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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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bringen.“
    „Geht es auch gegen Ende der Beichtzeit?“
    Als Mathilda das Misstrauen ins Gesicht der Äbtissin zurückkehren sah, fügte sie hastig hinzu: „Pater Arno hat mir eine Buße aufgetragen, die ich bisher noch nicht erfüllt habe und sonst auch nicht mehr schaffe.“
    „Oh ja“, nickte Mutter Örtlerin da sofort und sichtlich entzückt. „Ich verstehe. Das geht, natürlich.“
    „Ich danke Euch.“ Mathilda neigte ergeben den Kopf.
    Und während sie fast beschwingten Schrittes in ihre Kammer zurückging, dachte sie ans gestrige Schuldkapitel. Sie hatte sich – auf ausdrücklichen Befehl der Äbtissin hin – selbst angeklagt.
    „Ich bekenne mich schuldig, nachts zu sehr gefroren zu haben, sodass es notwendig geworden ist, mir Bett und Decken mit Schwester Greulichin zu teilen.“
    Katharina hatte sich anschließend ganz ähnlich ausgedrückt, während sie zu Boden gesunken war.
    Hätten Mutter Örtlerins Augen Pfeile abschießen können, sie beide wären jetzt mausetot. So aber hatten sie nur drei Tage Zellenarrest bekommen. Und die Bestätigung, dass auch andere Nonnen – vor allem Laienschwestern - unter viel zu dünnen Decken froren.
    Das Kapitel hatte triumphalerweise damit geendet, dass alle Schwestern, verdient oder nicht, mit den gleichen warmen Decken ausgestattet würden. Katharina und sie allerdings erst nach Verbüßung ihrer Strafen.
    Ihr eigener, während der Totenwache ausgeheckter Plan, der allerdings eine sehr entscheidende Schwachstelle enthielt, war bisher aufgegangen. Und so störte sich Mathilda auch nicht an der Aussicht, noch zwei weitere Tage zu frieren. Voller Optimismus ließ sie sich in ihrer Kammer aufs Bett sinken, schlang die Decken um sich und versuchte zu ruhen. An Schlaf, das wusste sie, brauchte sie jetzt nicht einmal zu denken, dazu war sie viel zu aufgeregt.
     
    Der Plan war einfach – und die Schwachstelle offensichtlich. Aber angesichts der Tatsache, dass sie sonst gar nichts tun konnte, war er geradezu genial.
    Mathilda folgte Elisabeth, die sie zur Beichte geleitete. Gleich würde sie Arno sehen und mit ihm sprechen können. Und dann wissen, woran sie war.
    Oder eben nicht – weil er nicht im Beichtstuhl sitzen wird.
    Diese Möglichkeit war einfach nicht von der Hand zu weisen. Aber sie würde dadurch schon wieder eine unausgesprochene Botschaft bergen. Es war einfach so: Arno war nicht der Mann, der kaltblütig riskierte, dass sie bei ihm beichtete, jetzt, nachdem er sich verraten hatte. Würde er also heute die Beichte abnehmen, könnte sie zwar mit ihm sprechen, würde aber nichts zu besprechen haben. Weil sie sich getäuscht hätte.
    Wäre Arno aber nicht auf dem Beichtplatz, wüsste sie sicher, wie es um ihn stünde, hätte aber gleichzeitig keine Möglichkeit, sich selbst zu erklären. Wie sollte sie ihm dann klarmachen, dass sie seine Gefühle erwiderte?
    Hach, warum war ihr Plan nur so unvollkommen? Warum hinkte er an allen Ecken und Enden? Und warum verdammte er sie dazu, sich zu wünschen, Arno würde heute den Beichtstuhl – und sie – meiden? Sie wollte ihn doch sehen, mit ihm sprechen ...
    Endlich betraten Elisabeth und sie das Kirchenschiff. Fahrig sah sie herum. Es war bis auf sie beide leer. Gut so.
    Sie zuckte zusammen, als sie Mutter Klöblin plötzlich ums Eck kommen sah. Die war wohl gerade auf dem Beichtplatz gewesen. Die ältere Nonne flüchtig anlächelnd, mahnte sie sich, besser aufzupassen und ihre Aufmerksamkeit aufs Wesentliche zu richten. Welcher Priester im Beichtstuhl saß, durfte sie gleich interessieren, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich sonst wirklich niemand mehr in der Kirche aufhielt. Sie verlangsamte ihre Schritte, sah um sich, hoch zu den Emporen, seufzte – niemand. Also los zum Beichtplatz – und zur Wahrheit. Jetzt musste sie es wissen!
     
     
    Er musste es wissen. Was sie Palgmacher sagte. Wenn sie beichten kam. Was unwahrscheinlich war, denn sie musste ja zumindest damit rechnen, Arno im Beichtstuhl vorzufinden. Wahrscheinlich würde sie gar nicht kommen. Aber auch dessen musste er sich vergewissern.
    Es war also notwendig für ihn, hier zu sein – auf dem von der Empore des Männerkonvents aus zugänglichen Balkon über dem Beichtplatz. Arno stand vor allen Blicken verborgen hinter der Tür und lugte nur dann vorsichtig in die Kirche hinunter, wenn er die 'Frauentür' vernahm.
    Palgmachers Bass scholl laut und tief zu ihm herauf, aber auch die gedämpfteren Stimmen der Nonnen waren von hier

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