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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Frauen nach, kein Problem. Was soll ich jetzt für euch tun, die Pferde sind bereit, oder?“ Er griff nach seinen bereitstehenden Stiefeln.
    „Warte“, bremste ihn Heussgen sofort. „Es ist wichtig, dass du nicht mit uns in Verbindung gebracht wirst. Wer weiß, wie es hier zugeht, wenn die mitbekommen, dass nicht nur ich verschwunden bin. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, den Rest schaffen wir schon. Du musst den Überraschten spielen, wenn es gleich losgeht.“
    Arno verharrte. Heussgen hatte natürlich völlig recht.
    „Konstantin holt die Pferde, Preuß am Haupttor habe ich vorsorglich schon gestern instruiert, er wird jeden Landsknecht so lange wie möglich aufhalten, damit wir durch das Südtor verschwinden können.“  
    „Gut, also dann ...“ Arno hob unentschlossen die Hände.
    „Für den Fall, dass du Helfer brauchst: Albrecht und Werder haben sich auch sehr aufgeschlossen gezeigt “, flüsterte Heussgen eindringlich. „ Und Preuß natürlich. Er hält hier die Stellung, bis auch ihr geht.“  
    Preuß, Werder, Albrecht. Arno nickte beklommen.
    „Gott sei mit dir, mein Freund Wayden“, schloss Heussgen ihn in eine kurze, heftige Umarmung und raunte ihm ins Ohr. „Ich erwarte dich in Sankt Anna in Augsburg.“
    „Wo Luther nächtigte.“ Arno lächelte.
    „Komm zur Kirche, dort kannst du offen nach Ökolampad fragen.“
    „Ich komme, so schnell ich kann.“
    „Überstürz nichts, warte, bis die Lage hier sich wieder beruhigt hat. Zur Ebernburg aufbrechen können wir vor März ohnehin nicht. Und auch wir werden uns erst einmal bei dem jungen Gütler verstecken, der meine Briefe weitergeleitet hat – bis die Straßen nach Augsburg wieder sicher sind.“
    Heussgen hatte sich von Arno gelöst und war schon Schritte entfernt, tastete sich in der Dunkelheit an der Wand entlang. „Komm, Hartwig, mein Junge, jetzt aber schnell!“
    „Auf Wiedersehen, Pater Arno, wir ... sehen uns dann.“
    Arno kam kaum dazu, seinem Schüler abschließend zuzunicken, als der schon seinem selbstgewählten, lutherischen Lehrmeister nacheilte.
    Dann schloss er leise die Tür, widerstrebend, hier eingesperrt zu sein, von allem abgeschnitten ...
    Die Frauen! Wie konnte er verhindern, dass sie nachher herüberkamen und Soldaten nebst aufgebrachten Mönchen in die Arme liefen?  
    Könnte er irgendwo in der Kirche eine Nachricht aufhängen? Nein, das war viel zu gefährlich. Die Tür zum Männerkonvent verrammeln? Oder, im Gegenteil, offen lassen, damit die Frauen stutzten? Auch nicht, ohne Verdacht zu erregen. Davon abgesehen, dass für alle Aktionen in dieser Richtung die Zeit fehlte.
    Er machte ziellose Schritte, rang die Hände, stöhnte. Hatte er wirklich keine Möglichkeit?
    Die drei waren nicht blind – und mit Sicherheit vorsichtig. Wenn hier Aufruhr herrschte, würden sie es bemerken. Und umkehren. Darauf musste er vertrauen. Etwas anderes blieb ihm nicht.
    Mathilda würde sich Sorgen machen. Er biss die Zähne zusammen. Eine Nacht in Ungewissheit. Bis sie morgen früh erfahren würde, dass Heussgen mit Anhang geflohen war – mit Gottes Hilfe – und sich den Rest denken. Sie würde doch nicht fürchten, dass er, Arno, ohne sie ...? Nein, die Zeit der Zweifel war vorbei.  
    Durfte er hoffen, sie morgen Nachmittag wie gewöhnlich im Unterricht zu sehen? Kaum. Die Örtlerin würde ihre Schwestern im Frauenkonvent abschotten. Selbst wenn man Arno nicht mit den Lutheranern in Verbindung brachte, war ihm schleierhaft, wie er es schaffen sollte, mit Mathilda in Kontakt zu kommen.
    Ein weiteres gequältes Seufzen ausstoßend, trat er an die Tür und legte sein Ohr dagegen. Konnte es wirklich sein, dass es noch immer absolut still war?
    Ob Ludwigs Männer schon bei Bruder Preuß am Haupttor angekommen waren? Oder am Eingang auf der anderen Seite des Gebäudes?
    Warum zum Teufel war er immer froh um sein Fenster zum ruhigen Innenhof gewesen? Kindischerweise öffnete er es und lauschte in die Nacht. Doch wahrscheinlich wäre allenfalls ein Kanonenschlag von vorn über das Dach zu ihm gedrungen.
    Unschlüssig drehte er sich um sich selbst. Was sollte er tun, außer zu warten, bis ... es passieren würde?
    Bitte, Gott, schütze sie. Die Frauen hier drinnen und die Männer da draußen. Entnervt ließ er sich auf der Bettkante nieder. Stützte die Ellenbogen auf seine Schenkel, legte seinen Kopf in die Hände, fuhr sich durchs Haar, strich sich über den noch immer ungebremst wachsenden Scheitel. Früher, als dort

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