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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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sie.
    Lykke starrte auf den Bildschirm und spürte, wie seine Wangen heiß wurden.
    «Sie bieten einem kriminellen Geldeintreiber aus Bosnien die Freilassung an, wenn er uns dafür den Namen eines Kriegsverbrechers nennt, der vielleicht etwas mit den rassistischen Morden zu tun haben könnte.»
    «Das ist richtig», sagte Lykke und versuchte, seine eigene Stimme im Video auszublenden.
    «Und das Schlimmste ist», sagte Breiby und stand auf, «Sie wussten, dass der Mann beschuldigt wird, Ihre Kollegen tätlich angegriffen zu haben.» Sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach. «Sie wissen, dass wir im zurückliegenden Jahr intensive Lobbyarbeit betrieben haben, um das Justizministerium zu überzeugen, dass das Strafmaß für Gewalt gegen Beamte verschärft wird? Sie sind sich auch darüber im Klaren, dass etliche Polizisten Jahr für Jahr aus dem Dienst ausscheiden, weil sie bedroht und angegriffen worden sind?»
    Die Polizeidirektorin schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass eine leere Kaffeetasse auf dem Unterteller hüpfte.
    «Also, was zum Kuckuck haben Sie sich dabei gedacht, Rolf?»
    Lykke setzte zu einer Antwort an, wurde aber durch eine neue Salve gestoppt.
    «Und das ist noch nicht alles. Kommen Sie her.»
    Er erhob sich langsam und umrundete den großen Tisch. Breiby zeigte auf ihren PC-Monitor, auf dem die Top-Schlagzeile der Internetausgabe des Dagbladet mit fetten Lettern prangte: «Rassistische Polizei!» Lykke beugte sich vor und las den Anlesetext:
    «Ist es Zufall, dass die Polizei nur die Hälfte ihrer verfügbaren Kräfte bei der Aufklärung der ‹Rassismusmorde› einsetzt? Innerhalb der Polizei wurden mehrfach Mutmaßungen laut, dass bewusst an finanziellen und personellen Ressourcen gespart wird, wenn es sich bei den Opfern um Menschen mit Migrationshintergrund handelt. Musharraf Butt, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsausschusses der Arbeiderpartiet, äußerte Kritik an der Vorgehensweise der Polizei. ‹Wenn das stimmt, ist das eine sehr ernste Sache›, sagte der AP-Politiker besorgt. Der Justizminister war bisher nicht zu einer Stellungnahme bereit.»
    «Verdammte Schmierfinken», murmelte Lykke.
    «Habe ich Sie nicht gewarnt? Genau das wollten wir vermeiden. Erinnern Sie sich?»
    «Ich erinnere mich.»
    «Und warum, glauben Sie, kommt das gerade jetzt?»
    Lykke versuchte gar nicht erst zu antworten.
    «Weil die Journalisten stinksauer waren, als wir die Pressekonferenz abgesagt haben. Sie hatten sensationelle Neuigkeiten erwartet und wurden mit nichts wieder nach Hause geschickt. Und was machen sie in so einem Fall?» Breiby faltete die schlanken Hände unter dem Kinn. «Das kann ich Ihnen sagen: Sie machen sich ihre Nachrichten selbst. Begreifen Sie?» Sie starrte Lykke an. «Genau das darf nicht passieren.»
    «Verdammt noch mal, wir können doch nicht den Falschen zum Täter machen, nur um die Presse zufriedenzustellen!» Er konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
    «Der Punkt ist, dass diese Sache falsch gehandhabt wurde, Rolf, und dafür sind Sie mitverantwortlich.»
    «So nicht, nicht mit mir!» Lykke drehte sich um und ging auf die Tür zu.
    «Setzen Sie sich!»
    Er zögerte.
    «Das ist ein Befehl.»
    Lykke drehte sich langsam zu seiner Vorgesetzten um.
    «Gusev war es nicht», sagte er. «Wir fahnden nach einem Kriegsverbrecher. Und noch etwas.» Er sah Breiby fest in die Augen. «Fadil Hadzic war derjenige, der Prügel bezogen hat, nicht die Kollegen von der Verkehrspolizei.»
    Breiby sah ihm noch nach, als die Tür längst hinter ihm ins Schloss gefallen war, dann griff sie zum Telefonhörer und bat darum, mit der Polizeipräsidentin verbunden zu werden.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 66
    Lykke schluckte den letzten Bissen des lauwarmen Wiener Würstchens hinunter und warf die Pappe in den Abfallkorb.
    Er fühlte sich leer.
    Es war nicht das erste Mal, dass Breiby ihm eine Abreibung verpasst hatte, aber diesmal ärgerte er sich mehr als sonst. Darüber, dass Politik und Taktik anscheinend wichtiger waren als gute Polizeiarbeit. Es war nämlich nicht der Kuhhandel mit Fadil, der die Polizeidirektorin aus der Fassung gebracht hatte, solche Absprachen wurden andauernd gemacht. Es war der Artikel im Dagbladet.
    Er merkte plötzlich, dass er fror, und blickte auf seine Schuhe hinunter. Schwarze Halbschuhe mit dünner Ledersohle, alles andere als geeignet für vereiste Bürgersteige und minus neun Grad. Warum hatte er nicht das Auto genommen?
    «Was zu

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