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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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sein, dass sie mich will? Sie hat nie irgendwelche Anstalten gemacht. Erst jetzt, nachdem sie wusste, dass ich ...“
    „Eure Diskussionen waren sprichwörtlich.“
    „Was?“
    „Hartwig hat des öfteren erwähnt, dass du ganz besonders innige Dialoge mit ihr geführt hast.“
    „Sind wir so verdächtig gewesen? Glaubst du, man ahnt etwas?“ Wie hatte die Örtlerin es genannt? 'Seltsam'.
    „Ihr habt euch nichts zuschulden kommen lassen“, versicherte Heussgen ihm zum Glück. „Was ich meinte, war, dass deine Mathilda ein unabhängiger Geist ist. Sie denkt zu viel und will ihre eigenen Erfahrungen machen. Deshalb passt sie nicht hierher – aber ihr beide, ihr passt zusammen, Arno.“
    Der winkte ab. „Das kann man doch noch nicht wissen. Man muss abwarten, wie sich alles entwickelt. Sehen, ob sie sich vielleicht anders entscheidet.“
    „Das wird sie nicht, sie will weg aus dem Kloster, natürlich kommt sie mit uns.“
    „Ja, das wird sie, natürlich.“ Die Worte verklumpten in seinem Mund.
    Mathilda wollte weg, das stand außer Zweifel. Was aber, wenn sie in ihm lediglich die Gelegenheit sah, dies umzusetzen? Was, wenn sie ihn lediglich ausnutzte, um dann, sobald sie hatte, was sie wollte, vor ihm zu stehen wie Aurelia? Wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, dann gab es so einige heiratswillige Männer, die eine ehemalige Nonne für eine schnittige Partie hielten. Mathilda mochte ihn brauchen, bis sie von hier fort war – danach würde sie nicht mehr auf ihn angewiesen sein.
    Das war es, was ihn jetzt hier sitzen ließ und stumm vor sich hinstarren. Noch eine Aurelia würde er nicht überleben.
    „Du befürchtest, dass sie dir ihre Liebe nur vorspielt, um dich auszunutzen?“, schloss Heussgen wieder einmal messerscharf.
    Naja, es hatte sich durchaus so angefühlt, als ob sie seine Gefühle erwiderte – aber konnte es nicht sein, dass sie sich da selbst etwas vormachte? Bis ihr in der Freiheit dann klar wurde, dass es doch nicht Arno war, den sie wollte?
    Heussgens Hand, die sich mit sanftem Druck auf seine Schulter legte, ließ ihn zusammenzucken – dabei war die Wunde längst verheilt.
    „Ich habe sie gesehen, als du in Freising warst“, sagte er leise. „Wie schlecht es ihr ging, wie sehr sie bereits um dich trauerte, weil sie nicht daran glaubte, dass du dein Priesteramt aufgeben würdest. Ich habe sie in der Kirche singen hören, dass es einem die Tränen in die Augen trieb. Du hast natürlich recht, ich verstehe nicht viel von der Liebe – aber dass dieses Mädchen dich liebt, das verstehe ich, Arno, glaub mir.“
    Er stütze sich mit seinem gesamten Gewicht auf, ehe er von Arno abließ und zu seinem Platz zurückkehrte. „Dennoch bleibt es ein großer Schritt aus der klösterlichen Sicherheit“, wiederholte er. „Die Liebe zwischen Menschen ist nicht wie die göttliche, nicht garantiert und kontrollierbar. Menschliche Beziehungen sind schwierig und unberechenbar und alles andere als sicher.“
    'Es tut mir leid, Arno...'
    Deswegen war er hier. Deswegen hatte er sich damals für Gott entschieden. Deswegen. Um so etwas nie wieder erleben zu müssen.
    „Wirst du das Wagnis eingehen, Freund Wayden? Wirst du mit mir kommen? Zusammen mit deiner Mathilda?“
    Arno seufzte tief. Und spürte, wie es in ihm wieder umschlug. Er sah Mathilda vor sich, wie sie ihn selbstbewusst ansah und mit unerbittlicher Stimme verkündete: ' Das ist mir egal, ich will in deiner Nähe sein. Ohne dich werde ich nirgendwo hingehen.'  
    Sie liebte ihn so sehr, dass sie ihr Glück opfern und ihr Leben im Kloster vergeuden würde. Einen größeren Liebesbeweis als diesen würde er nicht bekommen.
    „Ich ... wir werden dich begleiten. Mathilda und ich.“
    Heussgen strahlte.

Auf Leben und Tod
     
     
    „Christus bestimmt hie, dass kein weltlich oder geistlich Person in das Kloster der Klosterfrauen gehen, noch mit ihnen reden soll, dann nur allein zu etlichen Zeiten.“
    Mathilda verdrehte die Augen. Mutter Örtlerin rezitierte schon wieder die Birgittenregel. Immer wenn im Kapitel nichts anderes anstand, wurde aus irgendeiner Regel vorgelesen. Wenn nicht die Regel der Heiligen Birgitta, dann die des Heiligen Augustinus oder die Visitationscharta der letzten Visitation durch den Beauftragten des Freisinger Bischofs. Das war natürlich allemal besser als ein Strafkapitel, langweilig war es dennoch.
    „'Siebentes Kapitel: Damit alle Ursach einer jeden Notdurft oder Bittung ausgeschlossen sei, so soll kein

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