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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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dass es zwei Täter gibt. Es sah Mihajlo nicht ähnlich, mit so einem Unsinn anzukommen. Ich war von Anfang an überzeugt, dass es ein und derselbe Täter war.»
    «Er ist vor sechs Jahren aus Schweden gekommen?»
    «Ja. Der beste Pathologe, mit dem ich je gearbeitet habe.»
    Lykke glitt vom Tisch herunter und ging ein paar Schritte über den grauen Fußbodenbelag.
    «Was weißt du über ihn?»
    Sie machte die Brille am Laborkittel sauber und hielt sie prüfend gegen das kalte Deckenlicht.
    «Schwedischer Staatsbürger. Ursprünglich aus Bosnien. Pathologe und Psychiater. Keine Familienangehörigen in Norwegen.»
    Lykke stutzte.
    «Psychiater?»
    «Er ist hochintelligent. Soweit ich verstanden habe, hat er fünf oder sechs Jahre als Psychiater praktiziert, bevor er sich auf Rechtsmedizin spezialisierte.» Sie dachte nach. «Er spricht mehrere Sprachen, hat ein unglaubliches Ohr dafür. Sein Norwegisch war, ein Jahr nachdem er bei uns angefangen hatte, schon beinahe fehlerfrei.»
    «Aha.» Lykke fuhr sich mit der Hand über die Stirn. «Ist das alles?»
    «Er wohnt irgendwo in Rødtvet, und ich glaube, er spielt gern Bowling.»
    «Bowling?» Lasse Viker blickte von seinem Notizblock auf.
    «Er sprach öfter davon, dass er abends mit den Jungs zum Bowlen wollte.»
    «Und wer sind die Jungs?» Lykke wippte ungeduldig auf den Zehenspitzen.
    «Ich habe nie gehört, dass er irgendwelche Freunde mit Namen erwähnt hätte.»
    «Vielleicht hat er keine», murmelte Viker im Hintergrund.
    «War er außer mit dir noch mit anderen Kollegen intimer bekannt?» Ihm fiel auf, dass die Frage missverstanden werden konnte.
    «Keinen.»
    «Wieso bist du dir so sicher?»
    «Wir sind nicht viele hier. Mihajlo betrachtete mich als seine engste Kollegin, das weiß ich genau.»
    «Weil du die Beste bist?»
    «Keine Ahnung, vielleicht …»
    Rigmor verstummte, und wieder glitt ein Schatten über ihr Gesicht. Trauer und Enttäuschung, dachte Lykke.
    «Kriegsverbrecher?», fragte sie plötzlich.
    «Ja.»
    «Was hat er getan?»
    «So genau wissen wir das noch nicht, aber es reichte aus, um Nadija Hadzic zu töten, als sie ihn wiedererkannte.» Er durchsuchte seine Taschen nach einem Kaugummi. «Hast du seine Adresse?»
    Sie erhob sich abrupt.
    «Nein, frag am Empfang. Ich muss jetzt erst mal eine Weile allein sein.»
    Lykke blickte ihr nach, wie sie mit wehendem Kittel davonging. «Keine erfreuliche Nachricht.»
    Viker steckte den Notizblock in die Manteltasche.
    «Was jetzt?»
    «Wir fahren zu seiner Wohnung und warten. Was bleibt uns anderes übrig?»
    Er war schon halb aus der Tür.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 69
    Der Himmel war dunkel, und kleine, leichte Schneeflocken verirrten sich immer wieder durch das halboffene Autofenster.
    Die braun gebeizten Reihenhäuser lagen auf einem kleinen Hügel am Ende des Sølve Solfengs vei, direkt am Wald von Rødtvet. Sie hatten fünfzig Meter weiter unten geparkt, halb verdeckt hinter einer Garage, und beobachteten das Haus seit einer knappen halben Stunde. Nicht eine Lampe ging an oder aus, keine Gardine bewegte sich. Auf dem schmalen Stichweg von den Briefkästen zu den Häusern lag eine dünne Schicht Neuschnee. Keine Fußspuren.
    «Er kommt heute Abend wohl erst spät nach Hause», murmelte Lasse Viker und starrte missmutig auf die Uhr am Armaturenbrett. 15.09 Uhr. «Und wenn er doch noch ins Labor gefahren ist? Vielleicht hat Haugen mit den anderen gesprochen.»
    «Rigmor ist nicht dumm.»
    «Sicher nicht, nein.»
    Eine Frau Anfang dreißig kam vorbei und schaute neugierig in den Wagen. Sie zog einen Knirps im blauen Steppoverall auf einem großen Schlitten hinter sich her. Der Junge lachte die beiden Männer an. Viker winkte und lächelte zurück.
    «Falls er nicht …»
    Lykke wurde vom Handy unterbrochen. Es war Rigmor Haugen. «Ja …»
    Er hörte kurz zu, dann legte er auf und drehte sich zu Viker um. Auf seiner Stirn stand eine tiefe Falte.
    «Gib Gas, als wäre der Teufel hinter dir her», sagte er und griff nach dem Sicherheitsgurt.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 70
    Nora hakte vorsichtig die Tür zu und öffnete den Schrank unter dem Badezimmerspiegel. Sie erkannte die Schachtel sofort wieder. Paracetamol. An den Namen erinnerte sie sich auch. Mama hatte ihr das oft gegeben, wenn sie Fieber hatte. Leise nahm sie die Packung und drückte eine große weiße Tablette heraus, dann drehte sie den Wasserhahn auf und füllte ihr rotes Zahnputzglas.
    «Nora!»
    Sie erstarrte und ließ die

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