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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Denken, sein Ziel.  
    „Mathilda, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?“, entfernte er mühsam seinen Mund von ihrem Hals in dem Versuch, sie beide zum Einhalten zu bringen.
    „Was denn?“ Sie rührte sich noch immer nicht. „Wirst du mich auch umbringen?“
    „WAS?“ Entsetzt wich er zurück.
    Sie wäre beinahe gesprungen. Hätte sich umgebracht. Wenn er nicht dagewesen wäre, sie aufzuhalten.
    „Ich habe es nicht so gemeint, verzeih mir.“ Mathilda hielt ihn an beiden Händen zurück, sah ihn jetzt vollkommen ernst und aufmerksam an. „Wie ist das damals passiert?“, fragte sie sanft.
    „Ich habe mich geweigert, diese Frau zu heiraten – und deswegen hat sie sich umgebracht.“
    Sie hatte ihn nicht losgelassen. „Warum hast du sie nicht geheiratet?“
    „Weil ich sie nicht geliebt habe. Und weil ich Priester werden wollte.“
    Sie nickte. Nachdenklich. Dann mit großem Nachdruck. „Ich habe Sebastian auch geliebt. Auch er hat das nicht erwidert, sondern ist ins Kloster gegangen. Und trotzdem lebe ich. Wenn diese Frau damals sich umgebracht hat, so hat sie das nicht tun müssen. Sie hat eine Wahl gehabt.“
    Verblüfft starrte er 'diese Frau jetzt' an. Das war – wahr. Sebastian hatte das gleiche getan wie seinerzeit Arno – und Mathilda trotzdem nicht umgebracht.
    Da musste erst ich kommen, sie dazu zu bringen, sich über die Brüstung der Kirche zu stürzen. War er blind gewesen? Wie hatte er auf die widersinnige Idee kommen können, Mathilda genau dasselbe anzutun wie damals Rosa? Eine weitere Frau zur Selbstmörderin zu machen, um sich selbst zu bestrafen?  
    Um Aurelia zu strafen! Weil die mich nicht geliebt hat. Rosa habe ich missbraucht. Doch Mathilda ... Für sie empfand Arno das, was er nur für Aurelia empfunden hatte.  
    Verwirrt blinzelnd, realisierte er, dass Mathilda ihm ihre Hände entzogen hatte. Einen Schritt vor ihm zurückgewichen war. Ihr Gesicht im flackernden Licht der Lampe plötzlich voller Schmerz. Seine ihr nachzuckenden Hände blieben zwischen ihnen in der Luft hängen. Sie – wollte ihn doch nicht mehr?
    'Ich kann dich nicht heiraten, Arno, es tut mir so leid, aber ich kann nicht ...' Aurelia. Ich liebe sie wie Aurelia.
    „Und jetzt geschieht alles noch einmal?“, stammelte Mathilda, nur noch verzweifelt jetzt. „Nun bist du der Priester, der du damals werden wolltest, und ich ...“
    Sie rang die Hände. Sie wollte ihn doch. Ihr sei seine Schuld egal, hatte sie gesagt. Warum stand er dann vor ihr? Untätig, seltsam verrenkt, seine Arme noch immer offen, schutzlos. „Ich ... bin kein Priester mehr.“
    „WAS?“ Ihre Augen weit.
    „Ich kann nicht mehr Priester sein, weil ich ... Gott nicht mehr so dienen kann, wie er das von Priestern verlangt. Weil ich ...“ Wieso war es so schwer, mit realen Menschen zu sprechen? „Meiner Schuld wegen. Die Schuld, die ...“ Er hustete. „Du kannst doch nicht einen Mann mit einer solchen Schuld wollen!“
    „Ich habe dir gesagt, dass mir das egal ist.“ Ganz leise nur. Aber nicht unsicher. Oder?
    Unmerklich hoben sich seine Arme ein Stück höher. „Aber es geht um dein ganzes Leben, du kannst das nicht so schnell entscheiden, du musst darüber nachdenken.“
    Er wankte in ihre Richtung. Hielt sich nur mühsam zurück.
    Mathilda stand fest, sah ihm direkt ins Gesicht. „Doch, das kann ich. Ich habe dir gesagt, dass ich bei dir bleibe. Egal, ob hier oder anderswo.“
    Arno stand. Noch immer. Reglos. Er musste ... Er wollte ...
    'Ich kann dich nicht heiraten, Arno ...'
    „Wenn du ...“ Mathilda fing an zu sprechen. Leise und abgehackt. Es fiel ihr schwer. Arno spürte in seinem eigenen Gesicht, wie sehr. „Wenn du sagst, du seiest kein Priester mehr ...“
    Er konnte nur nicken.
    „Und wenn du sagst, dass ich dich nicht wollen könne mit deiner Schuld ...“
    Arno hustete.
    Mathilda holte tief Luft. „Heißt das dann, dass du“, sie brauchte einen neuen Atemzug. „Dass du es dir wünschst?“
    Ihre Frage blieb hängen wie die Luft in ihrer Brust, sie hatte nicht ausgeatmet, würde an dieser Frage ersticken, an seiner, Arno von Waydens, Unentschlossenheit.
    Er schwankte, stolperte, auf sie zu, doch in der Bewegung fing er sich, fing er sie. Schloss sie endlich wieder in seine Arme, grub sich in ihre hinein, seinen Bauch, seine Brust, seinen Mund. „Ich wünsche es, ja, ich wünsche es.“
    „Ich liebe dich, Arno, diese andere Frau ist mir egal. Ich bin Mathilda, ich will deine Frau sein.“
    Mathilda. Sie

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