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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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gar nicht vorstellen, immer schweigen, immer beten und arbeiten zu wollen. „Wenn wir aber nicht so weit kommen, werden wir immer wieder die Regeln brechen.“
    „Und Ärger kriegen“, nickte Katharina. „Mindestens eine Mahlzeit fällt dann aus.“
    „Was ist das für eine Strafe, die du fürchtest?“, fiel Mathilda da wieder ein.
    „Der Grund, weswegen ich hier bin“, antwortete Katharina vage und stand auf. „Aber jetzt geh ich wieder, es ist sicher schon spät.“
    Und schon war sie an der Türe, wandte sich aber noch einmal zu Mathilda.
    „Das war schön. Können wir das mal wieder machen?“
    Mathilda nickte nur – und Katharina verschwand, so leise, wie sie gekommen war.
     
    Im Bett überlegte Mathilda, dass sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft hier glücklich war. Sie war nicht mehr alleine, hatte eine Freundin, eine Verbündete, die vieles hier ebenso empfand wie sie. In der Gewissheit, dass das genügte, damit alles gut werden könnte, schloss sie schließlich die Augen und schlief ein.

Donnerstag, 20. Oktober 1521
    Die Schlange und der Apfel
     
    Jeden Donnerstag soll Kapitel gehalten werden, ob eine sich in ettwerm verschuldet hat, das da gestraft werde …
    Aus den Klosterregeln der Heiligen Birgitta
     
     
    „Welche Fragen hasst du?“, wurde Mathilda nach der Messe von der Schönin in Empfang genommen. Nebeneinander gingen sie zur Klosterpforte, wo die Nonne ihren Dienst zu versehen hatte, während Mathilda wieder hinaus musste zur Apfelbaumwiese.
    Keine, hätte sie am liebsten geantwortet. Weil sie es aber als Fehler einschätzte, ihre Mentorin mit Trotz und Verweigerung gegen sich aufzubringen, hatte sie sich ein paar überlegt. Nichts wirklich Wichtiges, dennoch würde die Schwester dadurch das Gefühl bekommen, dass Mathilda ihre Hilfe benötigte.
    „Wie sieht es denn mit Post aus?“, fragte Mathilda. „Darf ich einen Brief schreiben?“
    „Sselbstverständlich nicht“, zischte die Schönin. „Du bisst hier schließlich in Klaussur.“
    Mathilda blinzelte verwirrt. Was hatte das mit der Klausur zu tun? Hier wurden doch Briefe geschrieben. „Aber die anderen ...“, stammelte sie, „und Ihr ... seid doch auch in Klausur.“
    Sie bereute es sofort. Die Schönin spitzte empört die Lippen: „Spar dir diesse Unverfrorenheiten. Die Antwort lautet nein, du darfsst nicht.“
    „Aber ich darf dann doch wenigstens Post bekommen?“, hakte Mathilda nach. „Von meinem Vater?“
    „Wenn ein Brief kommt“, kam die knappe Antwort, „wird dass Mutter Örtlerin schon entscheiden.“
    Damit berührte die Schönin ein heikles Thema. Mathilda würde erst dann Post von ihrem Vater erwarten können, wenn es ihm wieder besser ginge. Wenn! Und wenn nicht? Sie musste blinzeln, aber vor der widerlichen Schwester zu weinen, kam auf keinen Fall infrage.
    Mathilda beschloss, sich auf ein ganz anderes Thema zu verlegen: „Ich würde gerne einmal baden. Wo kann ich das machen?“
    Die Schönin riss die Augen auf und griff sich an die Brust. Bekam sie jetzt etwa einen Herzanfall? Interessiert sah Mathilda zu, wie das Gesicht der Nonne sich immer mehr rötete und rötete – und schließlich wieder heller wurde. „Baden?“, kam endlich ein entgeistertes Krächzen. „Hier wird nicht gebadet.“
    „Wieso?“, fragte Mathilda. „Schwester Jordanin hat mir doch das Badehaus gezeigt.“
    Das stimmte nicht, es war Katharina gewesen, die sie mit einem Kopfnicken darauf aufmerksam gemacht hatte, als sie heute Morgen wieder gemeinsam zum Nachttopfleeren bei den Latrinen gewesen waren.
    „Drei Mal im Jahr wird dort eingeheizt“, erklärte die Schönin, als sie sich von ihrem Schreck etwas erholt zu haben schien. „Vor Weihnachten das nächsste Mal. Dann vor Osstern und vor Pfingssten.“
    „Ich will meine Haare aber schon vorher waschen“, beharrte Mathilda. Doch als sie den befriedigten Ausdruck im Gesicht der Nonne bemerkte, wurde ihr klar, dass es ein schwerer Fehler gewesen war, diese Schwester auf ihre Haare aufmerksam zu machen.
    Die mit einem Mal sehr glücklich aussah: „Hier werden keine Haare gewaschen.“
    Die Nonnen mussten wirklich kahl geschoren sein unter ihren Schleiern. Mathilda nickte – und begann um ihren Zopf zu bangen, den Schwester Schönratin mit über Gebühr großer Aufmerksamkeit betrachtete. Schnell eine neue Frage, um diese unwillkommene Beachtung zu beenden! „Wann haben die Nonnen hier denn einmal Zeit für sich?“
    „Zeit – wofür?“ Im Gesicht ihrer Mentorin

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