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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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beide waren in ein weltfremdes Bild verliebt. Während die echte Welt hier war. Sein Leben. Das er weiterführen würde, koste es, was es wolle. Es blieb dabei. Er durfte sie nie wiedersehen.
    Entnervt griff er nach der Geißel und schleuderte sie unter den Schrank. Die war wirklich das Letzte, was ihm dabei helfen konnte.
     
     
    Ja! Es hatte geklappt, wie es besser gar nicht hätte klappen können. Im Hochgefühl, dass ihr doch so unsicherer Plan derart hervorragend aufgegangen war, lief Mathilda strahlend neben Elisabeth her und hätte am liebsten gejubelt. Was natürlich völlig ausgeschlossen war, immerhin ging es zurück in ihre Kammer, wo sie ihren Arrest abzubüßen hatte.
    So ein Glück, dass sie sich angewöhnt hatte, stets vor der Beichte zu dem kleinen Balkon über dem Beichtstuhl hoch zu sehen, sonst wäre ihr die Bewegung an der Türe dort entgangen. Genau dieser Balkon, den sie sonst als Bedrohung empfand, hatte sich nun als ihr großes Glück entpuppt. Arno hatte mitgehört – und ihr damit bewiesen, dass ihre Annahmen völlig korrekt gewesen waren. Sicher, sie hatte blitzschnell nach einem Plan sinnen müssen, wie sie dem Prior etwas Unverfängliches erzählen, Arno aber trotzdem die Information geben konnte, dass sie ihn auch ... War sie deutlich genug gewesen? Hatte er sie verstanden?
    Wenn sie seinen Blick nach dieser Beichte richtig deutete, dann ja.
    Jetzt war ihm also klar, dass sie um seine Gefühle wusste und diese erwiderte. Aber nun? Wie ging es weiter? Was war der nächste Schritt? Er musste sich jetzt doch irgendwie äußern. Zu erkennen geben. Mit ihr reden, sie vielleicht sogar berühren ... So ging das doch, oder? So war es logisch.
    In einem plötzlichen Impuls schüttelte Mathilda so heftig den Kopf, dass Elisabeth ihr einen erstaunten Blick zuwarf.
    Das wäre in der Tat logisch, wenn es da dieses eine, alles entscheidende Aber nicht gäbe: Arno war mit Leib und Seele Priester! Gott geweiht. Und zeigte er mit seinem Verhalten nicht mehr als deutlich, dass er keinesfalls die Absicht hatte, diese seine Berufung aufzugeben?
    Für ihn stellte sie lediglich eine Versuchung dar.
    Von der er sich distanzieren wird.
    Sie sackte in sich zusammen. Ihre Gefühle waren völlig egal. Es war auch egal, was Arno empfand. Weil er das eben nicht empfinden wollte. Deshalb hatte er sie doch all die Zeit gemieden, als stellte sie eine Gefahr dar. Und dass er nun wusste, dass sie ihn auch wollte – machte sie für ihn noch gefährlicher. Jetzt würde er sie noch radikaler meiden als zuvor. Und sie konnte nichts dagegen tun. Denn je mehr sie versuchen würde, ihm nah zu kommen – desto mehr würde er vor ihr fliehen.
    Das so schnell aufgekommene Hochgefühl war verflogen. Mit immer schwerer werdendem Herzen folgte sie Elisabeth zu ihrer Zelle. In die Kälte, die sie schon auf dem Weg dorthin mit ihren eisigen Klauen packte.
    Konnte sie denn wirklich gar nichts tun?

Donnerstag, 12. Januar 1522
    Tod und Teufel
     
    Das Gute wächst im Leben nicht wie der Baum allein für sich aus der Wurzel, sondern neben dem Guten wächst auch das Böse empor, und aus dem Bösen läßt die Natur Gutes entstehen.
    Menandros
     
     
    Eine Woche war vergangen – und es war nichts, aber auch gar nichts geschehen. Wenn Mathilda davon absah, die Verschlechterung mit einzuberechnen. Sie war Arno bisher nur ein einziges Mal begegnet. Am Montag hatte er ihr in knappen Worten und mit völlig verschlossenem Gesicht erklärt, dass sich seine Anwesenheit während des nachmittäglichen Unterrichts in nächster Zeit im Wesentlichen auf das Skriptorium beschränken würde, wo er ja diesen angeblich so wichtigen Übersetzungsauftrag zu erledigen habe. Hartwig sei instruiert, ihr im Falle von Fragen zur Seite zu stehen. Dann hatte er sich eilig abgewandt und war gegangen, während sie mit dem überraschten und deutlich unwilligen Hartwig zurück geblieben war.
    „Was meint er mit 'im Wesentlichen?'“, hatte sie Hartwig gefragt, doch der hatte nur mit den Schultern gezuckt, sich über seine Unterlagen gebeugt und nicht weiter darum gekümmert, ob sie arbeitete oder nicht.
    Aber Hartwig mit seiner Gleichgültigkeit war ihr egal. Sollte er sie ignorieren. Dass Arno ihre Befürchtungen bestätigt hatte und sie wie die Pest mied, das setzte ihr zu.
    Wäre er am vergangenen Freitag nicht auf dem Balkon gestanden und hätte ihr diesen letzten Blick voller Qual zugeworfen - sie könnte sicher sein, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben

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