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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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blassen Augen blickten den Psychologen besorgt an.
    »Wirklich, Sheerin, ihn einzusperren …«
    Sheerin bedeutete ihm ungeduldig zu schweigen.
    »Ich glaube keine Sekunde lang, daß es wirklich so weit kommen wird. Latimer hat nur einen cleveren Bluff versucht. Aber ich bin nicht nur Psychologe, weil dieses Wort so gut klingt.« Er grinste den Kultisten an. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich so grausam bin, Sie langsam verhungern zu lassen? Mein lieber Latimer, wenn ich Sie in das Kabinett sperre, werden Sie weder die Dunkelheit noch die Sterne sehen. Man muß nicht viel von den Fundamenten des kultistischen Glaubensbekenntnisses wissen, um zu begreifen, daß Sie Ihre unsterbliche Seele verlieren, wenn Sie das Erscheinen der Sterne nicht mit eigenen Augen sehen können. Nun, ich will glauben, daß Sie ein ehrenhafter Mann sind. Ich akzeptiere also Ihr Ehrenwort, daß Sie uns keinerlei Schwierigkeiten mehr machen werden.«
    Eine Ader pochte an Latimers Schläfe, und er schien in sich zusammenzusinken, als er leise sagte: »Sie haben mein Ehrenwort.« Und mit plötzlicher Wut fügte er hinzu: »Aber es ist mir ein Trost, daß Sie alle für Ihre Taten heute verdammt werden.« Er drehte sich auf dem Absatz und stapfte zu dem hohen dreibeinigen Stuhl neben der Tür.
    Sheerin nickte dem Reporter zu.
    »Holen Sie sich einen Stuhl und setzen Sie sich neben ihn, Theremon. Nur zur Sicherheit – He, Theremon!«
    Aber der Reporter bewegte sich nicht. Er war blaß bis in die Lippen geworden.
    »Sehen Sie!« Sein Finger wies zum Himmel und seine Stimme klang gebrochen.
    Alle Augen blickten in die Richtung, in die der Finger zeigte, alle Männer hielten gleichzeitig den Atem an und starrten reglos in den Himmel.
    Auf der einen Seite von Beta fehlte ein Stück.
    Das winzige schwarze Stück war vielleicht so groß wie ein Fingernagel, aber den entsetzten Beobachtern schien es so bedrohlich wie der Einbruch der Verdammnis.
    Nur einen Augenblick lang hatten sie zu Beta aufgeblickt, dann erklang bestürztes Stimmengewirr, aber gleich darauf setzte eine zwar hastige, aber geordnete Aktivität ein. Jeder der Männer hatte exakte Vorschriften, was er zu tun hatte. In diesem kritischen Augenblick war keine Zeit für Emotionen. Diese Männer waren Wissenschaftler, die eine Aufgabe zu erfüllen hatten. Sogar Aton widmete sich sofort seiner Arbeit.
    Sheerin sagte prosaisch: »Der erste Kontakt hätte schon vor fünfzehn Minuten erfolgen müssen. Etwas früh, aber gerade richtig, wenn man die Unsicherheiten in der Berechnung in Betracht zieht.«
    Er sah Theremon an, der immer noch starr aus dem Fenster blickte, näherte sich ihm auf den Zehenspitzen und zog ihn sanft mit sich.
    »Aton ist wütend«, flüsterte er. »Sie verschwinden besser von hier. Er hat den ersten Kontakt verpaßt, wegen der Streiterei mit Latimer. Und wenn Sie ihm jetzt in die Quere kommen, wird er Sie aus dem Fenster werfen.«
    Theremon nickte kurz und setzte sich. Sheerin starrte ihn überrascht an.
    »Zum Teufel, Mann«, rief der Psychologe aus. »Sie zittern ja.«
    »Eh?« Theremon leckte sich über die trockenen Lippen und versuchte zu lächeln. »Ich fühle mich nicht sehr gut, wirklich nicht.«
    Sheerins Augen verhärteten sich.
    »Wollen Sie jetzt etwa die Nerven verlieren?«
    »Nein«, schrie Theremon in plötzlicher Wut. »Geben Sie mir eine Chance, bitte. Ich habe dieses Geschwätz wirklich nicht geglaubt, bis zu diesem Augenblick nicht. Geben Sie mir eine Chance, damit ich mich an die veränderten Umstände gewöhnen kann. Sie konnten sich ja zwei Monate lang darauf vorbereiten.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Sheerin nachdenklich. »Hören Sie! Haben Sie eine Familie? Eltern, Frau, Kinder?«
    Theremon schüttelte den Kopf.
    »Sie reden von dem Bunker, nehme ich an. Aber da müssen Sie sich meinetwegen keine Sorgen machen. Ich habe eine Schwester, aber sie ist zweitausend Meilen weit weg. Ich kenne nicht einmal ihre genaue Adresse.«
    »Und was ist mit Ihnen selbst? Sie haben noch Zeit genug, in den Bunker zu gehen. Seit ich weg bin, haben Sie dort ohnehin noch Platz für einen Mann. Außerdem werden Sie hier nicht gebraucht. Und im Bunker sind Sie sicher eine verdammt nette Ergänzung.«
    Theremon blickte müde zu dem anderen auf.
    »Sie halten mich für schrecklich hartnäckig, nicht wahr? Aber begreifen Sie doch endlich, daß ich ein Reporter bin. Ich muß einen Artikel schreiben, und das werde ich auch tun.«
    Ein schwaches Lächeln erschien

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