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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Beklommenheit sorgfältig verbergend, horchte er den Geräuschen aus der Halle nach. Wortwechsel, trampelnde Schritte, dann wieder Palgmachers Stimme, die das allgemeine Gewirr übertönte:  
    „Hier entlang, meine Herren. Diese Treppe!“
    Die Wut auf diesen erbärmlichen, engstirnigen, dummen, opportunistischen Hampelmann ließ Arno alle Unsicherheit vergessen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte den Eindringlingen finster entgegen.
    „Die erste Kammer zur Torseite!“
    Da, wo meine Lampe steht, fiel Arno siedendheiß ein, noch ehe er den Mann es aussprechen hörte:  
    „Da steht eine Lampe.“ Er klang unentschlossen, wie er dies deuten sollte.
    Dann wurde die Tür aufgerissen und selbige hereingestreckt.
    Arno fixierte das Licht. „Es ist meine“, erklärte er ruhig. Diese Leute konnten ihm überhaupt nichts. Im Gegenteil: Er würde sie so viel Zeit kosten wie möglich – was Heussgen zugutekam.
    „Seid Ihr Oekolampadius?“, drängte sich eine zweite Stimme an der Lampe vorbei. Jung – und herrisch, die Macht, die seine Rolle ihm gab, genießend.
    Arno formte ein liebenswürdiges Lächeln und verzögerte seine Antwort um einen Wimpernschlag. „Nein.“
    „Wer seid Ihr dann?“ Der rundgesichtige Lampenerleuchtete.
    „Wo ist er?“ Sein Vorgesetzter, offensichtlich, die Knöpfe an seinem Rock blitzten. Er spähte unter das Bett, riss den Schrank auf. „Hier ist niemand sonst.“ Arno lediglich einen kurzen Blick zuwerfend, wandte er sich um und brüllte in die Menge: „Wir durchsuchen das Gebäude. Korporal Schuster, schnappt Euch den Prior, lasst alle Mönche aus ihren Zellen holen und bringt sie nach unten in die Halle, um alle Namen aufzunehmen.“
    „Jawohl, Hauptmann.“ Ein dienstbeflissener Rothaariger mit beachtlichem Bart schlug die Hacken zusammen und rannte aus der Kammer.
    „Korporal Hofer?“
    „Hauptmann?“ Der Dickliche dort mit der Glatze.
    „Ihr gebt den Männern draußen Bescheid, dass sie weiter das Gelände durchforsten.“
    Der Glatzkopf verschwand zwischen den herumstehenden Leuten auf den Gang.
    Arno musste aus dem Zentrum des Trubels heraus. Sich jetzt schon in Richtung Kirche zu begeben, war zu früh. Am besten folgte er dem Kahlschädel nach draußen – um bei der Gelegenheit feststellen zu können, dass Heussgen entkommen war.
    „Alle Mönche in die Halle“, brüllte der Rotbärtige den Befehl, der soeben an ihn gegangen war, durch den Gang. „Wo ist der Prior?“
    Arno hatte noch keine zwei Schritte machen können, als der arrogante Träger seiner Lampe sich ihm in den Weg stellte. „Was tut Ihr hier in Ökolampads Zelle? Habt Ihr ihn gesehen? Warum ist das Fenster offen, ist er dort hinaus?“
    Glaubte der wirklich, dass er mit Arnos Kooperation rechnen könne? „Wenn Luthers Anhängern Flügel wüchsen, könnte der sich vor Überläufern wahrscheinlich nicht retten“, gab er in liebenswürdigem Ton zurück und freute sich wiederum diebisch über die angestrengte Miene des Jungen, der nun nicht umhin kam sich zu fragen, auf welche Seite er Arno einordnen sollte. Das ausnutzend, drängte er sich kurzerhand an ihm vorbei auf den Gang hinaus.
    „Alle Brüder in die Halle!“ Palgmachers Ton unterschied sich nicht im Geringsten von dem der Soldaten. „Alle in die Halle! Bruder Hafner, Ihr macht die Runde und holt den Rest aus ihren Zellen. Wo ist Bruder Sieber? Er soll helfen.“
    Arno lief los, der zwischen den Mönchskapuzen aufblitzenden Glatze nach, die schon auf dem Weg nach unten war. An der Treppe stieß er mit Sieber zusammen, der aber keine Anstalten machten, ihn aufzuhalten.
    „Wenn er noch hier im Gebäude ist, werden wir ihn kriegen“, übertönte Palgmachers Stimme hinter ihm den allgemeinen Tumult. „Alle Brüder in die Halle, alle Brüder in die Halle!“
    Arno betrat diese gerade. Mit bewusst desinteressierter Miene schlängelte er sich zwischen den Mönchsgrüppchen hindurch, bis er endlich Hofer einholte. Hielt sich dicht bei ihm, um nach draußen zu entwischen – doch er hatte die Rechnung ohne die Wache gemacht, die man am Haupteingang postiert hatte. Wie viele von denen mochten hier herumkrauchen? Weitaus mehr als Mönche jedenfalls. Heussgen hatte seine politische Wichtigkeit offensichtlich unterschätzt.
    „Alle Mönche müssen in der Halle bleiben“, belehrte ihn der ältliche Mann im Waffenrock.
    „Ich habe den Auftrag, Eure Leute durch das Außengelände zu führen“, log Arno ihm dreist ins Gesicht.
    Der

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