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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Wärme. Ihre Hände. Irgendwie unter seinen Mantel geraten, ihn darunter eng umschlingend. Seine Arme. Die Säume des Mantels um Mathilda geöffnet, sie so weit wie möglich darin bergend. Sein Gesicht im Stoff ihrer Haube. Die im Weg war. Und es war doch auch egal, er konnte sie einfach beiseite schieben. Konnte seine Hände ihren Rücken heraufrutschen lassen und in ihr Haar gleiten. Seine Nase hineinstecken. Atmen. Riechen. Fühlen. Wie sie sich noch fester um ihn herumwand, in ihn hinein förmlich, wie ihr Mund an sein Ohr hauchte, seine Wange streifte, seinen Kopf sich drehen machte, bis ihre Lippen ... seine Lippen ... ihrer beider Lippen sich ... Oh. Oh! Oh, verdammt, was ... Was tat er hier? Wenn er sie küsste, dann bedeutete das in ihrer Welt die Verlobung. Er musste sie loslassen und ihr endlich sagen, dass das hier ... nie wieder passieren durfte.
    „Nun werden sie dich so früh wie möglich weihen.“ Der sachliche Tonfall war ihm ganz gut gelungen, mit dem Loslassen haperte es noch. Aber es kostete ihn schon genug Energie, diese Worte aufzubringen. „Wenn du das nicht möchtest, hast du die Möglichkeit, mit Pater Heussgen fortzugehen und ein Leben außerhalb des Klosters zu wählen.“
    Es war unmöglich, sie loszulassen, wenn sie ihn so festhielt. Wenn sie so warm war. Und so nah. Von dieser Nähe ging ein ganz und gar irrationales Glück aus, das unaufhaltsam in ihn hineinsickerte, sich überall in seinem Körper verteilte, das alles jenseits seines aufgeregt klopfenden Herzens so seltsam taub machte und unwirklich und langsam. Vor allem seine Gedanken und seinen Mund, der nichts anderes wollen konnte als ihren zurück. Anstatt die notwendigen Worte zu sagen.
    „Heussgen hat mir versprochen, dich mit sich zu nehmen“, presste er schließlich heraus, „und dich solange zu begleiten, bis du ...“
    „Aber ich gehe nicht von hier weg“, bremste Mathilda seine Worte, ehe sein Gehirn deren Sinn entschlüsselt hatte. „Ich will bei dir sein. Ich verstehe, dass du nicht mit mir weggehen kannst, weil du Priester bist. Aber dann werde ich auch hierbleiben.“
    „Du kannst nicht bleiben, hier gehst du kaputt“, widersprach er rasch, und das gab ihm endlich genug Energie, um sie von sich zu schieben, sie ersatzweise an beiden Oberarmen auf Distanz haltend – denn sie drängte ihm wieder entgegen, ihre Hände noch immer verzweifelt in den Stoff seiner Kutte gekrallt.
    „Das ist mir egal, ich will in deiner Nähe sein. Ohne dich werde ich nirgendwo hingehen.“
    „Mathilda ...“ Hatte ihr Name seine Arme nachgeben lassen? „Ich kann nicht.“
    „Ich weiß.“
    Nichts wusste sie! „Ich kann nicht dein Mann sein.“ Dass er nichts unternahm, als sie dies schlicht ignorierte, sich stattdessen sogar wieder so nah wie möglich an ihn schmiegte, nahm dieser Tatsache einiges ihrer Glaubhaftigkeit. Aber trotzdem war es eine Tatsache, und wenn er sich endlich zusammenrisse und Mathilda losließe und ihr die Wahrheit sagte, dann würde auch sie diese akzeptieren müssen.
    „Ich trage eine schlimme Schuld, und diese Schuld macht mir unmöglich, dich zu ...“ Er schüttelte den Kopf. Das war doch gar nicht der Punkt. „Wenn du erst davon weißt, wirst du mich sowieso nicht mehr wollen.“
    Das war es, und deswegen würde sie gleich seine Kutte loslassen und sich für immer von ihm abwenden.
    „Es ist mir egal“, kam sie noch näher.
    Er zu perplex, sie zu hindern, sich zu hindern.
    „Mir ist egal, welche Schuld du auf dich geladen hast.“
    Das sagte sie jetzt, aber das war nicht wahr. Sie konnte es nicht wissen.
    Und er musste es ihr endlich sagen. Musste sie endlich dazu bringen, von ihm abzulassen, wenn er selbst sie schon nicht von sich fernzuhalten vermochte. „Ich bin schuld am Tod einer Frau, die mich geliebt hat.“
    Es klang so ... lahm. Lag das daran, dass er das in den letzten Tagen zu oft ausgesprochen hatte? Oder daran, dass er Mathilda noch immer fest und sicher in seinen Armen hielt und sie lediglich ein kleines, fast desinteressiertes Brummen von sich gab? „Und?“
    Was meinst du?, wollte er fragen, doch sein Mund wurde abgelenkt, weil sie ihren Kopf seiner Schulter entgegenneigte, ihm so ihren Hals darbot, seine Lippen unwiderstehlich dorthin ziehend. Sie wollte nicht weg von ihm, das war offensichtlich. Nahm mit einem kleinen Seufzer seine Lippen auf ihrer Haut in Empfang, schien ihren Körper noch weicher zu machen, sich noch enger an ihn zu schieben, ihm den Atem nehmend, das

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