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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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erleichtertes Lächeln geglitten. „Ja ...“
    „Wie hast du das geschafft?“, hakte Arno nach. „Wie hast du geschafft zu widerstehen?“
    Durch das Gitter erahnte er, wie der Andere rot wurde. „Ich war ... müde. Die Feuerholzbevorratung. Ich hatte stundenlang Holz gehackt.“
    „Gut!“ Das war doch ein Weg. Der pragmatische für seinen Körper. Für seine Seele würde noch einer gefunden werden müssen.
    „Wenn ich es richtig verstanden habe, dann bist du dir deines Zieles, im Zölibat leben zu wollen, nach wie vor sicher?“, wiederholte Arno.
    „Ja, ich bin sicher!“
    „Dann geht es nicht darum, dass die Versuchung, die dich heimgesucht hat, notwendig wäre, um diese Gewissheit zu erreichen. Sondern es geht darum, wie du es jetzt und in Zukunft schaffst, diese Versuchung zu besiegen.“
    Seine Gedanken ratterten fieberhaft. So einfach das klang – für die Reinwaschung der Seele waren das schwierige Voraussetzungen. Normalerweise pflegte Arno Menschen, die mit der von ihnen verlangten Keuschheit Probleme bekamen, vor Augen zu führen, dass das geschlechtliche Verlangen seine Wurzel in Gottes Willen habe, nämlich dass seine Geschöpfe sich vermehren sollten. Jemanden zu begehren, bedeutete folglich, zu wünschen, sich mit demjenigen zu vereinigen, um eine Familie zu gründen. Diesen Wunsch bei Licht zu betrachten, fiel den meisten Büßenden leichter, als wenn es um die bloße sündhafte Geschlechtlichkeit ging. Damit waren sie wieder imstande, sich ihrer Vernunft zu bedienen – und sich darüber bewusst zu werden, dass man in seinen sündhaften Phantasien erstens das Geschlechtliche fälschlicherweise von dessen naturgegebenem Zweck gelöst hatte und somit einem teuflischen Irrtum erlegen war. Zweitens waren auf diese Weise die meisten reuigen Sünder in der Lage, sich von ihren als Irrweg entlarvten Trieben zu distanzieren und diese umzuleiten in gottgewollte Tätigkeiten. Meist in Taten der Nächstenliebe. Im Weiteren dann auch in der höchsten Stufe in die Liebe zu Gott.
    Nun, mit Liebe konnte er dem jungen Mönch hier nicht kommen. Und wo man das sündhafte Trachten nicht auf diese Weise an der Wurzel zu packen vermochte, blieb nur der Zwang: die Kasteiung. Wobei Arnos Erfahrung nach diese Methode nur eine begrenzte Zeitlang funktionierte. Irgendwann kamen die meisten sich kasteienden Menschen an einen Punkt, an dem das Verlangen quasi über sie herfiel, Ausmaße annahm, sodass sie diesem Verlangen völlig ausgeliefert waren und ...
    Das ging in diesem, in Mathildas Falle natürlich gar nicht.
    Das Holz, erinnerte Arno sich. Zuerst die Äpfel – jetzt das Holz. Er würde den Mittelweg gehen.  
    „Auf die Dauer ist von dir verlangt, der Sünde – selbst in Gedanken – vollständig zu entsagen“, fing er an. „Das jedoch ist zuweilen ein längerer Prozess. Vorerst mag es eine Krücke sein, aber ich erlege dir tägliche körperliche Arbeit auf – auf dass es deinem Körper leichter falle, seine Gelüste zu vergessen. Ferner wirst du für deine Seele jeden Abend Rosenkränze beten, bis du einschläfst.“
    „So sei es, Pater.“
    „Und weiterhin“, musste er vor allem anderen Mathilda schützen, immerhin wäre Georg nicht einmal bereit, sie im Ernstfall zu heiraten. „Weiterhin wirst du vor Gott geloben, dich konsequent von Mathilda fernzuhalten.“
    „Ich gelobe es.“ Georg nickte eifrig. Erleichtert wirkte er.
    Konnte Arno das auch sein?
    Wie leichtsinnig waren die Örtlerin und Palgmacher gewesen, als sie diese Torheit zugelassen hatten!
    „Ich werde stark sein, ihr zu widerstehen. Ich verspreche es Euch, Pater Arno.“
    Der war erstarrt. Hatte der Junge doch mitbekommen, dass ...?
    „Gott ist es, dem Ihr das versprechen müsst“, verbesserte er ihn rasch. „Doch ich trage dir auf, mich sofort aufzusuchen, sobald du spürst, dass du die Kontrolle verlierst. Bevor Ma... das Mädchen Schaden nimmt.“ Das hatte er einfach sagen müssen. „Ist das klar?“ Seine Stimme unnachgiebig.  
    Georg nickte wieder. Auch er entschlossen.
    „Diese und alle meine Sünden tun mir von Herzen leid“, beteuerte er rasch. „Mein Jesus, Barmherzigkeit.“
    „Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine patris et filii et spiritus sancti”, erwiderte Arno und wartete, dass der andere verschwinden würde. Das war anstrengend gewesen.
    „Ich danke Euch, Pater“, war nur ein Murmeln. „Diese Beichte war wirklich gewinnbringend für mich. Ich fühle mich viel besser. Und ich werde alles tun, was

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