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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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wird er gehen?“
    „Zunächst wohl nach Augsburg“, antwortete Arno. „Das liegt bereits jenseits der Landesgrenze. Dort sind wir erst einmal in Sicherheit. Dann sehen wir weiter.“
    Die kleine Klosterglocke bimmelte zu Nona und Arno hob den Kopf.
    „Wir sollten hinauf, ins Skriptorium.“ Er machte Anstalten aufzustehen. „Zu den Anderen.“
    Doch Mathilda war schneller. Sprang von ihrem Stuhl hoch, auf Arnos Schoß, schlang ihre Arme um seinen Hals, legte ihre Lippen auf seine.
    „Alle sind jetzt beschäftigt“, murmelte sie und schloss die Augen. Und wir werden nur ein kleines Bisschen zu spät kommen. Aber das sagte sie nicht mehr.
    Einen Moment später riss sie sich los, strich ihre Kutte glatt, warf Arno einen langen Blick zu und seufzte: „Ab jetzt werden wir uns wirklich nur noch ansehen.“ Bis alles vorbei ist.  
    Er nickte. Jedoch beruhigend widerstrebend.

Wenn der Mut bleibt ...
     
     
    Heussgens erwartungsvolle Augen übergehend, trat Arno rasch an seinem Freund vorbei in dessen Kammer und überließ es ihm, hinter ihnen zu verriegeln.
    „Sie kommt mit. Also bezieh das in deine Planung mit ein. Ich habe mit ihr verabredet, dass wir uns morgen während der Rekreationszeit in der Kirche treffen. Da kann ich ihr dann sagen, wie alles ablaufen soll.“ Erst jetzt spürte er Heussgens Schweigen prickelnd im Nacken und wandte sich zu ihm um.
    Der stand noch immer an der Tür, die Hand am Riegel, den Kopf schief gelegt. „Du siehst nicht mehr so blass aus“, stellte er nachdenklich fest. „Scheinst mir nicht mehr deprimiert zu sein, hast deinen gewohnten Elan wieder.“ Ein Strahlen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich gratuliere!“
    Arno fühlte sein Blut in den Wangen.
    Heussgen mäßigte seinen Überschwang zu einem verhaltenen, wenn auch sehr erheiterten Grinsen. „Du bist verliebt.“
    „Ich bin“, Arno brach ab, ... krank.
    Schlimmer als zuvor, diese Befürchtung hatte sich trotz allem bewahrheitet. Er befand sich in einem Wechselbad der Gefühle. In einem Moment war da nichts als himmelschreiendes Glück, der Drang, beide Arme in die Luft zu stoßen und laut loszujubeln, um nicht zu platzen. Und im nächsten Moment wollte er vor seiner eigenen Dreistigkeit davonlaufen, sich doch im tiefsten Klosterkerker verkriechen und ... dieser Krankheit entkommen.
    Heussgens Grinsen wurde noch dezenter. „Du wirst dich daran gewöhnen. Dir fehlt die Übung.“
    „Und du hast die?“
    „Ich ...“ Heussgens Mund verzog sich. Diesmal nicht nur belustigt. „Ich bin noch Priester. Darin zumindest.“
    Erst als der Atem aus ihm herausbrach, wurde Arno bewusst, dass er die Luft angehalten hatte. Seine Stirn blieb gerunzelt. Erneut aufseufzend, ließ er sich auf den nächsten Stuhl fallen. „Ist diese Entscheidung wirklich richtig? Ich bin noch nie in meinem Leben so unsicher gewesen.“
    „Im Kloster verlernen wir, Entscheidungen zu treffen, nicht wahr?“
    Arno sah ihn direkt an. Heussgen lächelte schon wieder und setzte sich ihm gegenüber. „Hier sind wir von allen Wandlungen des Lebens ausgenommen. Alles ist sicher. Du weihst dich Gott, der dich von sich aus nie verlassen wird, solange du dich an seine Regeln hältst. Du bekommst Brüder, die dich nie verstoßen werden. Du weißt, wo du morgen zu Sonnenaufgang und am Mittag und bei Sonnenuntergang sein und was du tun wirst – und das wird dasselbe sein wie nächste Woche, nächstes Jahr, am 21. Januar 1550, sogar 1570, wenn du uralt bist. Du kommst aus einem absolut sicheren, bis ins kleinste Detail determinierten Leben, Arno. Wundert es dich da, dass du Angst hast?“
    „Ich habe kei...“ Natürlich hatte er Angst. Und die, die er jetzt empfand, stellte sogar die der letzten Zeit in den Schatten – bevor er gewusst hatte, wie es weitergehen würde. Nun, da er Mathilda versprochen hatte, an ihrer Seite fortzugehen und ein neues Leben anzufangen ...
    'Ich kann dich nicht heiraten, Arno, es tut mir so leid, aber ich kann es nicht ...'
    Das war Aurelia. Das war Unsinn. Mathilda war ...  
    „Ich beneide dich, Arno.“ Auf Heussgens Gesicht lag ein sehr warmes Lächeln. „Und ich freue mich für euch. Für dich. Dass du dein altes Trauma überwindest. Ich habe so gehofft, dass du nicht zulassen würdest, dein Leben von dieser alten Schuld beenden zu lassen.“
    „Ich habe begriffen, was du meintest und ich werde es ja – versuchen. Und doch ...“ Arno brach ab. Bevor es aus ihm heraussprudelte: „Kann sie denn wirklich sicher

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