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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Neugierig trat sie in den Badesaal. Sah helle Tücher den Raum abteilen und die Badezuber verdecken, in der Raummitte ein flackerndes Feuer unter einem riesigen, dampfenden Kessel, sie sah Laienschwestern mit erhitzten Gesichtern heißes Wasser daraus schöpfen und davontragen – und sie sah Edeltraud, die ihr lachend entgegenkam.
    „Da bist du ja.“ Sie wies mit der Hand in die Ecke des Raumes. „Dort drüben ist schon alles bereit für dich.“
    Während Mathilda ihr folgte, lauschte sie deren Erklärung: „Nur ranghohe Nonnen haben Anspruch auf frisches Wasser. Du leider nicht, bist nur die Dritte in der Wanne. Da ist es oft schon ein bisschen kalt.“ Dann drehte sie den Kopf nach hinten, lächelte verschwörerisch und raunte: „Aber ich habe für dich heißes Wasser aufgefüllt. Du wirst ein schönes Bad bekommen.“
    „Danke“, hauchte Mathilda zurück.
    Mit Schwung zog Edeltraud den Vorhang zur Seite. Ein brauner Holzzuber stand dort, aus dem es verführerisch dampfte – und duftete. Mathilda schnupperte.
    „Lavendel“, erklärte Edeltraud sofort. Dabei wurde ihr ohnedies bereits gerötetes Gesicht noch eine Spur dunkler. „Steht eigentlich nur ...“
    „... den ranghohen Nonnen zu“, vollendete Mathilda ihren Satz.
    „Nein“, wurde sie daraufhin verbessert. „Nur der Äbtissin und der Priorin.“
    Sie deutete auf das kleine Säckchen, das an einer Schnur im Wasser hing. „Wenn du nicht magst, nehm ich es raus.“
    „Oh doch“, nickte Mathilda. „Es riecht wirklich gut.“
    „Mein Lieblingsgeruch“, strahlte Edeltraud und wies mit der Hand auf die Haken an der Wand: „Hierhin kannst du deine frische Kleidung hängen. Alles, was du ausziehst, kannst du auf den Boden fallen lassen. Ich hole es, wenn du im Wasser bist.“ Sie reichte Mathilda ein Tuch. „Zum Bedecken.“
    „Schwester Harnischin!“ Die Stimme der Sakristanin, Schwester Loherins, drang zu ihnen herüber. „Ich brauche heißes Wasser.“
    „Einen Moment bitte“, rief Edeltraud, nickte Mathilda noch einmal zu, dann schloss sie den Vorhang hinter sich und verschwand.
    Mathilda zog ihr Skapulier aus, löste die Bänder der Kutte und streifte sie ab. Schuhe, Strümpfe, Rock und Unterkleid ließ sie einfach zu Boden fallen. Dann erst hob sie sich die Haube vom Kopf. Mit geschlossenen Augen fühlte sie, wie ihr Zopf weich über ihren Rücken nach unten fiel, über ihre nackte Haut strich und leise baumelte, bis er zur Ruhe kam. Einen Moment genoss sie seine Schwere, dann aber fasste sie nach hinten, zog ihn vor ihr Gesicht, löste sorgfältig das Band und strich die Haare auseinander.
    Neben dem Zuber stand auf einem Schemel ein Tiegel Seife bereit. Mathilda erkannte auf einen Blick, es war auch jetzt die einfache Sorte, die hier im Kloster benutzt wurde. Aber hatte sie etwas anderes erwartet?
    Sie kletterte in die Wanne, schnappte im heißen Wasser überrascht nach Luft, ehe sie sich vorsichtig hineingleiten ließ – und sofort ganz untertauchte. Wunderbar, diese Wärme!
    Einen Moment lang genoss sie ihre Leichtigkeit im Wasser, dann begann sie sich zu waschen. Erst die Haare, die sie anschließend mit einem Handtuch umwickelte, dann ihren Körper. Und als auch diese Prozedur zu ihrer Zufriedenheit beendet war, faltete sie das große Tuch auf, legte es wie eine Haube über den Zuber – nur für ihren Kopf ließ sie eine kleine Öffnung – und lehnte sich entspannt zurück. Ab jetzt würde sie nur noch genießen, bis entweder das Wasser zu kalt - oder man sie heraustreiben würde. Sie seufzte vor Wonne.
    „Na, da hat aber eine Freude am Baden“, kam die Stimme Schwester Loherins von links. „Mathilda, oder?“
    „Ja“, antwortete die. „Ich bin es.“
    „Nutze die Gelegenheiten“, hörte Mathilda noch eine Stimme, die sie nicht einordnen konnte, von etwas weiter weg. „Es sind eh so wenige.“
    „Da redet die Richtige“, brummte die Loherin, hörte sich aber ebenfalls sehr zufrieden an.
    Die unbekannte Stimme kicherte nur.
    Wer mochte das sein? Mathilda konzentrierte sich. Sie sollte doch inzwischen alle Nonnen an der Stimme erkennen können.
    „Es ist nicht leicht für dich“, sagte die Loherin.
    Mathilda, die nicht wusste, ob sie damit gemeint war, schwieg vorsichtshalber.
    „Keine Erfahrung im Leben ... So jung ins Kloster zu gehen, das ist auf alle Fälle schwer.“ Wieder die unbekannte Stimme.
    „Aber Blut geleckt zu haben und dann auf alles verzichten zu müssen, ist auch nicht einfacher“,

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