, aber …»
«Aber?»
«Jetzt werden mir so einige Details klar.»
«Welche Details?» Lykke hatte sich auf den kleinen Besprechungstisch gesetzt.
«Er hat sich andauernd nach dem Fall erkundigt. Ob ich was Neues gehört hätte. So außergewöhnlich ist das ja nicht, aber es war überhaupt nicht seine Art. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Tagen noch darüber nachgedacht habe, ebenso wie über seine Theorie,
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