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Und Freunde werden wir doch

Und Freunde werden wir doch

Titel: Und Freunde werden wir doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Jörg
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»Signoritas« bestellen Limonaden.
    Alberto bringt die Gläser - auf einem kleinen ovalen Tablett mit weißen Papieruntersetzern - und wendet sich an Sandra: »Du gehst doch in Ronnis Klasse, oder?«
    Während Sandra Alberto sprachlos ansieht, antwortet Hanna für sie: »Ja, ich übrigens auch.«
    »Hm.« Alberto beugt sich über den Tisch und fährt mit gedämpfter Stimme fort: »Vielleicht könnt ihr ihm helfen.«
    Sandra ist überrascht: »Aber wie denn?«
    Alberto richtet sich wieder auf, zwinkert Sandra zu und antwortet: »Da fällt euch bestimmt was ein!« Und damit geht er zurück hinter seine Theke.
    Sandra wendet sich an Hanna: »Was hat er denn damit gemeint?«
    »Na ja, daß wir uns ein bißchen um Ronni kümmern sollen. Wahrscheinlich kennt Alberto ihn besser als wir, vielleicht weiß er, wo der sich so rumtreibt, wenn er die Schule schwänzt.«
    Sandra trinkt ein paar Schluck von der Limonade. »Meinst du, Ronni baut irgendeinen Mist?«
    »Keine Ahnung. Bisher habe ich mich eigentlich nicht so mit ihm befaßt.« Hanna lächelt Sandra an, aber die ist schon wieder auf dem Rückzug: »Ist ja auch egal.« Eine Weile sitzen die beiden schweigend da. Hanna läßt ihre Blicke schweifen. Dieser schäbige Raum, der sich Café nennt, hat doch Atmosphäre, gefällt ihr irgendwie.
    Sandra versucht sich abzulenken: »Hanna, was macht eigentlich unser Detektiv Tobias?«
    »Hilfe, laß mich bloß mit diesem Quälgeist in Ruhe! Er hat mich schon gelöchert, ob wir ihn nun zur Bibliothek mitnehmen.«
    »Ja und, was machen wir?«
    »Ich weiß nicht. Wollen wir überhaupt hinter diesem sogenannten Herrn Ramirez herschleichen? Oder warten wir lieber? Meine Mutter hat vor, ein paar Südamerikaner einzuladen. Ich soll Ronni und seiner Familie auch Bescheid sagen, die sollen auch kommen, toll, nicht? Sie hat gestern abend zu mir gesagt, war sollten nicht lange reden und Fragen stellen, wir sollten was tun. Das schlimmste für die Ausländer sei die Isolation, in der sie hier lebten.«
    Normalerweise ist Sandra blaß. Jetzt ist sie kreidebleich. Sie bekommt kein Wort heraus.
    »Mensch, Sandra, was ist los?« Hanna schüttelt ihre Freundin am Arm. »Du bist natürlich auch eingeladen, das ist doch ganz klar. Es kommen auch noch deutsche Freunde. Und Mama will deine Eltern anrufen, die sollen auch dabeisein.«
    »Die kommen sowieso nicht, wenn sie was von Asylanten hören!« Sandra starrt zu Boden und versucht, ihre Tränen zu unterdrücken.
    »Jetzt übertreib mal nicht, Sandretta. Solche Ungeheuer sind sie ja nun auch wieder nicht!«
    »Eben doch! Du hast überhaupt keine Ahnung. Für die ist das Wort Asylant so, wie für den Stier das rote Tuch.«
    Hanna muß fast lachen. »Ja, um so besser. Dann können wir sie doch gut an der Nase herumführen. Wir sagen kein Wort, daß es Südamerikaner sind. Erst hinterher, wenn deine Eltern sie kennengelernt und von ihrem Temperament beeindruckt sind, dann erzählen wir ihnen was vom Schicksal dieser Menschen.« Sandra sieht Hanna zweifelnd an. Eine Antwort bleibt ihr erspart, denn in diesem Augenblick kommt Alberto mit einem großen, schwarzhaarigen jungen Mann an den Tisch. Alberto stellt vor: »Das ist Patricio, Ronnis und Felipes großer Bruder.« Er klopft Patricio auf die Schulter und fügt hinzu: »Und manchmal auch ihr Papa.«
    Patricio erkundigt sich höflich: »Darf ich mich setzen?“
    »Ja, klar!« Hanna rückt ihm den dritten Stuhl zurecht und fragt unbefangen: »Und was machst du?«
    Während Patricio erzählt, fällt Sandra ein, was Felipe ihr anvertraut hat: Eine Freundin sucht er für den großen Bruder. Sandra beobachtet Patricio von der Seite: Die Nase ist etwas zu groß, die Haut noch nicht von allen Pubertätspickeln befreit. Er macht einen ernsten Eindruck.
    Na, da wird Felipe lange suchen müssen, schätzt Sandra. Doch schon schämt sie sich ihrer Gedanken. Für sein Äußeres kann nun wirklich keiner was.
    Hanna und Patricio sind bereits in eine heftige Diskussion verwickelt. Sandra soll auch etwas dazu sagen, ob die südamerikanischen Männer nun »Machos« sind, wie Hanna behauptet, oder ob sie es nicht sind. Sandra zuckt nur mit den Schultern, während Patricio noch ein Argument einfällt. Er fragt: »Wenn eine deutsche Frau heiratet, was wird mit ihrem Namen?« Hanna ahnt, worauf Patricio hinaus will. Darum antwortet sie: »Sie kann, wenn sie will, einen Doppelnamen haben. Ich glaube, es soll jetzt sogar ein Gesetz kommen, daß auch der Mann den Namen der

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