Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
Vom Netzwerk:
wechseln.“
    So viel zum Thema Diskretion! Arno verzog den Mund. „Ja, ich war dagegen, dass wir uns von Geld erpressen lassen. Dass jemand daherkommen kann und, nur weil er Geld hat, Regeln außer Kraft setzen, die aufgestellt worden sind, weil wir überzeugt waren, dass sie uns befähigten, Gott bestmöglich zu dienen. Leider konnte ich meine beiden Vorgesetzten nicht überzeugen.“
    „Also habt Ihr Euch gefügt.“
    „Mir blieb nichts anderes übrig, wie ich schon sagte.“
    „Das verstehe ich noch nicht. Warum billigt Ihr Euch nicht zu, Eure Entscheidung für die Kirche zu überdenken? Zumal Ihr Euch doch gewehrt habt! Wieso habt Ihr aufgegeben?“
    Arno sortierte seine Gedanken. „Ich versuche mit gerechten Mitteln, den anderen meine Meinung nahezubringen, damit sie ihren Standpunkt überdenken und vielleicht zu meinem wechseln. Aber wenn ich keinen Erfolg habe, akzeptiere ich das.“
    „Und lebt mit Dingen, die Euch gegen den Strich gehen?“
    „Ich lebe mit dem Gesamtpaket“, drückte Arno es aus.
    „Also definiert Ihr es so, dass Ihr Kompromisse macht?“
    „Das käme für Euch nicht infrage, nicht wahr?“ Arno sah ihn nachdenklich an.
    „Nein.“ Auch Heussgen dachte nach. „Ich hätte Angst, dass ich meine Ideale verriete – also ich will mich jetzt nicht über dich stellen, überhaupt nicht“, setzte er hastig hinzu. „Ich suche nur meine Position.“
    Arno nickte, ihm bedeutend, weiterzusprechen.
    „Ich will mir treu bleiben“, formulierte Heussgen es noch einmal um.
    „Das will ich auch.“
    Heussgen lächelte. „Das weiß ich. Ich bin auch davon überzeugt, dass wir beide nicht so weit auseinanderliegen, wie es auf den ersten Blick ausschaut.“
    „Das ...“, Arno zögerte, begann dann von Neuem: „Vielleicht bin ich ein opportunistischer Feigling, der den ernsthaften Konflikten aus dem Wege geht?“
    „Du hast deine Gründe.“
    Dass der Andere ihn nicht in der Luft zerriss, weil Arno ihm seine Schwäche gezeigt hatte, erfüllte ihn mit tiefer Zuneigung. „Du äußerst in allem offen deine Meinung“, dachte er laut nach. „Also ich spreche jetzt von der großen Politik. Von Luther und seinen Ideen.“
    Heussgen nickte gespannt.
    „Aber ist es nicht so“, Arno prüfte nochmals, was er sagen wollte, „dass du dir das nur deswegen erlauben kannst, weil du dich im Grunde deines Herzens nicht mehr der Kirche zugehörig fühlst?“
    „Du willst damit sagen, auch ich hätte mich bereits entschieden? Nur weil ich mit Luther in vielen Punkten übereinstimme?“
    „Ja, ich denke schon.“ Arno sah ihn aufmerksam an. „Während ich Teil dieser Kirche bin – und bleiben möchte.“
    „Aber es kann doch nicht sein, dass du deswegen keine Kritik üben kannst! Es muss doch möglich sein, Missstände aufzuzeigen und durch Reformen zu beheben.“
    „Natürlich kann ich nicht alles gutheißen, was innerhalb der Kirche geschieht. Trotzdem bin ich Christ und will Gott, so gut ich es vermag, dienen.“
    „Kannst du das denn nicht nach deiner eigenen Methode?“
    „Ich soll eine neue Kirche gründen?“
    „Martin Luther ...“
    „Ich weiß, dass man ihm nachsagt, eben dies zu wollen.“
    „Martin Luther ist ein Mönch, wie du. Sehr gebildet, wie du. Ein unabhängig denkender Mensch, wie du. Dem aufgefallen ist, dass vieles in der Kirche, derer er ein Teil ist, im Argen liegt. Nur darum geht es ihm. Er hatte nie vor, die katholische Kirche zu verlassen. Er wollte sie nur verändern.“
    „Das konnte er aber nur so lange, bis sie ihn exkommuniziert haben“, stellte Arno trocken fest.
    „Du willst sagen“, Heussgen überdachte das noch einmal, „du machst bis zu einem gewissen Grade mit ...“
    „... um in meinem Rahmen das zu tun, was in meiner Macht steht.“
    Das würde Heussgen mit seinem Hang zur Revolution nicht gelten lassen. Und hatte er nicht recht, wenn er Arno tatsächlich für einen Feigling hielt?
    „Aber was kannst du als Mönch – oder als Priester denn bewirken?“, hielt der dann auch dagegen. „Du kannst predigen, klar. Aber auch dort darfst du deine Meinung nur sehr begrenzt kundtun.“
    „Ich kann mit denen, die anderer Meinung sind als ich, diskutieren, ihnen Vorschläge machen, versuchen, sie zu überzeugen. Ich kann den einfachen Gläubigen nah sein und diese unterstützen in ihrem Leben als Christen.“ Arno nickte bekräftigend. „In die große Politik mische ich mich ohnehin nicht gern ein, wie ich schon sagte.“
    „Aber kann man das denn so

Weitere Kostenlose Bücher