Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Tablette vor Schreck auf den Boden fallen.
«Ich bin auf dem Klo!»
«Soll ich noch Suppe heiß machen?»
«Nein, brauchst du nicht!»
Sie sammelte die Tablette auf und schluckte sie rasch mit einem Mundvoll Wasser hinunter. Als sie gerade ins Wohnzimmer zurückgehen wollte, hörte sie es an der Tür klingeln. Sie stutzte und beschloss, noch eine Weile im Bad zu bleiben.
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Kapitel 71
Es wurde schon dunkel, als sie das Auto parkten.
Ein silbergrauer Volvo mit blinkenden Blaulichtern am Kühlergrill scherte hinter ihnen ein. Parisa sprang aus dem Wagen, noch ehe er richtig zum Stehen gekommen war.
«Wir sind so schnell gekommen, wie es ging.»
«Handy immer noch besetzt?» Lykke verlor wie immer kein Wort zu viel.
«Ja. Das Telefonat dauert schon fast eine Viertelstunde.»
«Wenn es denn ein Telefonat ist.»
Er sprach schnell und leise, während er sich auf die Treppe zubewegte.
«Kein Festnetzanschluss?»
Parisa schüttelte energisch den Kopf.
«Hab bei Telenor nachgefragt. Nur mobil.»
«Und du hast es oft versucht?»
«Ja.»
«Er könnte drinnen sein», sagte Lykke.
«Ja», sagte Parisa wieder.
«Also dann …»
Lykke spürte das Gewicht der Dienstpistole in der Manteltasche, drehte sich um und ging auf die braune Tür zu. Sie hörten das Geräusch schon aus mehreren Metern Abstand. Ein Kinderlachen.
«Gott sei Dank», entfuhr es Viker.
Lykke senkte die Schultern, drückte auf die Klingel, und die Tür ging auf.
«Oh, hallo.» Siri Røymark starrte überrascht auf das Polizeiaufgebot. Sie hielt ein Mobiltelefon in der Hand.
«Hatten Sie Besuch?» Lykke blickte sie forschend an.
«Nein, sollte ich?» Ihre Unterlippe begann zu zittern.
«Können wir einen Moment hereinkommen?» Lykke war schon im Flur.
«Natürlich. Was ist denn passiert?» Sie hob das Handy ans Ohr. «Ich ruf dich später noch mal an.»
Ihr schmächtiger Körper zitterte wie Espenlaub. Ein kleiner Junge kam aus dem Wohnzimmer gelaufen und zog sie am Ärmel. «Wer ist das?»
«Das sind Bekannte von Mama», sagte sie.
Lykke räumte ein paar Zierkissen beiseite und setzte sich aufs Sofa.
«Tut mir leid, dass wir Sie erschreckt haben», sagte er kurz. «Wir wissen jetzt, wer …» Er blickte auf den Jungen.
«Moment.» Siri Røymark versuchte zu lächeln. «Lauf und hol dir ein Eis aus dem Gefrierschrank, Thomas.»
«Eis!»
Der Junge verschwand Richtung Küche. Lykke setzte sich auf dem Sofa zurecht.
«Ich habe neulich zu einer Pathologin in der Rechtsmedizin gesagt, dass Sie den Täter gesehen haben. Das hat der Täter vermutlich gehört.»
«Was?»
Lykke wiederholte die beiden Sätze und machte ein niedergeschlagenes Gesicht.
Siri Røymark sah ihn verständnislos an.
«Aber ich könnte doch gar nicht sagen, ob er es war?»
«Wir wissen das, aber er nicht.»
«Was wollen Sie damit sagen?»
«Dass der Mörder glaubt, Sie würden ihn wiedererkennen.»
Sie sah ihn immer noch an.
«Ja, es war ein schreckliches Missverständnis …»
Siri Røymark saß wie erstarrt da. Die Bedeutung der Worte ging ihr langsam auf.
«Ich habe zwei kleine Kinder …», murmelte sie, und ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen.
Lykke stand auf und legte ihr die Hand auf die Schulter.
«Wir werden einen Polizisten vor Ihrem Haus postieren. Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden haben wir ihn.» Er drückte ihre zitternde Schulter. «Ganz sicher.»
Siri Røymark starrte apathisch zu ihrem Jungen hinüber, der auf dem Küchenfußboden saß und sich mit dem Eispapier abmühte.
«Heute Abend ist hier Wohnungsbesichtigung», murmelte sie.
«Wollen Sie die Wohnung verkaufen?»
Sie nickte.
«Keine Sorge. Unser Mann wird die ganze Zeit hier sein. Er kommt in Zivil, damit er die Interessenten nicht verschreckt.»
Lykke zwinkerte ihr zu und sah auf die Uhr. Viertel vor vier.
«Wir fahren zurück nach Rødtvet. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er im Laufe des späten Nachmittags dort auftauchen.»
Parisa flüsterte Siri Røymark ein paar beruhigende Worte ins Ohr. Die junge Mutter lächelte tapfer und drückte ihre Hand.
Draußen war ein Umzugswagen dabei, rückwärts vor den Aufgang zu manövrieren. Lykke blieb stehen und warf einen langen Blick auf die beiden Männer im Führerhaus, ehe er zu seinem Passat ging.
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Kapitel 72
Nora spürte das Thermometer im Ohr kitzeln und blickte konzentriert zu den Blumen auf dem Tisch. Das war der dritte Strauß seit der Beerdigung,
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