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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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eindeutig trennen? Die Politik spiegelt unser aller Leben wider!.Guck dir den Fall eurer Kleinen an! Oder den Bau der Fuggerei in Augsburg!.Das sind Ereignisse ganz unten, die gehen uns direkt an. Doch sie geschehen nur, weil die Kirche so ist, wie sie ist.“
    „Hm.“ Arno nickte. „Wenn aber ein Papst einen großen Krieg führen will und sich zu diesem Zweck abhängig von einem Mann macht, der diese Macht dazu missbraucht, Ablasszahlungen als Zinsen einzufordern, die wiederum sein Vermögen vermehren“, nahm er den Faden auf, der zu Jakob Fugger führte, „dann halte ich das für ein relativ leicht als objektiv einzustufendes Unrecht. Wenn dagegen ein Vater mit seinem eigenen Geld dafür sorgt, dass seine begabte Tochter ein besseres Leben führen kann – dann kann ich das durchaus mittragen.“
    „Gut – nur wer entscheidet im einzelnen, was tragbar ist und was nicht?“
    „Jeder Christ für sich selbst?“ Arno zuckte die Achseln. „Die Mehrheit der Christen?“
    „Die Mehrheit der Christen tut nichts gegen die zweifelhaften Päpste! Und wenn mal einer dabei ist, der sich redlich bemüht, sich wieder auf den Willen Gottes zu besinnen, dann wird er garantiert vergiftet. Was für dich wohl auch ein Zeichen ist, dass man lieber im Kleinen wirken sollte, oder?“
    „Ich bin Priester, und ich gebe mein Bestes, um ein guter Priester zu sein. Ich kann Menschen dabei unterstützen, ihr Leben nach Gottes Willen zu führen. Das ist doch sehr viel!“
    Zu seiner Überraschung registrierte er, dass Heussgen nur stumm nickte.
    „Ich verstehe dich. Und ich glaube, dass du ein sehr guter Priester bist.“
    „Was ist es, das mich misstrauisch macht, wenn ich dich so etwas sagen höre?“ Arno erlaubte sich ein Grinsen.
    Heussgen erwiderte das. „Ich habe die Wahrheit gesagt“, beteuerte er dessen ungeachtet. „Darf ich dir einen Wein anbieten, mein Freund?“
    Ein Glas Wein jetzt wäre nett. Arno lächelte und nickte. Und das mit dem Freund würde er sich überlegen.

Sonntag, 23. Oktober 1521
    Unter der Haube
     
    Die Zierde des Hauptes wird sein ein Schleier, damit die Stirn und Wangen sollen umgeben sein und das Angesicht etlicher Mals bedeckt werde. Dessen Ende soll ein Gluff in dem Nacken zusammenfügen. Darauf soll gelegt werden ein Weil von geschwärzter Leinwand, darein sollen sie stecken drei Gluffen, damit er nicht abfalle. Eine bei der Stirn und zwei bei den Ohren.
    Aus den Klosterregeln der Heiligen Birgitta
     
     
    „Was kommt jetzt?“, fragte Mathilda, als sie nach Katharina aus dem Frauenchor herausgetreten war. „Heute ist Sonntag.“
    „Eben. Wir befolgen die Gebote. Das bedeutet, am siebten Tage, also heute, sollst du ruhen“, antwortete Katharina vergnügt. „Wo möchtest du das tun?“
    „Wir haben frei?“ Mathilda konnte nicht fassen, was sie hörte. „Können tun und lassen, was wir wollen?“
    „Nun ja“, schränkte Katharina ein. „Eigentlich ist vorgesehen, dass wir die freie Zeit bis zum Gottesdienst in Gemeinschaft der anderen im Refektorium verbringen. Lesen, sticken, aber auch besinnliche Gespräche sind erlaubt. Rekreation halt. Aber wer müde ist oder alleine sein möchte, darf sich heute auch zurückziehen.“ Grinsend zog sie die Augenbrauen nach oben: „Du willst sicher zu den anderen.“
    Mathilda schnaubte – und zog sich den unwilligen Blick einer vorbeieilenden Nonne zu.
    „Wer war das?“ Ihr war klar, wenn sie die anderen Nonnen endlich kennenlernen wollte, sollte sie so viel Zeit wie möglich in ungezwungener Gemeinschaft verbringen. Dennoch ...
    „Das weißt du noch nicht?“, fragte Katharina, ironische Entrüstung in der Stimme. „Das ist unsere Priorin, Ottilia Öfler.“
    Mathilda nickte, Elisabeth hatte sie bereits erwähnt. Einen Moment beobachtete sie, wie Schwester Öfler auf leisen Füßen davoneilte. Auch sie schien es eilig zu haben, zu ihrer Freizeitbeschäftigung zu kommen.
    „Dürfen wir auch in unsere Kammern gehen?“, fragte sie.
    „Was willst du da, dich ausruhen?“
    „Haare waschen.“ Sie sah Katharina fragend an: „Was wirst du jetzt tun?“
    „Brauchst du Hilfe?“
    Doch Mathilda schüttelte den Kopf. „Du kannst jetzt doch mit Elisabeth reden. Und zwar ohne eine Strafe zu riskieren.“
    „Ich würde lieber dir helfen“, beharrte Katharina und setzte sich neben Mathilda in Bewegung. Ihre Stimme klang brüchig. „Elisabeth ... will mich nicht sprechen.“
    „Hast du ihr den Zettel wiedergegeben?“, fragte Mathilda.
    Doch

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