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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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beiden Frauen nicht auseinanderreißen würden. Wohingegen sich die Situation für Mathilda spätestens dort sehr viel schöner anlassen würde. Denn dort würde sie endlich mit Arno vereint sein. Ebenfalls verheiratet, aber mit dem Mann ihrer Wahl!
    Zwei Tage noch, buchstabierte Katharina mit kühlen, leicht feuchten Fingern in Mathildas Hand. Bist du schon aufgeregt?
    Plötzlich hatte die keinen Hunger mehr. Stattdessen fühlte sie die Anspannung wie ein Fieber in sich hochsteigen. So bald schon? Im monotonen Ablauf des Klosterlebens hatte sich ihr Zeitbegriff verschoben. Nur noch zwei Tage – und dann ... Mit einem Mal hatte sie das Gefühl es nicht mehr länger auszuhalten. Um sich wenigstens ein klein wenig bewegen zu können, neigte sie sich nach vorn, über den Tisch und warf einen Blick auf Elisabeth.
    Die saß bleich und still vor ihrem Teller. Ganz offensichtlich hatte sie keinen Appetit. Wie mochte es jetzt gerade in ihr aussehen? Jäh wallte Mitleid in Mathilda auf. Elisabeth wirkte furchtbar einsam und alleine, so elend.
    Innerhalb kürzester Zeit jedoch würde Mathilda diejenige sein, die ganz alleine war. Dann würde Elisabeth mit Katharina zusammen sein, sich mit ihr freuen, die Aufregung teilen, vielleicht auch die Sorgen und Bedenken.
    Mathilda musste also die verbleibende Zeit mit der Freundin nutzen – und noch ein paar wichtige Sachen klären.
    Wie sie wohl fliehen würden? Zu Fuß? Unwillkürlich hob Mathilda den Kopf und sah zum Fenster. Durch das es nichts zu sehen gab, denn draußen war es längst dunkel geworden. Aber heute hatte es wieder einmal geschneit. Schnee würde ein Vorwärtskommen sehr erschweren, war aber nicht zu ändern.
    Was wirst du anziehen?, fragte sie mit besorgten Fingern.
    Katharina neben ihr lachte stumm auf. Alles, was ich habe, tastete sie in Mathildas Hand. Und du?  
    Meinen Lammfellmantel, die wollene Mütze und die dicken Fellschuhe, antwortete Mathilda, sah Katharina an und lächelte ein wenig resigniert. Früher hatte sie solche Kleidung gehabt. Hier jedoch ... Nun ja, der Klostermantel war immerhin gefüttert und leidlich warm, für eine Flucht durch Schnee und Eis jedoch denkbar ungeeignet. Aber er würde reichen müssen. Weder Elisabeth, Katharina oder Arno würde die für dieses Wetter geeignete Kleidung zur Verfügung stehen.
    Eines musste sie noch fragen: Glaubst du, es ist gefährlich, was wir vorhaben?  
    Katharina sah sie einen Moment erstaunt an, ehe sie leise den Kopf schüttelte, ihre Hand nahm und sehr sorgfältig hineinbuchstabierte: Wir sind entsprungene Ordensleute, auf den ersten Blick als solche erkennbar. Jeder dahergelaufene Tagelöhner kann uns jagen, fangen und einsperren, wahrscheinlich sogar töten, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Mathilda, das alles ist kein Spiel. Für uns wird es um Leben und Tod gehen.  

Sonntag, 22. Januar 1522
    Die Heilige – Kommunion
     
    Auch sollen die Brüder beschoren Kron haben als in anderen Klöstern. Aber nach der Mess wirded der Bischof sie leiten in den Hof der Brüder, von dem sie nimmer ausgehen werden, dann nur in die Kirchen.
    Aus den Klosterregeln der Heiligen Birgitta
     
     
    Arnos Herz schlug rascher als seine Schritte, die, untermalt von gedämpftem Mönchsgesang, durch die Kirche schollen. Er bewegte sich seltsam losgelöst von sich selbst, wie in einem Traum. Seit er gestern ... beschlossen hatte, sich zu verhalten, als wäre das Leben einer. Ein Traum.  
    Seine Beine fanden den Weg allein, seine Hand wusste, wann sie sich nach dem Griff der 'Frauentür' ausstrecken musste, in welchem Winkel das Geländer hinauf zum Frauenchor zu greifen war. Der Kelch wackelte in seiner Hand.
    Er war wahnsinnig. War es gestern gewesen und war es jetzt. Das Leben war kein Traum, es war unausweichlich, früher oder später daraus zu erwachen.
    Er ließ einen Stoß Luft aus seiner Brust entweichen. Die Angst dort davon unbeeindruckt. An die würde er sich gewöhnen müssen, da hatte Heussgen wohl recht. Und wenn er ehrlich war, dann war mitten darin bereits der Keim für die Freude versteckt, welche gleich emporschnellen würde.
    Wenn ich sie sehe. Er würde sie sehen, endlich die reale Mathilda wiedersehen, deren Bild ihn, seit sie sich gestern hatten trennen müssen, in keinem einzigen Augenblick verlassen hatte.  
    Er beschleunigte noch mehr, kam außer Atem vor der bereits offenstehenden Klappe zum Frauenchor an. Erst hier straffte er sich, holte tief Luft und setzte seinen Priesterblick

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