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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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widersprach Schwester Loherin sofort.
    Mathilda reckte den Kopf und schob das Tuch über die Ohren hinauf. Dieses Gespräch schien sich interessant zu entwickeln. Da wollte sie lieber nichts verpassen - auch wenn sie noch immer nicht wusste, mit wem die Loherin sich da unterhielt.
    „Blut geleckt? Du sprichst wohl von dir! Ich hatte meinen Teil“, widersprach die Stimme da auch schon. „Als Witwe hat man doch bereits“, sie zögerte einen Moment, „alles gehabt. Da fällt der Verzicht leichter.“
    „Pah“, schnaubte die Loherin. „Ich habe auch ...“ Plötzlich wandte sie sich wieder direkt an Mathilda. „Aber so ganz ahnungslos zu sein – bist du nicht neugierig, Mädchen?“
    „Worauf denn?“, fragte die zurück.
    Die unbekannte Stimme lachte. „Hörst du, sie weiß gar nicht, was sie vermissen soll. Anders als bei dir ...“
    „Auf das Leben“, fiel Schwester Loherin ihr sofort ins Wort. „Auf die Liebe.“
    „N... nein“, sagte Mathilda, obwohl sie plötzlich wieder Sebastian vor Augen hatte. Mit ihm hatte sie sich das Leben und die Liebe, alles, was so darüber gemunkelt wurde, vorstellen können. Aber vermissen? Meinte Schwester Loherin das wehmütige Gefühl, dass das Leben, wenn es nach den eigenen Wünschen gegangen wäre, doch ganz anders hätte verlaufen sollen? Das war ihr natürlich auch bekannt. Und die Bitterkeit darüber, etwas, das sie sich als wunderschön vorgestellt hatte, unwiderruflich verloren zu haben.
    „Es ist ja auch egal“, brummte die Loherin, „ob man einem Mann dient oder Gott, gell Mädchen?“
    Dienen? Sebastian dienen? Überrascht sah Mathilda zum Vorhang hinüber. Katharinas Worte kamen ihr wieder in den Sinn: „Heiraten bedeutet, einem Mann zu gehören. Ihm ausgeliefert zu sein, ganz egal, was er mit dir tut.“
    War das so in einer Ehe? In ihrer Vorstellung zumindest war es völlig anders. Und sie war sicher, mit Sebastian wäre alles gut gewesen.
    Sie schluckte gegen das komische Gefühl in ihrem Hals an. Wo war sie denn schon wieder mit ihren Gedanken? Weg damit! Sie sollte jetzt das warme Wasser genießen und die Entspannung.
    „Jedes Leben hat seine Entbehrungen“, seufzte die fremde Stimme. „Gut verheiratet zu sein, bedeutet baden zu können, wann immer du willst.“
    „Gut verheiratet zu sein, bedeutet doch wohl noch einiges mehr“, widersprach die Loherin sofort. „Oder willst du behaupten, dass die Vorzüge des Ehelebens sich auf die zur steten Verfügung stehende Badewanne beschränken?“
    „Die stete Verfügung ... ist nicht immer von Vorteil“, erwiderte die Stimme.
    Wer war das nur? Mathilda, die ein gutes Stimmgedächtnis hatte, konnte dennoch diese Stimme niemandem zuordnen. Sie war sicher, sie noch nie gehört zu haben. Wer hatte denn in ihrer Gegenwart noch nie ein Wort gesprochen?
    „Ach, jetzt tu doch nicht so“, widersprach die Loherin sofort wieder.
    „Es sind die Männer, die ihren Spaß haben, glaube mir. Von der Frauenseite aus wird alles – doch eher überbewertet.“ Die Sprecherin brach ab und hüstelte angelegentlich. „Meine Liebe, nur weil du einmal fast ...“
    Schwester Paumenin! Die, die das Schweigegelübde abgelegt hatte. Die Erkenntnis ließ Mathilda sich abrupt aufsetzen, sodass das Wasser heftig plätscherte. Dies musste sie sein, die jetzt hier so munter erzählte und aus dem Nähkästchen plauderte.
    „Was willst du damit sagen?“ Die Loherin klang inzwischen verstimmt. „Dass es im Kloster leichter ist? Ich bin dafür nicht nur eingesperrt, sondern sogar zwangsversetzt worden.“
    „Ich will damit sagen, dass du es bist, die Blut geleckt hat, ohne genau zu wissen, wie es geschmeckt hätte, wenn du es tatsächlich hättest schlucken müssen“, antwortete Schwester Paumen. „Ich glaube, leichter ist es, wenn man entweder alles oder nichts kennt.“
    Hatte Schwester Paumen ihr Schweigegelübde beendet? Das musste sie wohl, denn wie konnte sie sonst so unbefangen sprechen – und von ihrem früheren Leben erzählen? In dem sie offenbar verheiratet gewesen war.
    Mathilda legte sich wieder zurück und hoffte inständig, noch lange baden – und lauschen zu können.
    „Du sagst es“, seufzte Schwester Loher da auch schon. „Niemals hat man Ruhe vor seinen Gefühlen. Immer gibt es da diese Stimme, die niedergekämpft werden will.“
    „Welche Stimme?“
    Mathilda zuckte zusammen, als sie ihre eigene hörte. Hatte sie die Frage wirklich ausgesprochen?
    „Ach Kindchen. Sieh dich doch an, wie du gerade

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